Fröndenberg. Helene und Günther Steiner feiern ihre Gnadenhochzeit. Als sie sich das Ja-Wort gaben, war Deutschland frisch in Ost und West getrennt.
Was für ein Jubiläum, was für ein Geschenk. Helene und Günther Steiner feiern Gnadenhochzeit. Vor 70 Jahren haben sich die beiden das Ja-Wort gegeben.
An das erste Kennenlernen erinnert sich Günther Steiner immer noch, als wäre es erst gestern geschehen. Geboren und aufgewachsen im oberschlesischen Kreuzburg, musste er als Soldat in den Zweiten Weltkrieg. Nach der anschließenden Kriegsgefangenschaft in Frankreich kam er nach Fröndenberg. Und bei einer Tanzveranstaltung, bei der ehemalige Kameraden als Band aufspielten, sah er zum ersten Mal seine spätere Gattin Helene. „Sie hatte schwarze Haare“, sagt Günther Steiner. Und ergänzt mit einem schelmischem Lächeln: „Schwarze Haare mochte ich bei Frauen schon immer.“ Und noch etwas anderes fiel ihm sofort auf. „Sie konnte gut tanzen.“
Der Ruhrstadt ein Leben lang treu
Man kam sich näher, gab sich schließlich das Ja-Wort. Genau 70 Jahre ist das nun her. Ein wirklich seltenes Ereignis, welches nur die allerwenigsten Eheleute feiern können. Die gebürtige Fröndenbergerin Helene Steiner (ihr Mädchenname ist Wittmann) ist der Stadt ihr Leben lang treu geblieben. Zwei Söhne haben die Steiners bekommen, leider lebt einer der beiden nicht mehr.
Premiere für Probst
Den Gottesdienst im Haus Hubertia hielt Probst Norbert Schröer ab. Er war langjähriger Pfarrer in Fröndenberg und ist mittlerweile in Werl zuhause. Von Zeit zu Zeit hilft er aber auch immer wieder in der Ruhrstadt aus.
Im Vorfeld hat Probst Schöer dem Ehepaar Steiner verraten, dass er in seinem langen Leben als Seelsorger (gut ein halbes Jahrhundert) ein solches Ehejubiläum noch mit keinem anderen Paar begehen konnte.
Während man den 70. Hochzeitstag Gnadenhochzeit nennt, ist der nächste runde Jahrestag, der 75. Hochzeitstag, die Kronjuwelenhochzeit.
Günther Steiner ist mittlerweile 91 Jahre alt, seine Gattin ein Jahr jünger. Der Jubilar ist gelernter Chemiker, arbeitete später bei einem großen Baukonzern. Seine Frau arbeitete zwischenzeitlich unter anderem in einer Imbissbude an der Alleestraße. Lächelnd erinnert sie sich, wie gerade die etwas jüngeren Kunden sich die Nasen an der Scheibe platt drückten und dann vielleicht das Taschengeld in eine Bratwurst oder eine Portion Pommes investierten. „Die Kinder wussten ganz genau, dass bei mir die Portionen ein bisschen größer sind.“
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Seit gut zwei Jahren sind die beiden nun im Haus Hubertia mitten in Fröndenberg zuhause, können als Ehepaar ein kleines Apartment gemeinsam bewohnen. Der durchaus etwas größere Rummel rund um den besonderen Ehrentag ist gerade Helene Steiner gar nicht so recht. Ein bisschen hadere man natürlich mit den gesundheitlichen Umständen, die das hohe Alter so mit sich bringen, und auch damit, nicht mehr alleine in den eigenen vier Wänden leben zu können.
Auch im Alter noch aktiv
Aber Helene und Günther Steiner wissen auch voller Dankbarkeit zu schätzen, was für eine seltene Gnade ihnen zuteil geworden ist. Am Dienstagnachmittag gab es im Haus Hubertia einen Gottesdienst, den natürlich auch die Familie mitfeierte.
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Hier im Haus fühlen sich die beiden Jubilare wohl. Nahezu jeden Mittwoch sind sie etwa gemeinsam bei Singkreis des Hauses und lassen alte Volkslieder erschallen. Die Musik stand also nicht nur am Anfang ihrer langjährigen Beziehung. Da muss natürlich eine Frage auf jeden Fall noch gestellt werden? Wie schafft man es, so eine lange Zeit gemeinsam zu überstehen? Die Antwort kommt von beiden fast wie aus der Pistole geschossen. „Wir haben kein besonderes Geheimnis dafür.“
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Günther Steiner ergänzt dann noch, man müsse einfach auf den Partner achten, immer wieder auch Rücksicht nehmen. „Und beim Fremdgehen habe ich sie auch nie erwischt“, schiebt er dann mit dem Schalk im Nacken noch hinterher. Und als sich die beiden dann fürs Zeitungsfoto drapieren, sagt Helene Steiner über ihren Günther, wie sie es vielleicht auch vor 70 Jahren schon gesagt und aus tiefstem Herzen empfunden hat: „Er ist mein Goldstück.“
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