Ennepetal. Gevelsbike-Erfinder Melvin Kraus eröffnet in der Ennepetaler Fußgängerzone ein Fahrrad-Geschäft: Kommt jetzt das Klutertbike?
Wenn er diese Chance ungenutzt auf der Straße liegen lassen würde, dann würde er sich ärgern. Da ist sich Melvin Kraus sicher. Und diese Chance sieht er ganz konkret auf der Berninghauser Straße in Ennepetal und in dem Ladenlokal der Hausnummer 2, das er vor zwei Wochen angemietet hat. Dort wird der Gevelsberger einen Fahrradladen eröffnen. Warum der Zeitpunkt gerade jetzt richtig ist? „Weil Dieter Uebing seinen Radsportladen in Voerde aufgegeben hat.“ Melvin Kraus könne den Kundenstamm übernehmen. Er sagt: „Das ist eine einmalige Möglichkeit.“ Selbstständig gemacht hat sich der 22-Jährige vor etwa zweieinhalb Jahren in Gevelsberg. In Ennepetal wird er nun seinen zweiten Laden eröffnen.
Der E-Bike-Shop an der Körnerstraße 79 in Gevelsberg läuft mehr als rund, im wahrsten Sinne des Wortes. „Ich komme mit den Anfragen nicht hinterher“, sagt Melvin Kraus. Und das, obwohl der Boom der Corona-Jahre abgeflaut ist. Das Interesse an Fahrrädern mit und ohne Antrieb sei noch da, aber nicht mehr die Kaufkraft. Also sind es aktuell eher die Einsteigermodelle, die gefragt sind. Diese seien schon für 500 bis 1000 Euro ohne Anrieb und 2000 bis 2500 mit Elektromotor zu haben. Im Schnitt müsse man für ein E-Bike aber eher 3500 bis 4000 Euro zahlen, erklärt Melvin Kraus.
Vater übernimmt Filiale
Von City-Bike, über Trekking, Faltrad und E-Bikes in verschiedenen Preiskategorien: In dem neuen Ladenlokal ist viel Platz für neue Modelle. Etwa 100 Quadratmeter stehen Melvin Kraus in Ennepetal zur Verfügung, in Gevelsberg ist es nur die Hälfte. Auch das ist ein Grund, warum der junge Geschäftsmann expandiert. Mehr Platz, bedeutet auch mehr Lagerfläche und für die Kunden eine größere Auswahl. Er ist sich sicher, dass der Fahrradladen gut ankommen wird. Denn er will nicht nur verkaufen, sondern auch wieder ein Leasingangebot schaffen, einen Verleih einrichten und natürlich Räder warten und reparieren.
Dafür hat er einen weiteren Mechaniker eingestellt, den Laden leiten wird sein Vater Lothar Kraus. Der 59-Jährige hat 40 Jahre Erfahrung im Groß- und Einzelhandel und ist ein regelrechter Fahrrad-Fan. Die Leidenschaft an diesem Hobby und auch am Schrauben habe er schon, seit er ein Kind sei. „Er hat mich auch für den Radsport begeistert“, sagt Melvin Kraus.
Als Melvin Kraus im April 2020 damit anfing, E-Bikes zu verkaufen, war sein Geschäft eine kleine Garage in Wetter und das ganze auch mehr ein Hobby. Wenige Monate später eröffnete er sein erstes eigenes Ladenlokal in Gevelsberg. Im Sommer wird er auch in Ennepetal vertreten sein. Die Beschilderung ist angebracht, die Renovierung im Inneren läuft. Und wenn alle Formalitäten geregelt sind, kann es losgehen. Melvin Kraus rechnet mit Ende Juni, Anfang Juli.
Kommt jetzt das Klutertbike?
Ein weiteres Geschäft zu eröffnen, sei einfach der nächste Schritt gewesen. Weil der Bedarf vorhanden sei, weil viele ihr Fahrrad mittlerweile lieber nicht mehr im Internet kaufen, weil viele gemerkt hätten, wie wichtig die persönliche Beratung ist und danach eine feste Anlaufstelle zu haben. Es geht dem Gevelsberger aber längst nicht nur um das Geschäft, er möchte die Menschen dazu bewegen, mehr das Rad auch im Alltag zu nutzen. Aus Klimaschutzgründen und weil es mittlerweile im Berufsverkehr auch Zeit spare. „Ich bin über den neuen Radweg durch den Tunnel schneller von Gevelsberg aus in Schwelm, als wenn ich über den Strückerberg mit dem Auto fahre“, sagt er und nennt noch einen weiteren entscheidenden Grund dafür, dass das Rad eine größere Rolle im Leben spielen sollte. „Weil es einfach gut für einen ist. Seit ich morgens vor der Arbeite eine Tour mache, brauche ich keinen Kaffee, um fit zu werden“, sagt Melvin Kraus.
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Die nächsten Ziele hat er sich schon gesteckt. Nächstes Jahr möchte er mit dem Rad nach Paris und mit dem Rad die Alpen überqueren. Nicht die erste extreme Tour, die er auf dem Drahtesel bewältigt. „Ich mag Herausforderungen“, sagt er. Stillstand sei nichts für ihn – auch beruflich. Das Gevelsbike, das er kreiert hat, ist schon jetzt zu einem Verkaufsschlager geworden. Dafür arbeitet Melvin Kraus mit einer kleinen Manufaktur zusammen. Außer Rahmen und Motor wird alles in Gevelsberg montiert. „Hier ist kaum Plastik verbaut und so gut wie alle Teile stammen aus Deutschland“, sagt er. So könne er schneller liefern als andere und sei nicht von den ständig steigenden Marktpreisen abhängig. Farbe, Ausstattung, alles kann individuell zusammen gestellt werden, dazu kommt der unverkennbare Schriftzug „Gevelsbike“.
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So etwas könne er sich durchaus auch für Ennepetal vorstellen – das Klutertbike. Dieser Name ist in den letzten Tagen schon öfter gefallen. „Wenn die Stadt mir den Fuchs zur Verfügung stellt, könnte man darüber nachdenken“, sagt Melvin Kraus. Aber es würde aber auch nichts dagegen sprechen, wenn ein Ennepetaler mit einem Gevelsbike unterwegs ist. Noch ist es nur eine Idee mit einem eigenen Rad für die Ennepetaler. Doch die kann auch schnell Wirklichkeit werden.