Gevelsberg. Gevelsberg: Vier Jahrzehnte Happy Hour, doch diese Überraschung macht Wirt Ralf Hedtmann richtig glücklich.
Generationen von Gevelsbergerinnen und Gevelsbergern sind hier versackt, haben bei der Happy Hour am Montag wilde Stunden verbracht, bei Musik getanzt und in das Wochenende gefeiert: Das Papillon ist aus vielen Gründen für viele Menschen eine Institution in der Stadt. Jetzt wurde die Kultkneipe auch auf dem neuen Gevelsberger Kirmeskrug verewigt. Eine besondere Ehre, die Kneipen und Gaststätten gilt, die „in unserer Heimatstadt unverzichtbar sind“, erklärt Marc Baron aus dem Kirmesvereinsvorstand während der Vorstellung des neuen Kruges. Es ist ein heiß begehrtes Sammler-Stück und auch ein Dankeschön.
„Ich freue mich sehr darüber“, sagt Ralf Hedtmann. Eine Würdigung, die gerade in diesem Jahr besonders passend ist. Der Gevelsberger feiert sein 40-Jähriges als Kneipenwirt - und es ist dazu auch noch der 40. Krug in der Geschichte der Gevelsberger Kirmes. Vier Jahrzehnte, aus denen es viele Geschichten aus dem „Pap“ zu erzählen gibt. Welche Erinnerung für Ralf Hedtmann besonders ist?
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„Das kann ich gar nicht sagen, es sind so viele schöne, sonst würde ich das ganze hier nicht schon so lange machen. Schließlich bin ich auch schon 67 Jahre alt.“ An die wichtigste Geschichte zum Papillon erinnert sich der Gevelsberger aber ganz genau - nämlich wie alles begann.
Aus Futterluke wird Bistro
Es war Ende 1983. Ralf Hedtmann war 26 Jahre, hatte eine Ausbildung hinter sich, arbeitete in einem Kraftwerk, verdrahtete Gabelstapler. Doch mehr Spaß hatte er, als er im Ruhrschlösschen in Herdecke jobbte oder mit seinem Vater unterwegs war. Dieser hatte nämlich ein „Automatenaufstellunternehmen“, wie Ralf Hedtmann erzählt. Dart, Billard, Kicker, Videospiele, Spielautomaten: All das lieferte er in Kneipen und Gaststätten.
Eins dieser Geräte lief auch in der Pommesbude „Futterluke“ in Gevelsberg – genau an dem Ort, wo sich heute das Papillon befindet. „Familie Schnittker wollte den Imbissbetrieb damals aufgeben und Ralf Hedtmann witterte seine Chance“, sagte Marc Baron über den Wirt in seiner Laudatio zum Kirmeskrug.
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Der Mann vom Vorstand des Kirmesvereins erinnert daran, dass die Futterluke zugemauert wurde und dass sich damals tatsächlich ein Fenster in der Wand in Richtung der heutigen Kuhbar befand, wo die Currywürste und Pommesschalen ausgegeben wurden. „Das war eine alte runtergekommene Hütte“, sagt Ralf Hedtmann.
Er übernahm die Futterluke, krempelte alles um, renovierte und hängte beige Teppiche an die Wände. Sie wurden von einem befreundeten Künstler mit Motiven gestaltet. Dort waren auch Schmetterlinge zu sehen. Übersetzt ins Französische heißen sie Papillon. „Und so ist der Name entstanden. Er gefiel uns“, sagt Hedtmann. „Da früher in Kneipen noch geraucht werden durfte, mussten die Teppiche schon nach zwei Jahren wieder raus, weil sie mittlerweile so braun waren.“ Der Name Papillon blieb bis heute.
„Ich könnte schon wieder renovieren, wenn ich mich hier umsehe“, sagt der Gevelsberger und lacht. Man müsse immer dran bleiben, und zu tun gebe es auch immer etwas. Stillstand ist nichts für den passionierten Radfahrer. Anfang der 90er-Jahre kauft Ralf Hedtmann auch das Nachbarhaus, wo sich damals das Audimax befand. Später wird es zum Lieschen und dann zur Kuhbar.
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In den 2000ern baut Ralf Hedtmann unten an das Papillon an – seitdem gibt es auch Billard bei ihm. „Das ist mir immer wichtig gewesen, dass man spielen konnte“, sagt er. Anlaufschwierigkeiten habe es hier nicht gegeben, das Papillon sei sofort gut angenommen worden. Schon bald seien die ersten Vereine gekommen, das Papillon wurde zum Treffpunkt.
Sein Erfolgsgeheimnis
Ein Getränk bezahlen und zwei Getränke bekommen: Die Happy Hour war lange Zeit für viele Gevelsbergerinnen und Gevelsberger legendär. Doch die gibt es mittlerweile nicht mehr. Viel für einen kleinen Preis rauszugeben, das sei aktuell nicht mehr möglich, sagt Hedtmann. Erst Corona, dann die Inflation, steigende Kosten, „an Happy Hour ist gerade nicht zu denken.“
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Doch der Blick des Gevelsbergers ist nach vorne gerichtet. Der Boulevard Gevelsberg sei erfolgreich gewesen, viele Gäste waren wieder da. Deshalb hat er sich auch seinen Kirmeskrug nicht persönlich bei der Kirmeskrugfeier abgeholt. „Es ist Boulevard und bei solchen Veranstaltungen gehöre ich in meinen Laden. Das ist mein Erfolgsgeheimnis. Anders funktioniert es nicht.“
Gesundes Essen und viel Sport gehören außerdem für ihn dazu. „Ich muss mich mit 67 schließlich auf den Beinen halten.“ Und das will er auch noch, so lange es geht. Und von den Gästen von damals besuchen nun auch die Kinder das Papillon. „Das ist das schöne hier in Gevelsberg, jeder kennt jeden.“
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Auch seine Tochter Lisa ist mittlerweile mit dabei. Er hofft, dass sie das Papillon einmal übernimmt. Doch jetzt ist das kein Thema. „Ruhestand ist nicht mein Ding, Rentner zu sein, ist für mich ein Anti-Job.“ Hinter seiner Theke, da fühlt er sich wohl. So kennen ihn die Gevelsbergerinnen und Gevelsberger seit 40 Jahren.
Der neue Kirmeskrug mit dem Papillon ist im Getränkehandel Rehfeld zum Preis von 22 Euro zu haben.