Ennepetal. Zwei Tonnen schwere Baumaschine landet in Schlafzimmer. Das Haus ist weiträumig gesperrt. Die Bergstraße in Ennepetal bleibt ebenfalls gesperrt.
In Ennepetal ist am Donnerstagabend eine Estrichmaschine in eine Hauswand gekracht und hat für einen Großeinsatz der Feuerwehr und des THW gesorgt. Warum die zwei Tonnen schwere Baumaschine plötzlich los rollte und in das Schieferhaus an der Bergstraße krachte, ist noch unklar. Fest steht: Die Auswirkungen sind massiv. Das Haus ist einsturzgefährdet und die Hauptverkehrsstraße bleibt bis auf weiteres gesperrt. „Wir gehen eher von Wochen aus, statt von Tagen“, erklärt Stadtsprecher Hans-Günther Adrian. Die Gefahr ist, dass das Haus auf die Fahrbahn stürzt.
Das hätte auch ganz anders ausgehen können: 17.47 Uhr wurden die Einsatzkräfte zu einem Teileinsturz eines Wohnhauses in der Bergstraße alarmiert. Eine Estrich-Maschine befand sich in der Bergstraße auf einer Baustelle oberhalb eines Gebäudes, rollte plötzlich knapp 100 Meter die Straße hinunter, durchbrach die Außenwand eines Wohnhauses – und landete in einem Schlafzimmer. Zum Glück war die Frau, die dort sonst schläft, in einem anderen Zimmer und kam mit einem Schrecken davon.
Zwei Tonnen schwere Maschine
Der Schaden an dem Haus ist so erheblich, dass noch am Abend ein Baufachberater des THW Witten hinzugezogen werden musste. Seine Einschätzung: „Die Standsicherheit des Hauses ist akut gefährdet und das Haus wurde für unbewohnbar erklärt“, teilt die Feuerwehr Ennepetal mit. Die beiden Bewohner seien am Abend privat untergekommen, teilt die Stadt Ennepetal mit. So schnell werden sie leider nicht in ihr Haus zurück kehren können, weil es – aus Sicht der Experten – zu gefährlich ist. Deshalb habe die Ordnungsbehörde der Stadt auch ein Betretungsverbot ausgesprochen und die Auflage gemacht, die Standfestigkeit des Gebäudes sicher zu stellen.
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Aktuell klafft ein großes Loch in der Häuserwand, Feuerwehrchef Frank Schacht schätzt es auf drei Mal drei Meter. Es wurde mit Holzbalken erst einmal abgedeckt. Das Problem ist aber, dass sich durch den Aufprall Risse durch das Gebäude bis ins Obergeschoss ziehen würden. Außerdem ist das Loch in eine tragende Wand gerissen worden. „Das statische Gefüge ist dadurch massiv beeinträchtigt“, erklärt Schacht. Das Gebäude ist aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt. Die Feuerwehr Ennepetal war vier Stunden lang mit einem Großaufgebot im Einsatz.
Frau von Feuerwehr gerettet
Mechthild Stoerring, deren Sohn Besitzer des betroffenen Hauses an der Bergstraße 34 ist und ein Mitarbeiter der Bauunternehmung Herberg aus Altenvoerde stehen am Freitagvormittag vor dem abgesperrten Gebäude. Sie wollen wissen, ob das Haus gerettet werden kann. Drei Mietwohnungen des Hauses seien durch den Unfall betroffen. Die Rettung der älteren Dame aus der unteren Wohnung sei am Donnerstag nicht einfach gewesen. Sie musste über die schwere Maschine, die gegen die Hauswand prallte und sie aufriss, gehoben werden. Mechthild Stoerring, die gestern erst alles verarbeiten musste, ist froh, dass es keine Verletzten gab. Zur Unfallzeit befand sie sich in ihrem Hause in der Bergstraße 30. Sie hatte den großen Knall wahrgenommen. Wenig später stand sie im Regen vor dem Haus ihres Sohnes und sah das Geschehen. „Ich durfte nicht ins Haus“, sagte sie und zeigt aber auch Verständnis für die Sicherheitsmaßnahme. Die ältere Dame, die im Erdgeschoss wohnt, sei bei ihrer Schwester in Voerde untergekommen, der junge Mann aus dem Obergeschoss bei seinen Eltern. Die Mieterin der anderen Wohnung sei kürzlich verstorben.
Vier Stunden im Einsatz
Die Maschine selbst wurde noch am Donnerstagabend mit Hilfe des Teleskopladers der Feuerwehr geborgen und zurück zur Baustelle gebracht. Diese befindet sich einige Häuser oberhalb des Unglücksortes. Dort baut Rahn-Immobilien Eigentumswohnungen an der Bergstraße. Eigentümer Wieland Rahn erklärt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass ein beauftragter Handwerker an diesem Tag Estrich verlegt hat und dabei gewesen sei, die Maschine zu verladen. Was genau dabei passiert sei, wisse er noch nicht. „Wir sind aber sofort vor Ort gewesen und stehen auch mit den Bewohnern in Kontakt und kümmern uns.“
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Die Bergstraße muss auf unbestimmte Zeit zwischen der Einmündung Jellinghauser Weg und Beginn der Wiemerhofstraße vollständig für den Verkehr gesperrt werden. Eine Umleitungsstrecke ist über den Sonnenweg, die Gustav-Bohm und Vilvoorder Straße eingerichtet. Wann die Bergstraße wieder freigegeben wird, sei derzeit nicht abzusehen, teilt die Stadt Ennepetal am Freitagvormittag mit. Stadtsprecher Hans-Günther Adrian erklärt, dass das Haus massiv beschädigt sei, jetzt müsse ein Bausachverständiger die Standfestigkeit bewerten und entsprechende Maßnahmen müssten eingeleitet werden. Die Stadt rechne nicht damit, dass das kurzfristig erledigt werden könne.
Schlimme Erinnerungen
Die Familie Stoerring verlor im Juli vor 40 Jahren durch eine Gasexplosion das verschieferte Fachwerkhaus Bergstraße 30. Bei dem Unglück wurden Menschen verletzt. Das Haus musste damals abgerissen werden. Die Familie Stoerring baute es nach alten Plänen wieder auf, um das schöne Häuser-Ensemble in der historischen Bergstraße zu erhalten. Das jetzt betroffene Stoerring-Haus liegt in der Kurve mit Eingang in der „neuen“ Bergstraße, links davon befindet sich die Galerie Kunstraum EN. Die oben von der Baustelle herab rasende Maschine rollte nur knapp an der Galerie vorbei. Auch dieses Gebäude gehört den Stoerrings.