Schwelm. Einer der spannendsten Aufsteiger in der Welt des Klaviers spielte nun in Schwelm. So lief das Debüt von Lukas Sternath beim Klavier-Festival.

Schon die ersten Minuten von Schuberts intensiver Auseinandersetzung mit Beethoven lassen im Schwelmer Leo-Theater erkennen: Jugend ist kein Hindernis für ein vertieftes Spiel, das technische Makellosigkeit voraussetzt, nicht anzielt. Sternath beherrscht den kontrollierten Aufbau von Spannung aus Linien leiser Töne, ließ den ersten Forte-Höhepunkt nicht dröhnen, wählte ein gelassenes Tempo und hörte der Melancholie der Melodie nach.

Das Adagio wurde zu einem „heiligen Gesang“, der abschließende vierte Satz stürmte in energischem Zugriff voran. Der junge Pianist, derzeit Schüler von Igor Levit in Hannover, weiß auch, wie er die abrupten Brüche zwischen verhangenen leisen Stellen und aufbrausender Kraft, das Zurücknehmen aus der Erregung in lyrisches Nachsinnen gestalten muss. Die Schubert-Sonate wurde zum Versprechen: Da reift ein reflektierender Musiker heran, der die schönsten Erwartungen nährt.

Noch freier im gelösten Schwung gestaltete Sternath die sechs Klavierstücke op. 118 von Johannes Brahms. Da stehen Vortragsanweisungen, die einen Kosmos vor Gefühlen aufschließen: zart, mit Leidenschaft, energisch, breit und wehmütig, ein wenig bewegt. Vor allem in den lyrischen Momenten arbeitete Sternath diese Stimmungen heraus.

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Selbst in der trockenen Akustik der ehemaligen Klavierbauwerkstatt verband der junge Wiener die Töne zum Gesang, ohne das Pedal zu strapazieren. Die Prokofjew-Sonate schließlich kam nicht als gewaltiger Ausbruch von Kraft und Lärm daher. Doch sie hatte in ihren beunruhigenden Rissen zwischen hämmernder rhythmischer Verbissenheit und untergründiger, lyrisch eingekleideter Spannung etwas drohend Gewaltiges das sich am Ende in aufschäumenden Rhythmus-Kaskaden entlud.

Brahms als Zugabe

Als Zugabe offenbarte das erste Stück aus Brahms‘ op. 117, wie Lukas Sternath um die Vertiefung des lyrischen Tons rang; Frederic Mompous Música callada 1 mit ihren weiten Bögen schloß das Konzert mit träumerischer Delikatesse ab.

Der Auftritt des jugendlichen Talents war das letzte vom scheidenden Intendanten des Klavier-Festivals Ruhr, Franz Xaver Ohnesorg, verantwortete Schwelmer Konzert. Ulrike Brux, langjährige treibende Kraft ihrer Schwelmer Sponsoren-Initiative, zeigte sich in einer kurzen Ansprache zuversichtlich, dass die Reihe der bisher 25 Konzerte in zwölf Jahren unter Ohnesorgs Nachfolgerin Katrin Zagrosek 2024 erfolgreich fortgesetzt wird.