Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Wer bei der Sanierung seiner Immobilie energetisch top beraten werden will, kommt an dieser Künstlichen Intelligenz nicht vorbei.
Das Thema „Energetische Sanierung“ ist in aller Munde, nicht erst, seit die Bundesregierung plant, den Einbau und die Nutzung von Heizungsanlagen in Gebäuden gesetzlich zu regulieren. Der Sanierungsstau in Deutschland wächst, das hat die Plan 4 Software GmbH aus Freiburg festgestellt. Mit Hilfe aus Gevelsberg und Ennepetal bietet das noch recht junge Unternehmen eine Lösung, die Sanierung von Gebäuden zu beschleunigen.
„Künstliche Intelligenz“ ist das Stichwort. Plan 4 hat das Programm „GebäudeCheck“ entwickelt. Es ermittelt anhand von Kamera-Aufnahmen automatisch, welchen Sanierungsbedarf eine Immobilie an welchen Stellen hat und in welchem Maße. Nach der digitalen, baulichen Zustandsbewertung liefert die Software eine detaillierte Übersicht über Sanierungsmaßnahmen und -kosten.
Wer ein Gebäude bewertet – beispielsweise für eine Privatperson, die dieses kaufen und über eine Bank finanzieren möchte – soll das mit Hilfe des Programms wesentlich schneller und genauer erledigen können als in der Vergangenheit.
Aktuell Gebäudedaten ermitteln
„Die Zeitersparnis ist wichtig“, erklärt Dr. Hendrik Seibel, gebürtiger Gevelsberger und bei Plan 4 Mitbegründer und einer der Geschäftsführer. Das Programm erstelle innerhalb von etwa 24 Stunden einen aktuellen und realitätsgetreuen 3D-Plan des Gebäudes, samt Quadratmeterzahlen für Flächen und dergleichen. „Sie haben dann keine alten Pläne, sondern aktuelle Daten“, so Seibel weiter. Das lästige und umständliche Mitführen von Kladde, Digitalkamera und Kostenkatalog ist laut Plan 4 damit überholt.
Stattdessen scannt eine Kamera die Immobilie aus verschiedenen Perspektiven von außen und ebenso die Innenräume. „Unsere KI kann dann anhand der Bilder erkennen, wie saniert werden muss“, sagt Christian Klöber, Mitgesellschafter bei Plan 4, dessen Name in Ennepetal auch durch die Firma Klöber bekannt ist.
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„GebäudeCheck“ soll also die wichtigen Daten liefern, um zu entscheiden, ob ein Gebäude abgerissen und neugebaut werden muss oder im Bestand saniert werden kann. Dazu füttert Plan 4 sein Programm seit Jahren mit tausenden Fotos von Gebäuden. So konnte die künstliche Intelligenz zunächst lernen, beispielsweise ein Fenster von einer Wand zu unterscheiden. Mittlerweile ist deutlich mehr möglich. Und mit jedem Projekt, das Plan 4 begleitet, lernt das Programm weiter.
Auch Infos zu Fördergeldern
„Wir sehen uns als Sanierungswiki“, sagt Thorsten Harig, ebenfalls Mitbegründer und Geschäftsführer bei Plan 4. „Dabei liegt der Fokus auf den energetischen Sanierungsmaßnahmen.“ So liefert „GebäudeCheck“ unter anderem auch Informationen zu Kfw-Förderprogrammen.
Die große Notwendigkeit solcher digitalen Lösungen liegt für Plan 4 insbesondere in der Bewältigung des Klimawandels: 35 Prozent des Endenergiebedarfs in Deutschland entfielen heute auf den Gebäudesektor. Um die Klimaziele zu erreichen, müsse dieser Faktor radikal gesenkt werden. Die Baubranche habe über die vergangenen Jahre aber lediglich eine Sanierungsrate von einem Prozent des Gebäudebestands pro Jahr realisiert – deutlich zu wenig, wie das Unternehmen findet, das mittlerweile mit Partnern in ganz Deutschland zusammenarbeitet.
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„Wir verstehen uns als Partner der Kommunen und Kirchen, gefolgt von den Sachverständigen, Architekten und der Wohnungswirtschaft im deutschsprachigen Raum“, so Thorsten Harig. Dabei sehen er und sein Team besonders bei den Kommunen Potenzial in Sachen Sanierung. Etwa 35 Prozent der Gebäude im kommunalen Bestand seien mehr als 50 Jahre alt. Bis zu 80 Prozent dieses Bestands werde noch 2050 in Benutzung sein.
Auch Privatkunden im Blick
Plan-4-Mitgesellschafter Tim Helling von der Helling-Gruppe, die den Dorotheenhof in Schwelm und Gevelsberg mitrealisiert hat, würde sich darüber freuen, wenn auch die hiesigen Kommunen künftig auf die KI-Lösung des Unternehmens zurückgreifen würden.
Außerdem möchte Plan 4 seine Wertschöpfungskette perspektivisch erweitern und direkt bei der Sanierung helfen. „Wir haben mit der Software mittlerweile einen Sanierungsstau von 600 Millionen Euro gehoben“, verrät Thorsten Harig. „Da wollen wir natürlich auch irgendwann etwas von abhaben.“
Für Investor Christian Klöber ist auch denkbar, das Geschäftsmodell künftig direkt auf Privatkunden auszuweiten. So könnten diese beispielsweise direkt Bilder von Gebäuden aus Online-Immobilienportalen in das Programm übertragen und eine schnelle Einschätzung zu den möglichen Zusatzkosten bekommen, die nach einem Kauf auf sie zukämen. Das ist aktuell aber noch Zukunftsmusik.