Schwelm. Sanierungsstau in Schwelm: Mieter harren in baufälligen Wohnungen mit Schimmel und kaputten Heizungen aus – Investor nimmt Stellung.
Es ist eines der größten Sanierungsprojekte in Schwelm: Die Wohnblocks an der Ecke Möllenkotter Straße und Hauptstraße sollen sich von einem Schandfleck in ein Vorzeigewohnquartier verwandeln. 147 teils marode und verschimmelte Wohnungen sollen energetisch und optisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Davon sollen besonders sozial benachteiligte Menschen profitieren. Die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Häuser haben alle einen Wohnberechtigungsschein.
Anfang November 2023 hatte der neue Eigentümer im Beisein von NRW-Ministerin Ina Scharrenbach das Großvorhaben der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie war dabei, weil es sich um ein Vorzeigeprojekt für ganz NRW handeln soll, das durch eben dieses Bundesland mit 10,3 Millionen Euro gefördert wird.
Passiert sein soll seitdem nichts, wie mehrere Anwohner des Quariers nun der Redaktion berichten. Nachdem die große Wohnanlage schon Jahrzehnte vor sich hingegammelt ist, sprechen sie von weiterhin schimmeligen Wänden und immer wieder ausfallenden Heizungen. Probleme, an denen sich trotz Meldungen bei der Hausverwaltung nichts geändert haben soll. Der Eigentümer reagiert sofort auf die Nachfrage der Redaktion und räumt die Probleme auch unumwunden ein. Im Mai soll die großangelegte Sanierung nun tatsächlich starten.
Wasserschäden und Schimmelherde
Es sind mehrere Wohnparteien, die sich vor Ort mit der Redaktion treffen - sowohl aus der Möllenkotterstraße als auch der Hauptstraße. Sie wollen namentlich nicht in Erscheinung treten, zeigen vor Ort aber die nach wie vor verfallenden Fassaden der Häuserblocks und schildern Schimmelprobleme in ihren Wohnungen. Heizungen sollen über Monate hinweg - im tiefsten Winter - immer wieder ausgefallen sein. Die Bewohnerinnen und Bewohner legen der Redaktion Fotos vor, die Wasserschäden und Schimmelherde zeigen, außerdem ein Schreiben aus dem Januar.
Darin wenden sich Mieter aus einem Haus an der Hauptstraße an die verwaltende RSG Residential Management GmbH und berichten, dass im gesamten Haus über mehrere Tage hinweg sämtliche Heizungen ausgefallen seien. Zwar soll der Schaden behoben worden sein, tags darauf habe die Heizung aber wieder nicht funktioniert.
In dem Haus sollen laut Schreiben mehrere kleine Kinder leben. Die Mieter erklären, dass sie sich mit elektrischen Heizstrahlern hätten behelfen müssen, fordern eine Kostenerstattung für den Strom und eine bessere Erreichbarkeit für solche Notfälle.
Von einer Erbengemeinschaft übernommen
Eigentümer der Wohnblocks ist die Grund & Grün Immobilien GmbH aus Düsseldorf. Sie hatte den ganzen Komplex von einer 16-köpfigen Erbengemeinschaft übernommen, die sich in der Vergangenheit kaum auf einen einheitlichen Kurs für die Anlage hatte einigen können. „Grund und Grün“-Geschäftsführer John Bothe hatte beim Termin mit Ministerin Ina Scharrenbach Details zum Sanierungsprojekt genannt.
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Dabei hieß es unter anderem: In allen 147 Wohnungen werden im laufenden Betrieb ab Ende 2023 die Fenster getauscht. Auch die Fassaden aller Häuser – dem Baujahr gemäß mit Asbest belastet – möchte der Eigentümer austauschen und sie mit zusätzlicher Dämmung energetisch aufrüsten lassen. Die Gebäude- und Heiztechnik in den Häusern soll teilweise ersetzt und durch klimafreundliche Luft-Wasserwärmepumpen und eine unterstützende Gas-Hybridheizung ausgetauscht werden.
Die Dachflächen sollen ebenfalls saniert und mit Photovoltaikmodulen ausgestattet werden. Auch die Aufzugsanlagen sollen ausgetauscht und die Außenanlagen grüner gestaltet und mit modernen Spielplätzen ausgestattet werden. Ergänzend soll zudem die Tiefgarage saniert und mit einem neuen Beleuchtungs- und Sicherheitskonzept versehen werden. Die Arbeiten sollten laut damaliger Aussage Ende 2024 abgeschlossen sein. Auch sollten von den insgesamt 147 Wohnungen 41 leerstehende Wohnungen im Bestand saniert werden, damit Bewohner dort unterkommen können, während ihre ursprüngliche Wohnung saniert wird.
Eigentümer verweist auf Abstimmung mit Bank
Um die zwölf Millionen Euro sollen insgesamt in das Großprojekt fließen. Als Ansprechpartner dafür äußert sich auf Nachfrage der Redaktion Maximilian Reinecke von der Silberlake Real Estate Group, deren Geschäftsführer ebenfalls John Bothe ist. Auf die Frage, wie es kommt, dass die Sanierungsarbeiten noch nicht beginnen konnten, antwortet er: „Leider war eine erneute Abstimmung mit der erstrangig finanzierenden Bank notwendig. Dieser Prozess - die neu zu zeichnenden Darlehnsverträge und die grundbuchliche Aufarbeitung - hat im Ergebnis länger als erwartet gedauert.“
Reinecke spricht von einem Baubeginn im Mai. Angesprochen auf die Schilderungen der Bewohnerinnen und Bewohner erklärt Reinecke: „Die technischen Instandhaltungen werden kontinuierlich weiter ausgeführt. Da die Objekte in den letzten 15 Jahren mangelhaft von den Voreigentümern instandgehalten wurde, ist es nicht möglich alle Mängel abzustellen. Eine insgesamte Verbesserung wird das Objekt erst durch unsere Sanierung erfahren.“ Die Heizungen hätten ihre maximale Betriebsdauer bereits überschritten und seien durch die Voreigentümer auch nur notdürftig instandgehalten worden. „Wir werden in die Haustechnik über zwei Millionen Euro neu investieren“, so Maximilian Reinecke weiter.
Wie aber wirken sich die Verzögerungen auf die Förderung durch das Land NRW in Höhe von 10,3 Millionen Euro aus? „Die Fördermittel sind zum Teil bereits ausgezahlt“, erklärt Reinecke. „Die Verzögerung hat keinen Einfluss auf die Förderung.“ Mit einer Fertigstellung des Projekts rechnet er nun im Sommer 2025. Die Bewohner und auch die zuständigen NRW-Ministerien werden darauf mit Sicherheit genau gucken.
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