Ennepetal. Der gestreckte Salto rückwärts von Bürgermeisterin und Politik wirft ein ganz schlechtes Bild auf das Ennepetaler Rathaus, meint Stefan Scherer.
Schon als ich das erste Mal von den Plänen der Ennepetaler Stadtverwaltung hörte, dachte ich so bei mir: „Das ist aber mutig.“ Aus meiner Sicht sind Sportplatzverkäufe sogar wagemutig, ein Jahr vor der Kommunalwahl, bei der Bürgermeisterin Imke Heymann und die im Rat der Stadt Ennepetal vertretenen politischen Fraktionen gute Ergebnisse erzielen wollen. Ohne herausragender politischer Taktiker zu sein oder wahrsagerische Fähigkeiten in sich zu tragen, hätten die Verwaltungsspitze und die Politik darauf kommen können, dass ihnen dieser Vorschlag postwendend und krachend vor die Füße fällt.
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Denn auch wenn Bürgermeisterin und Politiker nun den Vorschlag von Tim Strathmann kassieren und die Sache wie einen Alleingang des Kämmerers darstellen, fällt mir genau das schwer zu glauben. Denn: Wenn die Bürgermeisterin nicht über derart einschneidende Maßnahmen wie den geplanten Verkauf zweier Sportplätze unterrichtet wäre, bevor diese öffentlich als Teil des Haushaltssanierungskonzepts vorgestellt werden, gäbe es zwischen den Top-Entscheidern im Ennepetaler Rathaus doch massivste Kommunikationsprobleme. Ebenso wäre es mehr als ungewöhnlich, wenn die Politik davon in der Ratssitzung überrascht worden wäre. Und um noch einen Konjunktiv mehr draufzusetzen: Wenn die Politiker tatsächlich nichts davon gewusst hätten, wieso haben sie dann in der Sitzung dazu geschwiegen?
Hier geht es zum Haupttext: „Sportplatzverkauf: Politik lässt Kämmerer im Regen stehen“
Alles deutet darauf hin, dass diejenigen, die sich jetzt vom Beigeordneten abwenden und ihn zum Sündenbock in der Sache machen, vor der Ratssitzung ganz genau darüber Bescheid wussten, was Tim Strathmann dort verkünden wird und dies mitgetragen haben; übrigens obwohl sie genau das schon einmal als Teil eines Haushaltssicherungskonzepts abgelehnt haben.
Es ist gut und richtig, dass die Ennepetaler Verantwortungsträger so schnell die Kurve bekommen haben und diese Pläne stoppen, bevor sie überhaupt ernsthaft diskutiert werden. Ich kann mich allerdings nicht des Verdachts verwehren, dass hier nicht die Überzeugung, eine schlimme Entwicklung in der Stadt Ennepetal zu stoppen, die Motivation gewesen ist, sondern der öffentliche Aufschrei kurz vor Ablauf der Wahlperiode. Sich dann den einzigen Beteiligten als Bauernopfer herauszupicken, der nicht von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt wird, hat dabei sicherlich ein besonderes Geschmäckle.
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