Ennepetal. Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen den mutmaßlichen IS-Unterstützer Ata A. aus Ennepetal erhoben. Was ihm vorgeworfen wird.
Nachdem Anfang des Jahres noch unklar war, wann und ob überhaupt Ata A. vor Gericht gestellt und möglicherweise verurteilt werden wird, ist seit Mittwoch bekannt: Die Bundesanwaltschaft hat vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf Anklage gegen den turkmenischen Staatsangehörigen erhoben, der zuletzt in Ennepetal lebte und von dort aus - so der Vorwurf - islamistische Anschläge geplant haben soll.
Konkret soll er der Gruppe angehört haben, die Ende 2023 ein Blutbad am Kölner Dom anrichten wollte. Ein Plan, den die deutschen Geheimdienste rechtzeitig verhindern konnten. Der Ennepetaler war Ermittlern schon Monate zuvor, im Juli 2023, ins Netz gegangen. Im Zuge einer großen Razzia verhaftete die Polizei Ata A. als einen von sieben Männern, die Mitglieder einer terroristischen Vereinigung sein sollen.
Dabei schlugen die Einsatzkräfte in Düsseldorf, Gladbeck, Gelsenkirchen, im Rhein-Sieg-Kreis, im Kreis Warendorf und in der Ennepetaler Flüchtlingsunterkunft an der Heimstraße zu, in der Ata A. zu diesem Zeitpunkt untergebracht war. Parallel kam es zu Festnahmen in den Niederlanden.
Mutmaßliche IS-Unterstützer
Neben Ata A. erhebt die Bundesanwaltschaft auch Anklage gegen sechs andere Männer aus Tadschikistan und Kirgisistan. Die Angeschuldigten seien unter anderem hinreichend verdächtig, eine terroristische Vereinigung im Inland gegründet und sich an dieser mitgliedschaftlich beteiligt zu haben, wie es heißt. Darüber hinaus wirft ihnen die Bundesanwaltschaft - mit Ausnahme eines Beschuldigten - die Unterstützung der ausländischen terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) vor.
Lesen Sie auch:
Gevelsberg: Attacke auf Behindertenwohnheim der AWo
Straßenausbaubeiträge abgeschafft: Wer trotzdem zahlen muss
Ennepetal: 63 Wohnungen auf ehemaligem Fabrikgelände geplant
„Die sieben vorgenannten Angeschuldigten sind seit Längerem miteinander bekannt und teilen eine radikal-islamische Einstellung“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. „Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine im Frühjahr 2022 reisten sie von dort aus nahezu gleichzeitig nach Deutschland ein.“
Nach ihrer Einreise sollen sie sich gemeinsam mit einem in den Niederlanden gesondert verfolgten Beschuldigten zu einer terroristischen Vereinigung zusammengeschlossen haben. Das Ziel: in Deutschland oder andernorts in Westeuropa öffentlichkeitswirksame Anschläge im Sinne des IS zu verüben.
Kein konkreter Anschlagsplan
Die Gruppierung soll in Kontakt mit im Ausland befindlichen Mitgliedern des regionalen IS-Ablegers „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) gestanden haben. Der ISPK gilt als einer der einflussreichsten Ableger des „Islamischen Staats“. Er ruft seine Mitglieder und Anhänger seit vielen Jahren international zu Anschlägen gegen „die Kreuzritter und Juden“ auf.
„Zur Umsetzung ihrer Vorhaben trafen sich die Angeschuldigten regelmäßig in unterschiedlicher Zusammensetzung, fassten Anschlagsobjekte in Deutschland ins Auge und kundschafteten mögliche Tatorte aus“, erklärt die Generalbundesanwaltschaft beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe. „Zudem bemühten sie sich um die Beschaffung von Waffen sowie um Geldgeber für die Anschläge. Ein konkreter Anschlagsplan bestand beim Einschreiten der Strafverfolgungsbehörden noch nicht.“
Mit Ausnahme von Mukhammadshujo A. sollen die Angeschuldigten von April 2022 bis Mai 2023 unter wechselseitiger Beteiligung Geld für den IS gesammelt haben und insgesamt mehrere tausend Euro an Verantwortliche des IS im Ausland übermittelt haben. Sie befinden sich seit ihrer Festnahme am 6. Juli 2023 ununterbrochen in Untersuchungshaft.
Gut organisiertes Netzwerk
Ata A. aus Ennepetal soll als einer der deutschen Anführer des professionell organisierten Netzwerks eine besondere Rolle gespielt haben, sogar darauf gedrängt haben, Anschläge auszuüben. Mit Lügengeschichten soll er sich einen Aufenthaltsstatus in Deutschland erschlichen haben und so schließlich in der Flüchtlingsunterkunft in Ennepetal gelandet sein.
Die Stadt steht seit Jahren immer mal wieder im Fokus, wenn es um IS-Terroristen in Deutschland geht. Zunächst sprengte sich 2014 der 21-jährige Ahmet C. in Bagdad in die Luft und riss mehr als 50 Menschen mit in den Tod. Er lebte zuvor ein integriertes Leben in Ennepetal, wurde innerhalb kürzester Zeit radikalisiert. Rekrutiert wurden gleich mehrere IS-Schergen von Atila G., der aus einer Laube in einem Ennepetaler Kleingarten heraus agierte.
+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm +++