Gevelsberg. Melvin Kraus betreibt den E-Bike Shop in Gevelsberg und bietet bald exklusiv das „Gevelsbike“ an. Was dahinter steckt.

Als Melvin Kraus im April 2020 damit anfing, E-Bikes zu verkaufen, war sein Geschäft eine kleine Garage in Wetter. Wenige Monate danach hatte er bereits genug erwirtschaftet, um sich ein eigenes Ladenlokal in Gevelsberg zu leisten – den „E-Bike-Shop“. Und jetzt, knapp zwei Jahre später, könnte er sich eigentlich schon wieder vergrößern. „Vom ersten Tag an kam ich mit den Anfragen fast nicht hinterher“, sagt der 22-Jährige. Doch es gehe ihm nicht darum, einfach nur zu verkaufen. Er will etwas bewegen, klimaneutral agieren und Menschen für das E-Bike begeistern. Das alles möchte er mit dem „Gevelsbike“ erreichen.

„So etwas wie hier gibt es noch nicht“, sagt Melvin Kraus und zeigt auf das blau lackierte Rad, das in seiner Werkstatt hängt. Genau genommen ist es nur ein individueller Rahmen mit Motor. Schaltung, Bereifung, Bremsen und andere Bauteile wird der 22-Jährige montieren. Jedes E-Bike wird auf die Wünsche des einzelnen Kunden abgestimmt, individuell gefertigt, in der Lieblingsfarbe lackiert und ist spätestens drei Wochen nach der Bestellung zu haben. „Hier ist kaum Plastik verbaut und so gut wie alle Teile stammen aus Deutschland“, sagt Melvin Kraus.

Klimaneutralität als Ziel

Möglich macht dies eine Kooperation mit einer kleinen Radmanufaktur in Bielefeld, von hier kommen die Rahmen. Die anderen Teile bestellt der Gevelsberger bei den Herstellern. An seinem Laptop zeigt er, wie das Logo für das „Gevelsbike“ aussehen soll. Damit will er deutlich machen, dass das Rad in Gevelsberg gefertigt wird, will eine eigene Marke etablieren. Der nächste Klick mit der Computermaus und es wird eine Liste angezeigt mit all den Dingen, die am Rad verbaut werden können.

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Verschiedene Sattel, Sattelstützen in diversen Ausfertigungen, höhenverstellbarer Lenkradvorbau. Die Liste ist lang. „Und diese Mühe macht sich kaum jemand, ein Rad Stück für Stück zusammenzustellen. Man verdient einfach mehr mit den 08/15-Rädern“, sagt der 22-Jährige. Doch das sei nicht sein Ding.

In seiner Werkstatt baut Melvin Kraus den Prototypen seines „Gevelsbikes
In seiner Werkstatt baut Melvin Kraus den Prototypen seines „Gevelsbikes" zusammen. © WP | Melvin Kraus

Die Vielfalt, die Möglichkeiten, die sich bieten, passgenau für jeden Einzelnen: Das mache für ihn auch den Reiz an seiner Arbeit aus. Er war 15 Jahre alt, als er sich sein erstes E-Bike kaufte. Noch während er seine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Homberg in Gevelsberg machte, die er als Landesbester abschloss, wurde aus seinem Hobby mehr. „Ich bin zwar kein Zweiradmechaniker“, sagt er und lacht, sondern eigentlich Kaufmann. Und doch baut er fast alles selbst zusammen. Unterstützt wird er von seinen Mechanikern und Freundin Sara Krzan.

Prototyp bei Gevelsberger Frühling

Wie er es geschafft hat, lange Lieferzeiten zu vermeiden? Trotz der großen Nachfrage? Er erklärt, dass er sich am Anfang auf kleine Hersteller konzentrierte, auf Anbieter aus Deutschland, Nischen suchte und besondere Produkte in sein Programm aufnahm. „Ich verkaufe zum Beispiel auch gerne E-Bikes von Advanced, da die Rahmen aus recyceltem Material hergestellt werden.“

E-Bike: So funktioniert das Rad-Leasing in Gevelsberg

Die E-Bikes im Laden von Melvin Kraus können nicht nur gekauft, sondern auch geleast werden. „Ich habe Verträge mit allen Anbietern“, sagt der Gevelsberger. Das seien um die 20 verschiedene, bei Job-Rad sei er Premiumpartner. In der Praxis bedeutet das: Die Firma registriert sich, der Mitarbeiter sucht sich ein Bike aus und die Kosten für die Leasingrate werden monatlich vom Bruttogehalt abgerechnet. Bei einem E-Bike, das 3000 Euro kostet, und bei einem Bruttogehalt von 3000 Euro liege die monatliche Leasingrate bei etwa 50 Euro, rechnet der Gevelsberger vor. Nach drei Jahren gehe das Rad in den Besitz des Nutzers über. Das sei wie eine Finanzierung zu vergünstigten Preisen. „Statt 3000 Euro wird 1800 Euro bezahlt und auch die Firma hat einen steuerlichen Vorteil“, erklärt Melvin Kraus das Konzept.

Noch sei diese Marke leider unbekannt. Und auch wenn in seinem Laden nur Platz sei für etwa 60 E-Bikes, insgesamt habe er Zugriff auf mehr als 300 verschiedene E-Bike-Modelle seiner Lieferanten, die kurzfristig bestellt und geliefert werden können.

Insgesamt gibt es drei Rahmenmodelle in unterschiedlichen Größen.
Insgesamt gibt es drei Rahmenmodelle in unterschiedlichen Größen. © WP | Melvin Kraus

Es stehen für sein „Gevelsbike“ übrigens drei Rahmenformen (Tiefeinsteiger, Trekking und Trapez) in verschiedenen Größen zur Auswahl. Die Pannenschutz-Bereifung von Schwalbe hat eine Größe von 28 Zoll, der Mittelmotor von Brose hat eine Leistung von bis zu 90 Newtonmeter. „Das ist ein leistungsstarker Motor, der mit dem 630 Wattstunden großen Akku bis zu 150 Kilometer mit Unterstützung fahren kann. In Gevelsberg würde ich aber eher von 85 Kilometern ausgehen, wegen der Steigungen.“ 3800 Euro wird das „Gevelsbike“ in dieser Ausführung kosten. „Die Produktion der ersten Modellserie ist ganz frisch Ende der vergangenen Woche gestartet. Und wenn alles glatt läuft, werden wir auf dem Gevelsberger Frühling die ersten Prototypen vorstellen“, sagt Melvin Kraus. „Die Bikes können aber schon jetzt bestellt und gekauft werden.“

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Sein E-Bike-Shop an der Körnerstraße 79 bietet einen etwa 60 Quadratmeter großen Verkaufsraum, die Werkstatt und dazu hat er hier auch seine Wohnung. „Hier habe ich super kurze Wege und habe viel Zeit für individuelle Gespräche“, sagt er und verweist auf seine Homepage www.ebike-shop.eu. Hier können Beratungstermine vereinbart werden. Dieser Service sei das, was ihn von vielen Anbietern unterscheide. Melvin Kraus betont, dass es ihm um Nachhaltigkeit, kurze Transportwege, langlebige Teile und Klimaschutz gehe. Auch deshalb will er nicht in ein größeres Ladenlokal umziehen. „Ich will mit gutem Gewissen, gute Fahrräder verkaufen, die aus guten Händen kommen.“

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