Köln/Wesel. Terroralarm rund um den Kölner Dom: Die Polizei hat an Heiligabend bei einer Razzia in Wesel einen Mann in Gewahrsam genommen.
Im Zusammenhang mit dem Terroralarm für den Kölner Dom hat die Polizei einen Verdächtigen in Wesel in Gewahrsam genommen. Die Polizei habe in der Stadt am Niederrhein an Heiligabend eine Wohnung mit Spezialeinheiten durchsucht und fünf Männer in Gewahrsam genommen. Während vier von ihnen wieder auf freien Fuß gekommen seien, hätten die Einsatzkräfte einen 30 Jahre alten Tadschiken „zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam“ genommen. Zu ihm lägen staatsschutzrelevante Erkenntnisse vor, teilte die Polizei Köln am Dienstag mit.
Sicherheitskreise: „Man weiß, dass er vor Ort war“
Der 30-jährige steht im Verdacht, den Kölner Dom ausgespäht zu haben. „Man weiß, dass er vor Ort war“, hieß es am Donnerstag aus Sicherheitskreisen. Bei dem anderen Ziel der Gruppe soll es sich um den Stephansdom in Wien handeln. Die Sicherheitskreise vermuten, dass es sich bei der Gruppe um eine Terrorzelle des Islamischen Staats handelt, genauer seines regionalen Ablegers „Provinz Khorasan“ (ISPK), der in Afghanistan in Konkurrenz zu den islamistischen Taliban steht. Zuvor hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ entsprechend berichtet.
Für die Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen sei der 30-Jährige ein unbeschriebenes Blatt gewesen. „Er war uns nicht bekannt“, hieß es. Mit der Polizei im Saarland hatte er hingegen bereits Kontakt. Dort hatte es Durchsuchungsmaßnahmen gegeben, die sich auch gegen ihn gerichtet hätten, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Sicherheitskreisen. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.
Ingewahrsamnahme bis zum 7. Januar
Das Amtsgericht Oberhausen habe am ersten Weihnachtstag auf Antrag der Polizei Köln die Anordnung der Ingewahrsamnahme bis zum 7. Januar bestätigt. Kripochef Michael Esser sagte: „Wir schöpfen alle rechtlichen Möglichkeiten aus, um die Menschen, den Dom und die bevorstehenden Silvesterfeierlichkeiten zu schützen.“ Zu den Hintergründen der Ingewahrsamnahme werde die Polizei wegen laufender Ermittlungen bis auf Weiteres keine Auskünfte erteilen.
Nach möglichen Anschlagsplänen bleibt der Kölner Dom für Touristen geschlossen
Die Sicherheitsbehörden hatten nach dpa-Informationen Hinweise auf einen möglichen Anschlagsplan einer islamistischen Gruppe auf den Kölner Dom und eine Kirche in Wien erhalten. Nach Angaben der Kölner Polizei bezogen sich die Hinweise auf Silvester. In Österreich waren bei Ermittlungen gegen ein islamistisches Netzwerk vier Personen festgenommen worden. Gegen drei wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Verbindung mit terroristischen Straftaten ermittelt.
Wegen des Terroralarms bleibt der Kölner Dom für Touristen bis auf weiteres geschlossen. „Alle liturgischen Angebote finden statt, touristischer Besuch ist leider nicht möglich“, sagte der Sicherheitschef des Doms, Oliver Gassen, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Zwischen den Gottesdiensten wird der Dom geschlossen.“ Normalerweise werde der Dom von Weihnachten bis Neujahr von mehr als 100.000 Menschen besucht. Das werde in diesem Jahr aufgrund der besonderen Sicherheitslage leider nicht möglich sein.
„Die Gläubigen kommen - die Christmette war voller als im vergangenen Jahr“
Natürlich sei das schade, bedauerte Dompropst Guido Assmann. „Menschen kommen aus fernen Ländern, um einige Tage in Köln zu verbringen, und dann nicht in den Dom zu können, das ist schon eine Einschränkung. Aber Sicherheit geht vor.“ Die Gottesdienstbesucher hätten sich von dem Terroralarm in jedem Fall nicht abschrecken lassen. „Die Gläubigen kommen - die Christmette war voller als im vergangenen Jahr“, betonte Assmann, der als Dompropst dem Domkapitel - dem Leitungsgremium des Doms - vorsteht. (dpa)