Gevelsberg. Die AVU legt die Geschäftszahlen für das Jahr 2023 vor. Auf diese Preisentwicklungen müssen sich Kunden bei Gas und Strom einstellen.

Kriege in der Ukraine und in Nahost, schleppende Konjunktur und Inflation, hohe Energiepreise, große Anstrengungen für Versorgungssicherheit und Klimaschutz: Wie das Jahr zuvor war auch 2023 von vielen außergewöhnlichen Ereignissen und Entwicklungen geprägt. Dies blieb nicht ohne Folgen für die Geschäftszahlen der AVU-Gruppe, wie der Energie- und Wasserversorger mit Hauptsitz in Gevelsberg nun berichtet. Dennoch spricht das Unternehmen von einem stabilen Ergebnis, mit dem es das vergangene Jahr abgeschlossen habe. Dieses liege vor Steuern bei 28,7 Millionen Euro und damit auf dem Niveau des Vorjahres.

Der Absatz von Strom wie Gas blieb laut AVU im Jahr 2023 hinter dem Plan für dieses Geschäftsjahr zurück. Mit 602,3 Millionen Kilowattstunden (kWh) setzte das Unternehmen 18,6 Prozent weniger Strom ab als im Vorjahr. Auch beim Gas sank der Wert: um 8,9 Prozent auf nunmehr 1.057,9 Millionen kWh. Der Absatz von Wasser blieb annähernd gleich. Er lag bei 7.493,9 Millionen Kubikmeter, ein leichtes Minus von 2,3 Prozent.

Die AVU AG schließt das Geschäftsjahr 2023 mit einem Jahresüberschuss von 16,3 Millionen Euro ab. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen die Ausschüttung einer Dividende von 0,90 Euro pro Aktie vor. Sie wird an die kommunalen Anteilseigner sowie die Westenergie AG aus Essen gezahlt. „Damit bewegen wir uns wieder in die Richtung der Dividende von 1 Euro, wie die AVU sie lange zahlen konnte“, sagt AVU-Vorstand Uwe Träris.

Vorstand sieht AVU auf gutem Weg

„Wir haben unsere Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit in den letzten Jahren kontinuierlich weiter verbessert und haben von unserer klugen und vorausschauenden Beschaffungspolitik profitiert“, zieht Uwe Träris weiter Bilanz. „Wir sind nach wie vor sehr gut im Endkundengeschäft positioniert.“ Die extremen Preissteigerungen auf dem Energiemarkt hätten im Jahr 2022 dazu geführt, dass eine Vielzahl an Kunden zurückgewonnen werden konnte.

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Was für Laien zunächst widersprüchlich klingt, erklärt Frank Reiber, Leiter des Vorstandsbüros der AVU, auf Nachfrage der Redaktion so: 2022 habe der Börsenpreis für eine Kilowattstunde Strom kurzzeitig bei über einem Euro gelegen. Einige Energieversorger seien offenbar aufgrund äußerst kurzfristiger Beschaffungsstrategien in Liquiditätsschwierigkeiten gekommen. Da die AVU zu dieser Zeit weiter habe liefern könne, seien Kundinnen und Kunden zu ihr gewechselt.

Im Jahr 2023 sei es gelungen, einen beträchtlichen Teil dieser zurückgewonnenen Kunden weiterhin an die AVU zu binden, berichtet das Unternehmen weiter. „Mit diesem stabilen Ergebnis sind wir weiter auf einem guten Weg“, freut sich AVU-Vorstand Uwe Träris.

Strompreis zum 1. Juni 2024 erhöht

Und wie teuer werden Strom und Gas kurz- und mittelfristig für die Kundinnen und Kunden? Das wollte die Redaktion von der AVU wissen. Frank Reiber aus dem Vorstandsbüro erklärte, dass das nur zum Teil absehbar sei. „Beim Gas wird sich voraussichtlich nichts tun“, schätzt er. Der Strompreis sei zum 1. Juni hin erst erhöht worden. Wie dieser sich weiterentwickele, sei nicht vorherzusagen. Als Gründe nennt Frank Reiber die Börsenpreise, aber auch schwankende Netzentgelte. Mit der Erhöhung zum 1. Juni federt die AVU laut eigener Aussage die Preiserhöhung für ihre Kunden im fast gesamten ersten Halbjahr ab.

Dass der heimische Versorger 2023 weniger Strom und Gas abgesetzt habe, erkläre sich zu einem großen Teil aus den sehr hohen Temperaturen sowie den erfolgreichen Anstrengungen der Verbraucher, Energie zu sparen. Der Rückgang beim Absatz spiegele sich tendenziell, aber nicht vollständig in den Umsatzerlösen für das vergangene Jahr wider. In Summe verzeichnete die AVU 2023 Umsatzerlöse in Höhe von 350,5 Millionen Euro. Die Umsatzverluste seien aufgefangen worden durch höhere Erlöse aufgrund gestiegener Kundenzahlen sowie durch Einmaleffekte im Energiehandel.

Außerdem habe das kontinuierlich sinkende Preisniveau im Großhandel zu deutlich geringeren Risikoaufwänden geführt, was die AVU ebenfalls positiv wertet. Daneben sei sie sehr erfolgreich an den Energiebörsen aktiv gewesen, wo sie einerseits von Kunden witterungsbedingt nicht mehr benötigte Energiemengen erfolgreich wiedervermarkten konnte und andererseits die unterjährige Preisentwicklung zur Erzielung zusätzlicher Deckungsbeiträge genutzt hat, wie es weiter heißt.

Zahl der Mitarbeitenden geschrumpft

Die Beschäftigtenzahl der AVU-Gruppe sei in den vergangenen zehn Jahren um etwas weniger als zehn Prozent gesunken, von insgesamt 472 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 2013 auf 432 im Geschäftsjahr 2023. Gleichzeitig sei der Digitalisierungsgrad deutlich erhöht worden, was sich positiv auf die Ertragskraft und die Wettbewerbsfähigkeit der AVU ausgewirkt habe.

Die Fluktuation des Personals habe zugenommen: Ältere Jahrgänge wechselten in den Ruhestand, jüngere dringend benötigte Fachkräfte rückten nach. Das habe Folgen: Die AVU-Gruppe begrüße jedes Jahr rund 40 neue Kolleginnen und Kollegen.

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