Ennepetal. Die Kluterthöhle und ihre Nachbarhöhlen wurden im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum genutzt. Sarah Droska sammelt Material über diese Zeit.

Die geologische und paläontologische Bedeutung der Kluterthöhle ist in Fachkreisen inzwischen weltweit bekannt und geschätzt. Doch mit der Bismarckhöhle, dem Russenbunker und der Russenhöhle bildet das Ennepetaler Aushängeschild auch ein Ensemble von zeitgeschichtlichem Wert. Im Zweiten Weltkrieg wurden alle vier Höhlen – auf unterschiedliche Weise – als Luftschutzräume genutzt. Diesen Aspekt möchte Sarah Droska, Angestellte der Klutertwelt GmbH & Co. KG, noch mehr in den Blick rücken. Sie sammelt und archiviert Materialien zu diesem besonderen Kapitel der Stadt- und Höhlengeschichte, nicht zuletzt, um sie im GeoPark-Center im Haus Ennepetal auszustellen.

Sarah Droska, die derzeit in den letzten Zügen ihres Bioethik-Studiums an der Uni in Düsseldorf liegt, hofft daher darauf, dass noch lebende Zeitzeugen ihr Dokumente zur Verfügung stellen oder auch über die damaligen Geschehnisse berichten können. „Aus dieser Zeit sollten, zumindest theoretisch, viele Unterlagen, private Berichte, Fotos und Ähnliches vorhanden sein“, meint sie. „Leider findet sich viel zu wenig in den Archiven, viel weniger als es eigentlich geben müsste.“ Die Generation derer, die damals bei Luftalarm die Höhlen geflohen sei, werde leider nicht ewig leben und mit ihr würden ganz viel Wissen, Erinnerungen und Erlebnisse verloren gehen. Immerhin gibt es aus der damaligen Zeit ein Fotobuch, dass jeder erhielt, der am Ausbau der Bunker mitgewirkt hatte.

Sarah Droska im Russenbunker.
Sarah Droska im Russenbunker. © WP | Sarah Droska

Während die Kluterthöhle im Zweiten Weltkrieg im Auftrag der Verwaltung als Luftschutzbunker eingerichtet worden war, habe dies die Ennepetaler Bevölkerung bei der Bismarckhöhle 1944 im Angesicht der großen Bombenangriffe auf Wuppertal selbst in die Hand genommen, erzählt Sarah Droska. „Es wurde eine Behelfsbrücke über die Ennepe errichtet, damit die Menschen schnell zum Höhleneingang gelangen konnten.“ Am Eingang sei ein Splitterschutz eingebaut worden. Gemauerte Sanitäts- und Toilettenräume, Latrinen und der teilweise ausgeschüttete Boden zeugen bis heute von der damaligen Nutzung. Sogar ein Kinderspielplatz mit Karussell wurde dort angelegt – „der einzige, den es in einer Höhle gibt“, wie Sarah Droska betont. Bis zu 2500 Menschen aus Milspe, Altenvoerde und auch Hagen, die mit der Talbahn angereist waren, fanden in der Höhle Schutz vor Bombenangriffen der Alliierten.

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Wenn die Bismarckhöhle in den nächsten Jahren ebenso wie aktuell Russenhöhle und Russenbunker renaturiert wird, sollen die Einbauten aufgrund ihres historischen Wertes erhalten bleiben. Das vereinbarte der Arbeitskreis Kluterthöhle mit dem Bodendenkmalamt, der das einmalige Höhlenensemble als archäologisches Bodendenkmal einstuft. Die Russenhöhle und der Russenbunker, in dem es auch gemauerte Wände und andere Einbauten gibt, erhielten ihren Namen übrigens, weil dort Zwangsarbeiter der Firma Altenloh, Brinck & Co. (ABC), die in einem Lager oberhalb untergebracht waren, bei Bombenalarm Zuflucht suchen konnten. Damals, so schildert es Stefan Voigt, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle und seit einigen Jahren Eigentümer des Klutertberg-Areals in dem Bereich, durften Zwangsarbeiter nicht die selben Räume benutzen wie die einheimische Bevölkerung. Sarah Droska will auch mit ABC Kontakt aufnehmen, in der Hoffnung, dass im Firmenarchiv noch Dokumente über jene Zeit schlummern.

Eine historisches Foto vom Ausbau der Bismarckhöhle zum Luftschutzbunker.
Eine historisches Foto vom Ausbau der Bismarckhöhle zum Luftschutzbunker. © WP | Sarah Droska

Übrigens habe es Pläne gegeben, Russenhöhle und Russenbunker, die parallel nebeneinander im Klutertberg liegen, durch einen in den Fels gesprengten Querriegel miteinander zu verbinden. Die Vorschriften hätten nämlich vorgesehen, dass Luftschutzbunker einen zweiten Ausgang haben. Aufgrund des Kriegsendes seien die Pläne aber nicht weiter verfolgt worden.

Bitte um Materialien

Um die Erinnerung an die Nutzung der Höhlen im Bereich des Klutertbergs bewahren zu können, sammelt und archiviert Sarah Droska in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Kluterthöhle Zeitzeugenberichte, alte Fotos, Zeitungsartikel, Briefe und mehr – auch mit dem Hintergrund, dass diese ausgestellt werden dürfen und könnten, um den nächsten Generationen die Geschehnisse näher bringen zu können.

Sie bittet darum, entsprechende Materialien nicht wegzuwerfen, sondern ihr zukommen zu lassen. Wer etwas beisteuern kann, kann sich bei ihr per E-Mail an sarah.droska@klutertwelt.de melden oder Berichte, Fotos, Briefe über die Höhlen an der Info im Haus Ennepetal abzugeben.

Sarah Droska möchte mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass das Einzigartige, das Alleinstellungsmerkmal, das Ennepetal mit dem Kluterthöhlensystem hat, vor Ort besser zur Geltung gebracht wird. Ihr Ziel ist es, das Geopark-Center umzugestalten und mehr in die Didaktik zu gehen. Nicht zuletzt möchte sie Workshops für Grundschulen entwickeln. Erfahrungen in der Museumspädagogik sammelte sie bereits im Neandertal-Museum in Mettmann, wo sie freiberuflich auf diesem Gebiet tätig war. Als in der Corona-Zeit die Museen geschlossen bleiben mussten, absolvierte sie einen Höhlenführerkurs in Ennepetal und kam so mit der Kluterthöhle in Kontakt. Inzwischen ist die 33-Jährige, die aus Duisburg stammt und in Wuppertal wohnt, bei der Klutertwelt fest angestellt.

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