Schwelm. Gegen Hass und Hetze: Heute um 11 Uhr startet am Bahnhof in Schwelm die Demonstration „Für Rechtsstaat und Demokratie“.

Der Aufruf zur Teilnahme an der Schwelmer Demonstration „Für Rechtsstaat und Demokratie“ am kommenden Samstag, 3. Februar, zieht immer weitere Kreise. Immer mehr Einrichtungen, Gruppen und Einzelpersonen schließen sich dem Veranstalterbündnis an, das binnen weniger Tage auf 38 Partner angewachsen ist.

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Dem breiten gesellschaftlichen Zusammenschluss gehören neben Bürgermeister Stephan Langhard, der die Demonstration angemeldet hat, alle Schwelmer Ratsparteien, der Schwelmer Integrationsrat, die Technischen Betriebe Schwelm, der Märkische Arbeitgeberverband, der DGB Kreisverband Ennepe-Ruhr, die AWO Ennepe-Ruhr, die Evangelische Kirchengemeinde Schwelm, die Katholische Propsteigemeinde St. Marien, die Freie Evangelische Kirchengemeinde Schwelm, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Schwelm, die K-3-Kirche und die Türkisch Islamische Gemeinde Schwelm an sowie Schwelms Stadtsportverband, der Ortsverband Schwelm des Sozialverbandes Vdk, der Sozialverband Deutschland KV Iserlohn-Hagen und der Kinderschutzbund, Ortsverband Schwelm. Dazu das Atelier Sieben e.V., die Caritas, das DRK, die Kulturfabrik Ibach-Haus, die Werbegemeinschaft Schwelm, das Stadtmarketing Schwelm, der Club Schwelm-Fourqueux sowie als Einzelpersonen Katharina Vogt als Leiterin des Märkischen Gymnasiums Schwelm, Marco Unger, Leiter der Dietrich Bonhoeffer-Realschule, Ralf Stoffels als Bürger und Unternehmer, Landrat a.D. Dr. Arnim Brux und der Facharzt Christoph Schön.

Anfahrt mit Bus und Bahn

Die Demonstration beginnt am Samstag, 3. Februar, um 11 Uhr am Bahnhof in Schwelm.

Die Anfahrt dorthin ist mit Bus und Bahn möglich.

Der Busstreik bei der VER endet am Freitag mit Dienstschluss.

Viele von Ihnen haben Statements abgegeben, in denen sie ihre Beweggründe für die Teilnahme an der Demonstration erläutern. Es ist gleichzeitig ein Aufruf zur Unterstützung und Teilnahme an der Demo.

So erklärte Dominik Spanke, der frühere Direktor der Caritas Ennepe-Ruhr und aktuelle Vorstand des Caritas-Verbandes Ruhr-Mitte: „Ein soziales Schwelm funktioniert nur mit allen und für alle! Angriffe auf die Demokratie oder einzelne Bevölkerungsgruppen sind immer auch ein Angriff auf die Gemeinschaft!“

Daniela Weithe, Werbegemeinschaft Schwelm und Stadtmarketing Schwelm
Daniela Weithe, Werbegemeinschaft Schwelm und Stadtmarketing Schwelm © Heike Rudolph | Stadtverwaltung Schwelm

Daniela Weithe erklärte im Namen der Werbegemeinschaft Schwelm und des Stadtmarketings Schwelm: „Der Schutz individueller Rechte und Freiheiten, die Einhaltung von Gesetzen und der Verfassung sowie die Sicherstellung fairer und transparenter politischer Prozesse sind für eine freie und gerechte Gesellschaft lebensnotwendig“

Für eine offene Gesellschaft

„Gerade, wenn die Zeiten unsicher sind und globale Herausforderungen gemeistert werden müssen, weisen der Rechtsstaat und die Demokratie uns den Weg, um gemeinsam an der gerechten Gesellschaft zu arbeiten“, hob Erdal Ildirim, Vorsitzender des Schwelmer Integrationsrates, hervor.

Für eine offene Gesellschaft sprach sich auch Dr. Andreas Weber vom Märkischen Arbeitgeberverband aus: „In den Belegschaften wird jeden Tag eine funktionierende Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlichster Nationen praktiziert. Wir begrüßen es, dass die gesellschaftliche Mitte sich für Toleranz und Weltoffenheit einsetzt, auch in Schwelm“.

Norbert Dudek, Propst an der katholischen Propstei St. Marien
Norbert Dudek, Propst an der katholischen Propstei St. Marien © WP | Privat

Ein wichtiger Appell kommt auch von Norbert Dudek, Propst der Katholischen Kirchengemeinde Schwelm: „Christen sind dazu aufgerufen, sich für Menschen einzusetzen, unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe. In der Demokratie sehen wir dazu am ehesten die Möglichkeit, ohne mit Repressalien rechnen zu müssen. Die Verteidigung von Demokratie ist daher für uns eine Verteidigung der Menschenwürde“.

Mathias Hillbrandt von der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper verwies auf das rechtsextreme Gedankengut in unserer Gesellschaft und auf die kürzlich öffentlich gewordenen Pläne millionenfacher Abschiebung von Menschen. Seine Antwort darauf: „Wer politische und ethnische Säuberungen unseres Landes fordert, tritt unsere Verfassung, Freiheit und Grundrechte mit Füßen (…) Wir wollen gemeinsam ein Signal aus der Mitte der Gesellschaft senden: Mit dieser Radikalisierung und Diffamierung von Menschen mit Migrationsgeschichte finden wir uns nicht ab, sondern treten öffentlich dagegen auf“.

Klaus Bense, Pastor der Evangelischen-Freikirchlichen Gemeinde Schwelm.
Klaus Bense, Pastor der Evangelischen-Freikirchlichen Gemeinde Schwelm. © Privat | Privat

Für Klaus Bensel, Pastor der Evangelischen-Freikirchlichen Gemeinde Schwelm, steht fest: „In einer Gesellschaft, in der Vielfalt gelebt wird, ist für Diskriminierung, Ausgrenzung und Ausländerfeindlichkeit kein Platz. Dabei ist es uns auch wichtig, dass Menschen mit Migrationshintergrund in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe unterstützt werden“.

Auch Kunst und Kultur in Gefahr

Ein weiteres Argument, aufzustehen und mit auf die Straße zu gehen, kommt von Ulrike Brux. Sie erklärte auch im Namen der Kulturfabrik Ibach-Haus: „Gerade für Kunst und Kultur sind Toleranz, Freiheit und internationaler Austausch zentrale Anliegen (…) Die Geschichte hat gezeigt, dass gerade Diktatoren und autoritäre Regime Kunst und Kultur massiv unterdrücken und zensieren, da die sie Macht und den Einfluss des freien Gedankens und der künstlerischen Kreativität fürchten“.

Aufstehen und Mitmachen, dazu ruft auch Christopher Schön, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie auf: „Wenn auch Ihr Euren Werten selbstbestimmt folgen wollt, fordere ich Euch auf, wenn in Eurem Umfeld Hass und Hetze geschürt werden, nicht zu schweigen, sondern z.B. zu äußern ,Das finde ich nicht in Ordnung‘, ‚Das kaufe ich Dir nicht ab‘ oder „Das sind nicht meine Werte“. Mit diesem Anspruch mögt Ihr zwar Hass und Hetze nicht unterbunden haben, aber Ihr habt nicht geschwiegen“.

Landrat begrüßt das Aufstehen gegen Hass und Hetze

Auch Landrat Olaf Schade hat sich klar hinter den Demonstrationen gegen Rechts positioniert. Er erklärte: „Die Menschen gehen auf die Straße, treten für Weltoffenheit, Mitmenschlichkeit und Vielfalt ein, zeigen Diskriminierung und Rassismus, Populismus und NS Vokabular die tiefrote Karte und das ist ebenso gut wie notwendig.“

Landrat Olaf Schade beruhigt es nach eigenen Angaben, was landesweit gerade zu beobachten ist. „Die Bürgerinnen und Bürger machen sehr sehr deutlich: Nicht die, die die Klaviatur des Populismus beherrschen haben die Mehrheit. Vielmehr sind es diejenigen, die für die Werte eintreten, die unser Land auszeichnen und die etwas aus unserer Geschichte gelernt haben.“

Landrat Olaf Schade.
Landrat Olaf Schade. © Juergen Theobald | Juergen Theobald

Mit Blick auf die NS Vergangenheit bewertet Schade von den zahllosen Plakaten, die auf den zahlreichen Kundgebungen für Demokratie und gegen rechtes Gedankengut in den letzten Tagen zu sehen waren, eins als besonders bemerkenswert und bewegend. „´Oma schickt mich´ war darauf zu lesen“, berichtet Schade. Die damit verbundene Botschaft sei eindeutig: „Passt gut auf unser Land auf, ich musste erleben, was passiert, wenn Nazis an der Macht sind. Das will keiner ein zweites Mal erleben.“ „Genauso so ist es. Aktuell geht es mehr denn je darum, Anfängen in diese Richtung entschlossen entgegen zu treten“, so der Schade. „Nie wieder ist jetzt.“

Dies gelinge, flächendeckend überträfen die Teilnehmerzahlen die Prognosen der Veranstalter. In den Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises hätten die Bürgerinnen und Bürger in Hattingen und Witten bereits Zeichen gesetzt, am Samstag, 3. Februar, folgten Kundgebungen in Herdecke und Schwelm sowie eine erneute in Hattingen. Weitere in weiteren Städten des Kreises würden vermutlich folgen.

„In diesem Jahr wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Der unbedingte Schutz der Menschenwürde in Artikel 1 und das Verbot jemanden wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen oder seiner Behinderung zu benachteiligen, sind Kern unserer Verfassung. Dies sind keine unverbindlichen Programmsätze, sondern geltendes Recht“, erinnert Schade nachdrücklich an die Zeilen, die grundlegende Werte des Zusammenlebens in Deutschland verbindlich definieren.

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Bürgermeister Stephan Langhard dankt allen, die sich schon jetzt für die Veranstaltung engagieren und freut sich auf viele Menschen, die an der Demonstration teilnehmen, „um ein klares Zeichen für unser Zusammenleben in Frieden und Freiheit zu geben, das nur durch die Demokratie und den Rechtsstaat gesichert werden kann“.

Bürgermeister Stephan Langhard, Mit-Initiator der Demonstration
Bürgermeister Stephan Langhard, Mit-Initiator der Demonstration © Schwelm | Stadt Schwelm

Das Veranstalterbündnis rechnet fest damit, dass es bis Samstag noch weiter anwachsen wird. Gerechnet wird mit einer Teilnehmerzahl an der Demonstration von 500 Menschen. Der Demonstrationszug setzt sich um 11 Uhr vom Bahnhof aus in Bewegung und führt über die Bahnhofstraße bis zum Märkischen Platz, wo die Abschlusskundgebung stattfinden wird.

Dort werden sich in kurzen Ansprachen folgende Rednerinnen und Redner an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wenden: Bürgermeister Stephan Langhard, Propst Norbert Dudek, Ralf Stoffels, vom DGB Mathias Hillbrandt und Katharina Vogt sowie die amtierende Schülersprecherin des Märkischen Gymnasiums.

Außerdem lässt Schwelms Ehrenbürger Wilhelm Erfurt es sich nicht nehmen, zu diesem wichtigen Anlass ein Statement abzugeben, das Bürgermeister Stephan Langhard verlesen wird.

Wichtig für den Fahrzeugverkehr: Die Schranken am Märkischen Platz, wo die Schlusskundgebung stattfinden wird, werden am Samstag kurz vor 11 Uhr gesenkt, sodass die Durchfahrt in diesem Bereich vorübergehend nicht erfolgen kann.