Gevelsberg. Eltern reden von ungesundem Essen und Problemen bei Müll in der Mensa des Gymnasiums Gevelsberg. Stadt und Betreiber reagieren auf Vorwürfe.

„Gesundes, faires Essen und weniger Müll – unsere Mensa braucht ein Update“. Diesen Titel trägt ein gemeinsames Schreiben der Schulpflegschaften von Gymnasium und Hauptschule in Gevelsberg an den Stadtrat. Die Eltern fordern Veränderungen und berufen sich dabei auf eine Umfrage unter Schülerinnen und Schülern, laut derer nicht alle mit dem Angebot der Schulmensa am Ochsenkamp zufrieden sind.

Anja Vesper ist die Vorsitzende der Schulpflegschaft am Gymnasium und ist politisch in Wuppertal aktiv. Früher war sie es auch in Gevelsberg. Ihr kam die Idee, sich an das höchste politische Gremium der Stadt zu wenden, um den Forderungen der Eltern über die Stadt als Schulträgerin Nachdruck zu verleihen. „Wer eine Schulmensa betreibt, ist auch Teil des Erziehungssystems“, findet Vesper.

Die Stadtverwaltung nimmt sich der Sache an, wie Bürgermeister Claus Jacobi auf Nachfrage der Redaktion erklärt. Sie werde den Vorstoß der Eltern als sogenannten Bürgerantrag zunächst in den Hauptausschuss einbringen, der dafür die erste politische Anlaufstelle ist. Dabei habe die Stadt sich auch mit dem Betreiber der Mensa kurzgeschlossen, so Jacobi. Dieser sei zu Veränderungen bereit, weise aber auch darauf hin, dass entsprechende Angebote in der Vergangenheit nicht immer gut von Schülerinnen und Schülern angenommen worden seien.

Auch Müllrecycling gefordert

„Neben regelmäßiger Bewegung sind Essen und Trinken entscheidend für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität“, schreiben die Eltern an den Stadtrat. „Eine gesundheitsfördernde Verpflegung, die eine bedarfsgerechte Menge an Energie und Nährstoffen bietet, fördert sowohl die körperliche als auch die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.“ Sie sehen in der Schule einen zentralen Ort für Prävention und Gesundheitsförderung. Ebenso sei es wichtig, Kinder dazu zu erziehen, verantwortungsbewusst mit Ressourcen umzugehen. „Dazu gehört auch Recycling von Verpackungsmüll als wichtigem Baustein der Kreislaufwirtschaft“, so die beiden Schulpflegschaften. „Wir wollen dies nicht nur theoretisch erklären, sondern auch praktisch leben.“

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Dann kommen sie auf eine Umfrage unter Schülerinnen und Schülern am Gymnasium zu sprechen. Die habe ein Arbeitskreis aus Schülerinnen und Schülern unter Begleitung aus dem Lehrerkollegium durchgeführt, wie Anja Vesper erklärt. Da die Hauptschule die Mensa auch nutze, habe sich die dortige Schulpflegschaft der Forderung an den Rat der Stadt Gevelsberg angeschlossen. Die Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass die Zufriedenheit mit der Schulmensa mit 31 Prozent unter einem Drittel liegt. Nur 23 Prozent seien mit der Auswahl des Mittagessens zufrieden.

Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich ein umweltfreundliches und fair gehandeltes Angebot sowie modernere Speisen – genannt wurden Obstsalat oder Gemüsesticks im Glas, Salate und Mottowochen. Bei Süßigkeiten könnten leicht Fair-Trade-Produkte angeboten werden. Weniger Müll im Bereich Schulhof und Schulgebäude ist ein weiterer Wunsch der Schulgemeinschaft, vor allem das verstärkte Müllaufkommen durch „Durstlöscher“ (Anm.d.Red.: Getränke im Tetrapack) sei vermeidbar beziehungsweise könnte durch ein Pfandsystem wenigstens der Mülltrennung und somit dem Recycling zugeführt werden.

Wiederverschließbare Getränke

„Wir fordern den Rat der Stadt Gevelsberg auf, über den Schulträger die Möglichkeit zu schaffen, in der Mensa des Schulzentrums West für Verpackungsmüll ein Pfandsystem einzuführen, Fair-Trade-Produkte ins Angebot aufzunehmen und eine gesündere Auswahl an Speisen zum Mittagessen anzubieten“, machen die Eltern deutlich.

Die Gevelsberger Stadtverwaltung schlägt den politischen Fraktionen nun vor, das bestehende Mensakonzept um die von den Eltern angeführten Maßnahmen zu erweitern und entsprechende Vereinbarungen mit dem Mensabetreiber zu treffen. „Es ist richtig, dass Recycling von Verpackungsmüll ein wichtiger Baustein der Kreislaufwirtschaft ist“, äußert sich die Stadt dazu. „Hierbei kommt es auf die richtige Entsorgung an.“ Sowohl in der Mensa, auf dem Schulhofgelände als auch in den Klassenräumen stünden Mülltonnen, insbesondere auch gelbe Tonnen und Säcke für Verpackungsmüll in ausreichender Anzahl zur Verfügung.

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Die Mülltrennung an Gevelsberger Schulen ist noch relativ neu und wurde durch die Stadt im vergangenen Jahr angestoßen, nachdem diese Redaktion darüber berichtet hatte, dass weder in Schwelm noch in Gevelsberg an Schulen Müll getrennt wird. Ein Pfandsystem – entsprechend des Verpackungsgesetztes – gibt es laut Stadt in der Mensa für alle Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff. Die Einführung eines Pfandsystems auf „Durstlöscher“ als lokale Lösung würde einen erheblichen Aufwand für den Mensabetreiber bedeuten. Dem Müllaufkommen durch Durstlöscher werde daher in der Form begegnet, dass die Durstlöscher-Trinktüten abgeschafft und durch wiederverschließbare Erfrischungsgetränke ersetzt würden.

Verweis auf Speiseplan

In der Mensa würden bereits Fair-Trade-Produkte wie Kaffee, Rohrzucker und Kakao verwendet, so die Stadt weiter. Auf Nachfrage beim Mensabetreiber habe dieser für sein Angebot an Fair-Trade-Riegeln (Sesam- und Schokoladenriegel) in einer Mensa in Hattingen nur sehr weniger Abnehmer gefunden, werde diese aber wegen des Wunsches in der Mensa am Schulzentrum West einführen.

„Der Mensabetreiber ist dazu verpflichtet, dass die Auswahl und die Zusammenstellung der Lebensmittel für das Frühstücks- als auch für das Mittagsangebot auf den jeweils aktuellen Ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) basieren“, heißt es aus dem Rathaus. Die Prüfung des Speiseangebots habe variantenreiche Kombinationen von Fleisch und Fisch sowie Gemüse und Salat ergeben. Täglich würden zwei Hauptgerichte zur Wahl stehen, wobei eines vegetarisch sei. Auch Obst gehört demnach zum Angebot in der Mensa.

Nach Auskunft des Mensabetreibers seien vor der Coronapandemie eine Zeit lang Gemüsesticks im Glas angeboten worden. Da die Nachfrage sehr gering gewesen sei, seien die noch haltbaren Sticks teilweise verschenkt worden, um ihre Entsorgung zu vermeiden. Dennoch werde dieses Angebot im Rahmen einer Testphase nun erneut aufgenommen. Bioprodukte, die bereits im Angebot enthalten seien, würden zukünftig auch als solche im Speiseplan deklariert.