Fröndenberg. . Die Sozialarbeiterin macht Jugendarbeit im Treffpunkt Windmühle. Zugleich leitet sie den Runden Tisch freier und öffentlicher Träger.
Ramona Jakobs-Reichert hat nicht eine Aufgabe. Sie hat vier. Selbst das scheint untertrieben. Die diplomierte Sozialarbeiterin vom Kinder- und Jugendbüro des Kreises Unna hat ihre Aufgaben aufgelistet, fein säuberlich, klar strukturiert und gut lesbar. Die Frau will verstanden werden, von Profis wie von den Kindern und Familien, mit denen sie arbeitet. Ramona Jakobs-Reichert ist eines der wichtigsten Gesichter der Jugendarbeit in Fröndenberg. Ein Besuch.
Spielplatz-Planung mit Kindern
Dieser Tage, morgens um elf. Der Treffpunkt Windmühle ist immer noch Baustelle. „Die kleinsten Arbeiten dauern ja immer am längsten“, sagt Ramona Jakobs-Reichert fast entschuldigend, die beim Gespräch von ihrem Kollegen Ede Friedrichs begleitet wird. Die neue Küche bereits ist fertig. Sie ist so groß, dass sie sich für Gruppen-Treffs wie gemeinsames Kochen eignet. Die Küche gibt im übertragenen Sinn einen Vorgeschmack auf das vergrößerte Jugendzentrum am Mühlenberg.
„Meine wichtigste Aufgabe ist die Beteiligung von Kindern am politischen Prozess“, stellt Ramona Jakobs-Reichert gleich zu Beginn des Gesprächs klar. So erleben Kinder bei der Spielplatzplanung, dass auch sie Teil der Demokratie sind, dass sie Vorschläge machen dürfen, dass darüber abgestimmt wird und dass sie vielfach am Ende sogar umgesetzt werden.
Vielschichtige Arbeit
Beteiligung am politischen Prozess: Das Thema ist vielschichtig, so vielschichtig, dass die Fachfrau für Jugendarbeit nicht weniger als neun Teilbereiche notiert hat, den letzten nachträglich mit Bleistift, die Arbeit mit Flüchtlingen.
Außerdem will Ramona Jakobs-Reichert junge Leute für die große Politik interessieren. Mit Schulen organisierte sie Jung-Wähler-Projekte. Sie selbst sitzt seit 2015 als Sachkundige Bürgerin im Sozialausschuss der Stadt Fröndenberg. Dass sie dabei Kontakte zu den örtlichen Parteien pflegt, versteht sich beinahe von selbst.
Teamfähigkeit und Schutz vor Mobbing
Am Herzen liegt Ramona Jakobs-Reichert auch Gewaltprävention. In Fröndenberger Kitas zeigt sie Vorschulkindern, was sie dazu beitragen können, dass sich stressige Situationen nicht zuspitzen. Zugleich will Ramona Jakobs-Reichert Teamfähigkeit von Kindern stärken und, umgekehrt, Mädchen vor allem vor Mobbing schützen. Ein Langzeit-Projekt zum Schicksal des Nazi-Opfers Anne Frank zielt darauf auf, Jugendliche mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund auf die Ursachen von Flucht und Verfolgung aufmerksam zu machen – zugleich ein Appell an Menschlichkeit.
Ramona Jakobs-Reichert erreicht ihre Ziele durch ihr Talent zum Netzwerken. Sie braucht Partner, mal inhaltlich, mal finanziell, nicht nur bei ihrer vierten großen Aufgabe: dem Vorsitz des Runden Tisches der offenen Jugendarbeit in der Stadt. Alle Träger der öffentlichen und freien Jugendarbeit sitzen dort zusammen. Ramona Jakobs-Reichert balanciert Interessen aus, mit ruhiger Stimme und kerzengeradem Sitz.
Runder Tisch für Jugendarbeit
Die Jusos haben vor kurzem die offene Jugendarbeit wieder zum Thema gemacht, wollen sie finanziell besser ausstatten als bisher. Die CDU nahm den Vorschlag auf. Ein Runder Tisch soll klären, welche Ziele vorrangig sind – und wie sie erreicht werden können.
Ramona Jakobs-Reichert ist pragmatisch. Sie sieht den Wandel des Lebensgefühls nicht als Bedrohung an, sondern sucht stets auch Chancen – etwa bei der Digitalisierung der Freizeit junger Leute. Andererseits zieht sie auch Grenzen: „Von 16 bis 18 Uhr ist bei uns in der Windmühle handyfreie Zone.“