Fröndenberg/Unna. Aktuell wird für Weihnachten gesammelt. Doch monatelang war der Verteiler der Fröndenberger Tafel geschlossen. Die Zeit soll schlimm gewesen sein.
„Die Zeit war wirklich schlimm.“ Das sagt Ulrike Trümper, Vorsitzende der Unnaer Tafel, über die drei Monate, in denen mehrere Ausgabestellen der Tafel geschlossen waren. Auch Fröndenberg war betroffen. Der Grund: Zu wenig Hilfskräfte und Mitarbeiter. „Wir arbeiten viel mit sogenannten 1-Euro-Jobbern zusammen. Allerdings sei genau das auch häufig ein Problem. Viele sind gesundheitlich sehr eingeschränkt, fallen oft aus oder haben zu ihrem Glück eine feste Anstellung gefunden“, erklärt die Vorsitzende. Seit dem 1. März sind alle Ausgabestellen aber wieder geöffnet.
Schon länger als zehn Jahre gibt es die Tafel in Fröndenberg. Jeden Donnerstag werden um die 80 Personen im Bürgerzentrum am Mühlenberg kostengünstig mit Lebensmitteln versorgt. Doch trotzdem zählt die Ausgabestelle mit zu den kleinsten. Im Vergleich: In Kamen können bis zu 500 Menschen pro Ausgabe versorgt werden. Nicht jeder kann donnerstags ins Bürgerzentrum kommen – Bedürftige müssen sich vorab anmelden und einen Bezugsnachweis über staatliche Leistungen vorlegen. Dann wird geschaut, ob noch Plätze verfügbar sind. Aktuell sind es 28 Kunden in Fröndenberg, darunter sehr viele Großfamilien, wie Trümper berichtet.
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Busse bringen Menschen zur Tafel
Doch obwohl die verschiedenen Ausgabestellen, auch Verteiler genannt, geschlossen hatten, wurde Bedürftigen die Möglichkeit zum Einkaufen geboten. Mithilfe von Bussen wurden Fröndenberger Kunden nach Königsborn zur Zentrale der Unnaer Tafel gefahren. Dort konnten sie dann alles Nötige kaufen und wurden anschließend wieder zurück zum Mühlenberg gebracht. Alle 14 Tage konnten die Menschen das Angebot nutzen, erzählt Ulrike Trümper. Obwohl die Zeit „wirklich schlimm“ war, gab es laut der Vorsitzenden keine immensen Beschwerden seitens der Kunden.
„Ich sage immer, dass wir dafür da sind, um überschüssige Lebensmittel abzugeben, und wir sind froh etwas zu bekommen, damit wir anderen helfen können.“ Mit „etwas bekommen“ meint Trümper die verschiedenen Supermärkte oder Bäckereien, die ihre Produkte der Tafel zur Verfügung stellen. „Jeden Tag fahren unsere Mitarbeiter rund 70 Geschäfte an“, sagt sie. Daher sei es auch umso wichtiger, dass genügend Hilfskräfte vor Ort sind. Denn nachdem alles abgeholt wurde, geht es ans Sortieren und Verteilen. „Vor allem ohne unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter wären die ganzen Ausgabestellen nicht möglich.“ Denn in Fröndenberg arbeiten ausschließlich Ehrenamtler. „Meist sind die Menschen schon aus dem Berufsleben raus und freuen sich einfach etwas Gutes zu tun“, erzählt Trümper. „Ohne dieses Engagement würden wir das nicht schaffen.“
Großfamilien und Alleinstehende
„Viele Familien haben vier oder fünf Kinder, die sie mit zur Tafel bringen. Das tut einem schon weh. Denn eigentlich sollen Kinder doch nicht mit der Tafel aufwachsen müssen“, sagt die Vorsitzende und verdeutlicht, dass sie diese Situationen wirklich traurig findet.
Aber auch immer mehr ältere Menschen kommen zur Tafel. „Ich denke, dass das mit der Altersarmut zu tun hat. Daher haben wir einen Tag in der Woche, an dem ausschließlich ältere und behinderte Menschen bei uns einkaufen können.“ Das gilt allerdings nicht für Fröndenberg. „Ich hoffe, dass wir vor allem älteren Menschen so die Chance geben können, bei uns Produkte zu kaufen, ohne sich dafür zu schämen.“
Damit auch immer wieder andere Menschen zur Tafel kommen können, gibt es einheitliches Prinzip: Wer sich anmeldet und vier Mal nicht kommt, wird von der Liste gestrichen. „Wenn jemand vier Mal nicht kommt, gehen wir davon aus, dass der Kunde nicht mehr auf unsere Hilfe angewiesen ist. Daher wird der Platz dann für jemand anderen frei gemacht“, berichtet Ulrike Trümper.
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Enorm hohe Kosten
„Wir zahlen ungefähr 1000 Euro für Sprit im Monat“, sagt die Vorsitzende der Unnaer Tafel. Deshalb müssen die bedürftigen Menschen auch für die Lebensmittel beim jeweiligen Verteiler bezahlen. Die Kosten seien dabei selbstverständlich dementsprechend niedrig, erklärt sie weiter. Ulrike Trümper freut sich, Menschen helfen zu können und ist dankbar für die tolle Mitarbeit der 1-Euro-Jobber und Ehrenamtler.
Auch wenn sie von der weihnachtlichen Sammelaktion berichtet, macht sich ein zufriedenes Schmunzeln in ihrem Gesicht breit. „Immer wenn es Richtung Dezember geht, sammeln wir ganz viele Konserven, Nudeln, Reis, Gebäck und vieles mehr. So wollen wir den Bedürftigen die Möglichkeit geben, beispielsweise mehr für Geschenke der Kinder ausgeben zu können.“ Und auch viele Außenstehende beteiligen sich. „Wir bekommen viele Pakete mit Deko, Uhren, Weihnachtsschmuck und anderen Gegenständen, die nicht mehr benötigt werden, darüber freuen wir uns natürlich sehr.“
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Aktuell hat die Tafel einen Antrag für mehr Personal gestellt, damit es Ende dieses Jahres nicht wieder zu Schließungen kommen muss. „Wir hoffen, dass wir 2020 mit 30 Hilfskräften rechnen können“, sagt Trümper. Allerdings wisse sie vorher nie, wie viele 1-Euro-Jobber der Tafel letztendlich zur Verfügung gestellt werden.
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