Schwelm. Der Streit um die Zukunft des Schwelmer Stadtmarketings eskaliert: Bürgermeister Stephan Langhard gerät mehr und mehr zwischen die Fronten.
Wie tief sind die Gräben, die die Politik mit ihrem Beschluss, das Schwelmer Stadtmarketing zu einer Hülle ohne Entscheidungsgewalt zu degradieren, in der Stadt Schwelm aufgerissen hat? Zu einem deutlichen Bruch hat dieser Ratsbeschluss schon jetzt zwischen den privaten Gesellschaftern und Bürgermeister Stephan Langhard geführt, der bereits Mitte April als Vorsitzender des Aufsichtsrats abgewählt werden sollte. Als dieser Krieg hinter den Kulissen an die Öffentlichkeit durchsickerte, wurde kurzerhand eine möglicherweise sehr entscheidende Sitzung für die Zukunft des Stadtmarketings, die am Dienstag, 9. Mai, stattfinden sollte, abgesagt.
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An diesem Tag wären neben den privaten Gesellschaftern und dem Bürgermeister als Vertreter der Stadt Schwelm als größte Gesellschafterin die Fraktionsvorsitzenden aller im Rat der Stadt Schwelm vertretenen Parteien zusammengekommen. Die hätten mit Sicherheit den Anteilseignern der Stadtmarketing GmbH Rede und Antwort stehen müssen, für ihre Pläne, dem privaten Engagement seine ursprüngliche Grundlage zu entziehen: Die Stadt zu vermarkten, ohne von der Bürokratie einer Stadtverwaltung dabei ausgebremst und aufgehalten zu werden.
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Denn bereits seit Wochen ist die Stimmung derart aufgeheizt, dass die privaten Gesellschafter um ihren Sprecher Udo Schmidt sogar geplant hatten, Bürgermeister Stephan Langhard als Vorsitzenden des Aufsichtsrats im Rahmen einer außerordentlichen Sitzung abzuwählen. Denn Tagesordnungspunkt 1 lautete: „Neuwahl des Vorsitzenden des Aufsichtsrats.“ Diese Sitzung Mitte April musste das Stadtoberhaupt jedoch absagen, weil es im Urlaub war. Doch zum Zusammentreffen der meisten Akteure kam es knapp drei Wochen später am 3. Mai im Rahmen der Gesellschafter-Versammlung.
Gesellschafter wollen Stephan Langhard ersetzen
Die privaten Gesellschafter – unter ihnen Unternehmer wie Burkhard Pass, Ralf Stoffels und Firmen wie die Spedition Schmidt oder die Tepass und Seitz-Gruppe – machten ihrem Ärger Luft. Ihre Forderung an den Bürgermeister: Er soll den Ratsbeschluss zurücknehmen, mit dem CDU, SPD, Grüne, Linke und BIZ die Entscheidungsgewalt über das Stadtmarketing in eine neu zu gründende Abteilung im Rathaus unter der Regie des neuen Wirtschaftsförderer Oliver Kochs integrieren wollen. Langhard will sich jedoch nicht gegen den Beschluss der Politiker stellen. Im Rahmen dieser Sitzung, so die gesicherten Informationen dieser Zeitung, ist ihm gesagt worden, dass seine Abwahl als Aufsichtsratsvorsitzender bevorsteht. Diesen Posten will er jedoch nicht hergeben.
„Ein solches Bestreben aus dem Aufsichtsrat gibt es nicht. Sollte ein solches Ansinnen aus dem Kreis der privaten Gesellschafter bestehen, wäre es ein Ausdruck ihres Gefühls der Sorge um die Stadtmarketinggesellschaft“, antwortete der Bürgermeister auf Nachfrage dieser Zeitung, wie er zu dem Bestreben stehe, dass er als Vorsitzender des Aufsichtsrats seinen Stuhl räumen soll. Gleichwohl wird diskutiert, juristisch zu prüfen, ob Langhard seinen Pflichten als Aufsichtsratsvorsitzender nachgekommen ist, Schaden von der Stadtmarketing GmbH fern zu halten.
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Kurz nachdem diese Zeitung all diese Vorgänge hinter den Kulissen öffentlich machte, reagierte der Bürgermeister in seiner Funktion als größter Gesellschafter und Vorsitzender des Aufsichtsrats und ließ von der Pressestelle der Stadtverwaltung folgende Pressemitteilung im Namen der Gesellschafter versenden: „Das für den 9. Mai geplante Treffen von privaten Gesellschaftern und Politik zur Entwicklung des Stadtmarketings in Schwelm wird verschoben. Bürgermeister Stephan Langhard, Aufsichtsratsvorsitzender des Stadtmarketings Schwelm, und sein Stellvertreter Udo Schmidt sind sich darin einig, dass es vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse sinnvoller ist, alle Aspekte des Themas noch einmal in Ruhe zu beleuchten, um das weitere Vorgehen festzulegen. Dazu werden sich der Bürgermeister und Udo Schmidt in der kommenden Woche austauschen.“ Der Schwelmer Rechtsanwalt Udo Schmidt ist gleichzeitig Sprecher der privaten Gesellschafter und fand im Rahmen der Sitzung am 3. Mai ebenfalls deutliche Worte der Kritik in Richtung des Bürgermeisters.
Viel Zeit für Gespräche bleibt nun nicht mehr
Mit Spannung erwarten die privaten Gesellschafter sowie die Schwelmerinnen und Schwelmer, die die gesamte Unruhe um das Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung verfolgen, was die konkreten Folgen der Beratungen sein werden, die in der Pressemitteilung ausschließlich in Phrasen gehüllt angekündigt werden. Stand jetzt macht es den Anschein, als sei das Tischtuch beim Stadtmarketing nach dem Ratsbeschluss zwischen der Stadt und den privaten Gesellschaftern zerschnitten. Viel Zeit für weitere Beratungen bleibt ohnehin nicht, denn der Ratsbeschluss müsste zum 1. Januar umgesetzt werden.
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