Gevelsberg. Ein Spaziergang endet für einen Gevelsberger mit blutigen Verletzungen. Er spricht von einer Hundeattacke. Mehrere Behörden ermitteln.

Es sei ein folgenschwerer Angriff dreier Kampfhunde gewesen, berichtet ein Mann aus Gevelsberg, der gerne anonym bleiben möchte. Im Gespräch mit der Redaktion schildert er einen Spaziergang mit seiner Hündin an einem Tag Mitte/Ende Mai. Ein Spaziergang, der für ihn mit Verletzungen an Arm und Bein endete und nach dem Ordnungsamt, Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt haben bzw. noch ermitteln.

Auf einem Wiesenstreifen nahe der Ennepe sei er am Nachmittag auf eine Frau getroffen, die mit drei angeleinten größeren Hunden unterwegs gewesen sei. „Als die Hunde uns sahen, stürmten sie sofort auf uns zu“, sagt der Mann. „Geistesgegenwärtig ließ ich die Leine meiner Hündin los, so dass sie sich in Sicherheit bringen konnte.“ Das Tier sei bis zum Parkplatz gelaufen und habe sich unter seinem Auto versteckt.

„Die drei großen Hunde indessen rissen die Frau zu Boden, zogen sie noch einige Meter hinter sich her und griffen mich an“, so der Gevelsberger weiter. „Die Tiere rissen mich zu Boden und einer versuchte, mir in Gesicht und Hals zu beißen.“ Ein anderer habe in seinen Unterschenkel gebissen. „Ich versuchte, meinen Hals und mein Gesicht mit einem Arm zu schützen, während ich mit der anderen Faust auf den Hund einschlug.“ Den anderen Hund habe er versucht, durch Tritte von seinem Beim abzubringen. Dabei sei es der Hundehalterin gelungen, ihre Tiere wieder unter Kontrolle zu bringen.

Arzt bescheinigt Wunden

Der Mann erklärt, dass er stark blutende Verletzungen davongetragen habe. Als er kurze Zeit später wieder auf die Frau getroffen sei, habe diese ihn übelst beschimpft, um sich dann eilig zu entfernen. Die Hunde schätzt er auf je etwa 50 Kilo schwer, die Tiere hätten keine Maulkörbe getragen. Ein Foto, dass er der Redaktion zur Verfügung stellt, zeigt drei Hunde mit jeweils einer Größe zwischen Knie- und Hüfthöhe.

Ein Hausarzt in Gevelsberg habe seine Wunden versorgt. Am Folgetag hätten sich erste Anzeichen einer Blutvergiftung eingestellt, die der Hausarzt ebenfalls behandelt habe. Fotos der Verletzungen liegen der Redaktion vor, so wie eine Bescheinigung des Gevelsberger Hausarztes. Darin sind eine schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit der linken Schulter, mehrere Schürfwunden am rechten Unterarm und linken Unterschenkel und am linken Schienbein eine „circa 8 x 5 Zentimeter große, tiefe Ablederung der Haut“ attestiert. Die Wunde am linken Unterschenkel habe Blut und Eiter abgesondert. Die Rede ist auch von einer „ausgeprägten Weichteilinfektion, die antibiotisch behandelt werden musste.“

Der Gevelsberger sagt: „Die Frau hatte nicht die Absicht, mich anzugreifen. Aber sie hatte die Hunde nicht unter Kontrolle und sie hatten keinen Beißkorb.“ Und er appelliert: „An alle, die einen Hund haben, der kräftig ist, nehmt einen Beißkorb.“ Er habe die Halterin bei der Polizei angezeigt und dem Ordnungsamt gemeldet.

Ordnungsamt bearbeitet Fall

Polizei und Ordnungsamt bestätigen das. Aber wie gehen die Behörden mit dem Fall und mit vergleichbaren Fällen um? Kann die Polizei die Schilderungen des Gevelsbergers nach ihren Ermittlungen bestätigen? Und was erwartet die beschuldigte Hundehalterin in diesem Fall?

„Der angesprochene Vorfall ist hier bekannt und wird derzeit bearbeitet“, heißt es aus dem Rathaus auf Nachfrage beim Ordnungsamt. Zum konkreten Fall äußert sich die Stadt darüber hinaus nicht, erklärt aber zum allgemeinen Verfahren: „Auf Grundlage konkreter Informationen wird üblicherweise ein Bußgeldverfahren eingeleitet, in dem sich die Halterin/der Halter zunächst zu dem ihr/ihm vorgeworfenen Sachverhalt äußern kann.“

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Nach Abschluss des Bußgeldverfahrens könne neben einem Bußgeld, eine Maulkorbpflicht, ein verschärfter Anleinzwang oder das Führen des Hundes an der kurzen Leine angeordnet werden. „In Fällen von besonderer Dringlichkeit können die zuvor genannten Maßnahmen auch mit sofortiger Wirkung und ohne vorherige Anhörung verhängt werden“, so die Stadt weiter. „Verstöße gegen diese Maßnahmen werden mit einem Bußgeld versehen.“ Darüber hinaus könne auch das Kreisveterinäramt eingeschaltet werden, das beispielsweise die Durchführung eines Wesenstests vornehme.

Polizei äußert Zweifel

Bei der Polizei seien Anzeigen wegen fahrlässiger Körperverletzung und Beleidigungen eingegangen, erklärt Christoph Neuhaus, Sprecher der Kreispolizeibehörde auf Nachfrage. Die Halterin sei ermittelt worden. Neuhaus schränkt aber ein: „Nach unserem Ermittlungsstand hat es keinen Biss gegeben.“ Es sei immer von Versuchen die Rede gewesen. Bei den Tieren handele es sich nicht um sogenannte Listenhunde, also um Tiere, die rassebedingt als gefährlich angesehen werden oder deren Gefährlichkeit vermutet wird.

Zum Grund der Blutvergiftung oder der Entstehung der geschilderten Wunden könne die Polizei nichts Genaues sagen. Tierspeichel sei hochinfektiös, auf eine Speichelübertragung gebe es aber keine Ermittlungshinweise, so Polizeisprecher Neuhaus. Das Verfahren sei an die Staatsanwaltschaft Hagen abgegeben worden.

„Wir entscheiden, ob an der Strafanzeige etwas dran ist“, erklärt Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli von der Staatsanwaltschaft Hagen auf den Fall angesprochen. In solchen Fällen werde den Beschuldigten rechtliches Gehör geschenkt, sofern das noch nicht passiert sei. „Es kann sein, dass wir das Verfahren einstellen, das wir Anklage erheben oder Strafbefehl beantragen“, so Pauli. Die Staatsanwaltschaft prüft den Fall.