Ennepetal. Die Ozeanroute bietet interaktive und exklusive Erlebnisse: Sie lässt im Ennepe-Ruhr-Kreis Millionen von Jahren Geschichte lebendig werden.

So etwas gibt es noch nirgendwo auf der Welt. Eine interaktive Radtour, die sich mit Millionen von Jahren Geschichte beschäftigt, längst Vergessenes auf Bildschirmen lebendig werden lässt: Die Ozeanradroute durch den Ennepe-Ruhr-Kreis soll das möglich machen. Warum der Begriff Ozean eine entscheidende Rolle spielt? Weil er an das Kommen und Gehen des Meeres erinnert und was dieser Prozess geologisch in dieser Region bewirkt hat – nämlich eine einzigartige Gesteinswelt. Bis 2027, pünktlich zur Internationalen Gartenausstellung (IGA), soll diese Idee Realität werden.

Zwar soll der Radweg nicht neu gebaut werden, sondern über vorhandene Strecken führen, und so zu einem Verbund aus mehreren Rundwegen werden. Dennoch soll die Ozeanroute auf einer neuen Wegeführung für ein exklusives Raderlebnis sorgen, das die Region und auch den Radtourismus bereichert. Das haben sich die Projektinitiatoren zumindest vorgenommen. Der Geopark Ruhrgebiet ist dabei, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit der Zeche Nachtigall, die Stadt Hagen, die angrenzenden Städte, die Metropole Ruhr und federführend der Ennepe-Ruhr-Kreis. Die noch zarten Fäden für das Projekt laufen bei Osita Uchegbu aus dem zuständigen Fachbereich im Kreishaus zusammen.

Silscheder Tunnel raus aus Planung

Denn noch gibt es keine Fördermittelzusage, erst Ende Mai wird mit einer Antwort des Fördergebers für einen ersten Teil gerechnet, und auch die Strecke, die derzeit für den Ozeanradweg vorgesehen ist, ist längst nicht beschlossene Sache.

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Der erste Entwurf von 2021 umfasst neben Hagen, Wetter, Herdecke und Witten auch Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal als Teil des Ozeanradweges. An der Kluterthöhle soll eines von drei Zentren entstehen. Als Start-Punkt, Infoquelle und Ort, an dem alles zusammen kommt.

Doch im ersten Förderantrag von vielen, die noch folgen werden, sind die drei Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal erst einmal noch kein Thema. Weil zunächst einzelne Bereiche besser erschlossen sein müssen, ehe sie Teil der Ozeanroute werden können, und weil ein Anfang gemacht werden muss. Vom Silscheder Tunnel haben sich die Planer aber schon verabschiedet, bis 2027 wird eine Durchfahrt, selbst wenn sie denn kommen sollte, nicht fertig sein. Ennepetal soll aber unbedingt in die Ozeanroute aufgenommen werden.

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Die Idee ist, an verschiedenen geologischen Aufschlüssen, über die es einiges zu erzählen gibt, Installationen einzurichten, interaktive Bereiche zu schaffen, die Erlebnischarakter haben. „Es geht um eine Inszenierung eines Themen-Radweges, die es so noch nicht gibt“, sagt Osita Uchegbu. 3,5 Millionen Euro sind derzeit für das Gesamtprojekt veranschlagt, damit ist es 2020 bei der IGA angemeldet worden. Eine Investition, die den Tourismus im Ennepe-Ruhr-Kreis auch in Zukunft bereichern und nach der großangelegten IGA 2027 Bestand haben soll.

Touristischer Höhepunkt

Inhaltlich geht es um die Faszination Urzeit, Entstehung von Flora und Fauna, Kontinentalverschiebung, Bezüge zum Leben gestern und heute. Osita Uchegbu erklärt, dass an jeder Station ausgehend vom sichtbaren Aufschluss oder erkennbaren Verhältnissen erläutert wird, was hier passiert ist: „Hier wuchsen erste Pflanzen aus den Sümpfen, hier lebten Panzerfische, hier flogen zum Beispiel Libellen, hier entstand Kohle.“ In die Ozeanroute einsteigen können die Radler überall. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, sondern viele verschiedene Orte, an denen es etwas zu erleben gibt.

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Wie viele Stationen es am Ende werden, steht noch nicht fest, ebenso wenig die konkrete Route. Eine zentrale Rolle soll aber Ennepetal spielen. Mit der Kluterthöhle als Zentrum, mit dem von der Stadt geplanten Radweg zum Hülsenbecker Tal und mit dem Hülsenbecker Tal selbst, für das es ebenfalls ein IGA-Projekt gibt. Im Park stehen die Themen Treffen der Generationen, Zukunft und Erlebnis im Mittelpunkt. Auch hier läuft die Projektplanung.

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Beim Ozeanradweg ist nun der Anfang gemacht. Das Konzept steht. Osita Uchegbu weiß, dass aber noch entscheidende Fragen geklärt werden müssen: Wo wird die Ozeanroute konkret vorbei führen und welche Stationen wird es geben? Und wie viel davon wird gefördert. Der Mann vom Ennepe-Ruhr-Kreis weiß, dass die Konkurrenz bei den IGA-Projekten groß ist, zumal es keinen eigenen Fördertopf gebe, sondern man mit Städtebaumaßnahmen konkurrieren müsse. Doch er ist sich sicher, dass bei aktuell 39 IGA-Projekten, die in Planung sind, die Ozeanroute eine entscheidende Rolle einnehmen wird. Als verbindendes Element, als Alleinstellungsmerkmal und touristischer Höhepunkt.