Gevelsberg. Bei einem Kellerbrand in einem Wohn- und Geschäftshaus wurden elf Menschen verletzt. Das stark beschädigte Gebäude wird aufwendig gesichert.

Dramatische Szenen spielten sich in der Nacht zu Mittwoch in der Gevelsberger Innenstadt ab: Im Haus an der Mittelstraße 18 war im Keller ein Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr musste aus dem völlig verrauchten Wohn- und Geschäftshaus Dutzende Menschen über die Balkone per Drehleiter retten. Insgesamt 58 Personen wurden so aus dem Gebäude geholt. Elf kamen nach Begutachtung durch den Rettungsdienst mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus. Schwerst oder lebensgefährlich verletzt wurde zum Glück niemand. Die Brandursache ist bisher ungeklärt. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Aus dem Gebäude in der Gevelsberger Innenstadt dringt Rauch.
Aus dem Gebäude in der Gevelsberger Innenstadt dringt Rauch. © Alex Talash | Alex Talash

Gegen 1.40 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden, nachdem aus dem Haus eine starke Rauchentwicklung gemeldet worden war. Aufgrund der Größe des Gebäudekomplexes gab es Vollalarm für die Feuerwehr Gevelsberg. Als die Wehrleute am Einsatzort eintrafen, zog bereits starker Rauch durch die Innenstadt und ein beißender Geruch breitete sich aus.

Auf Balkonen gewartet

Die Hausbewohner standen bereits auf den Balkonen und warteten auf Rettung, weil ihnen der Fluchtweg durch das Treppenhaus durch die massive Rauchentwicklung aus dem Keller versperrt war. Die Feuerwehr leitete darauf hin sofort die Menschenrettung ein – über die Drehleitern der Gevelsberger Wehr und der Feuerwehr Ennepetal, die im Rahmen der überörtlichen Hilfe angefordert worden war, und mit Fluchthauben wurden insgesamt 58 Personen und auch mehrere Haustiere ins Freie gebracht.

Der Kellerbereich wurde durch das Feuer stark beschädigt. Die Feuerwehr und das THW müssen dort aufwendige Sicherungsmaßnahmen vornehmen.
Der Kellerbereich wurde durch das Feuer stark beschädigt. Die Feuerwehr und das THW müssen dort aufwendige Sicherungsmaßnahmen vornehmen. © WP | Bernd Henkel www.berndhenkel.com

Nach Sichtung durch den Rettungsdienst und Notärzte wurden die Bewohner in den Ratssaal im nahegelegenen Rathaus gebracht und dort durch den Rettungsdienst versorgt. Laut Polizei wurden elf Personen verletzt und mit Verdacht auf Rauchgasintoxikation in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Die Löscharbeiten gestalteten sich äußerst schwierig. In dem weit verzweigten Kellerbereich des Gebäudes brannten mehrere Verschläge. Die Räume waren zum Teil mit Gegenständen und Materialien voll gestellt, sodass sich die Flammen bereits stark ausgebreitet hatten. „Der Keller stand auf etwa 150 Quadratmetern in Vollbrand“, berichtete Gevelsbergs Feuerwehrchef Falk Ramme im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Hitzeentwicklung und die extrem eingeschränkte Sicht aufgrund des dichten Rauchs machten den Einsatzkräften zu schaffen. Zahlreiche Trupps gingen unter schwerem Atemschutz gegen das Feuer vor.

100 Feuerwehrleute im Einsatz

Insgesamt waren etwa 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren Gevelsberg, Ennepetal, Schwelm, Sprockhövel, Witten, Herdecke und Wetter vor Ort. Erst gegen 7.10 Uhr, nach fünfeinhalb Stunden intensiver Löscharbeiten, hatten die Wehrleute das Feuer unter Kontrolle. Gegen 8.45 Uhr hieß es schließlich „Feuer aus“. Neben zahlreichen Kräften des Rettungsdienstes, Notärzten und der Polizei war auch das THW mit einem Bauberater und weiteren Kräften an der Einsatzstelle. Das DRK versorgte die Bewohner. „Für die große Unterstützung aus den umliegenden Städten und durch die Hilfsorganisationen bedanken wir uns sehr herzlich“, betonte Falk Ramme.

Unter schwerem Atemschutz gingen mehrere Trupps gegen das Feuer vor. Insgesamt waren etwa 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Gevelsberg und aus den Nachbarstädten vor Ort.
Unter schwerem Atemschutz gingen mehrere Trupps gegen das Feuer vor. Insgesamt waren etwa 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Gevelsberg und aus den Nachbarstädten vor Ort. © WP | Bernd Henkel www.berndhenkel.com

Die Kriminalpolizei war bereits während des Feuerwehreinsatzes an der Einsatzstelle und nahm die Ermittlungen zur Brandursache auf. Allerdings konnte der Keller aufgrund der vorherrschenden Temperaturen und der Kohlenmonoxid-Konzentration zunächst noch nicht betreten werden, zudem wurden noch kleinere Nachlöscharbeiten vorgenommen. „Es gibt bisher noch keinen Hinweis und keine Vermutung“, sagte Christoph Neuhaus, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr.

+++ Haus nach Brand unbewohnbar: Das geschieht mit den Bewohnern +++

Ob technischer Defekt, Fahrlässigkeit oder vorsätzliche Brandstiftung – es sei noch viel zu früh, dazu eine Aussage zu treffen. Er betonte auch, dass es keinerlei Hinweise darauf gebe, dass Jugendgruppen, die im Umkreis des Objekts in der Vergangenheit gelegentlich durch die Straßen gezogen seien, mit dem Ereignis in Verbindung stehen könnten. Diese Thematik sei in einem Bürgergespräch am Morgen zur Sprache gekommen.

Nach dem Löscheinsatz ging es für Feuerwehr – mit Unterstützung des THW – darum, das Gebäude zu sichern. „Durch das Feuer sind Betonstützen massiv in Mitleidenschaft gezogen worden“, erklärte Falk Ramme. Man ziehe 70 Baustützen ein, um den betroffenen Bereich zu sichern. „Dafür müssen wir einigen Brandschutt rausräumen. Außerdem lüften wir weiter quer, um die Kohlenmonoxid-Konzentration zu senken und den Rauch aus dem Gebäude zu bekommen.“ Das alles werde noch einige Stunden in Anspruch nehmen und sicher bis zum Abend dauern. Ein großer Teil der Bewohnerinnen und Bewohner fand bei Freunden und Bekannten Unterschlupf. Etwa 20 Personen wurden durch die Stadt Gevelsberg vorübergehend in Hotels untergebracht.

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Während der aufwendigen Rettungsmaßnahmen und Löscharbeiten hatte die Polizei den Bereich um das Brandhaus, das sich in der Gevelsberger Fußgängerzone am Rande des Stadtgartens und des Vendômer Platzes befindet, weiträumig abgesperrt. Dadurch kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen, die sich insbesondere mit Beginn des Berufs- und Schülerverkehrs bemerkbar machten. Erst am späteren Vormittag wurden die Straßensperrungen aufgehoben.

Die Einsatzstelle ist weiträumig abgesperrt. Hier von der Wasserstraße aus gesehen, die zwischen der Kreuzung Mauerstraße und der Stadtharfe gesperrt ist.
Die Einsatzstelle ist weiträumig abgesperrt. Hier von der Wasserstraße aus gesehen, die zwischen der Kreuzung Mauerstraße und der Stadtharfe gesperrt ist. © WP | Hartmut Breyer

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