Schwelm/Gevelsberg. Schwelm und Gevelsberg wollten nach den Sommerferien 2022 Mülltrennung an Schulen einführen. Hat das funktioniert?
Die Tatsache, dass an den Schulen in Schwelm und Gevelsberg im Sommer 2022 noch keine Mülltrennung stattfand, was in anderen Kommunen wie Ennepetal seit vielen Jahren und Jahrzehnten Standard ist, hatte im vergangenen Sommer für große Verwunderung gesorgt. Nachdem diese Zeitung darüber berichtet hatte, reagierten sowohl die Stadt Schwelm als auch der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi aus seinem Urlaub heraus und versprachen, sich umgehend um diesen Missstand zu kümmern. Was ist aus diesen Versprechen geworden?
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Kurzer Rückblick: In beiden Städten war bis dato nur zwischen Altpapier und Restmüll unterschieden worden. Pausenbrot, Verpackungen, Batterien, Glas – alles landete in der gleichen Tonne, was vor allem die Schulleitungen dazu veranlasste, sich regelmäßig bei den Städten als Schulträger zu melden. Neben den Umweltaspekten, sahen sie sämtliche Umweltpädagogik ad absurdum geführt, wenn eine solche Jahrzehnte alte Normalität an den Schulen nicht umgesetzt würde. Doch erst als das Thema öffentlich wurde, nahm die Sache Fahrt auf. Vor allem in Gevelsberg, wo Jacobi versprochen hatte, die Umsetzung sofort nach den Sommerferien einzuleiten.
Lieferschwierigkeiten bei Mülleimern
„Ja, damit ist unmittelbar nach den Sommerferien begonnen worden. Zunächst wurde ein Mülltrennungskonzept erarbeitet, das den Schulleitungen aller Gevelsberger Schulen – fünf Grundschulen, Gymnasium, Realschule Hauptschule und Förderschule – vorgestellt und gemeinsam diskutiert wurde“, antwortet Maike Leipholz, Büroleiterin und persönliche Referentin des Bürgermeisters, auf die Nachfrage der Redaktion. Ergebnis der Runde: Auf den Schulhöfen sollen Wertstoffinseln aufgestellt werden in denen Restmüll, Plastikmüll, Papier, Glas und Biomüll separat gesammelt werden kann. In den Klassenräumen, Fachräumen und Sozialräumen wünschen sich alle Beteiligten ebenfalls eine Trennung dieser Müllarten. Die Stadt hat den Schulleitungen hinsichtlich der Wertstoffinseln und der Müllbehälter für die Innenräume verschiedene Alternativen zur Auswahl gestellt.
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Nach Eingang der Rückmeldungen ist klar, dass die Stadt Wertstoffinseln für alle Schulhöfe beschafft, in denen Restmüll, Papier und Plastikmüll – jeweils in 74-Liter-Behältern – getrennt gesammelt werden. Einen Bedarf, Biomüll und Glas gesondert in den Klassen zu sammeln, hätten die Schulleitungen grundsätzlich nicht gesehen, weil das Müllaufkommen dafür sehr gering sei beziehungsweise bereits getrennt gesammelt werde, teilt Maike Leipholz mit. Die Standorte für die Wertstoffinseln stehen mittlerweile fest. In den Innenräumen werden einheitliche 15-Liter-Mülleimer aufgestellt, die sich farblich unterscheiden; grau/schwarz für Restmüll, blau für Papier und gelb für Plastikmüll. Die Schulen verfügen teilweise schon über Müllbehälter in den Innenräumen für Restmüll und Papier, so dass bedarfsgerecht dazu gekauft wird. „Die Beschaffungsverfahren wurden eingeleitet, leider bestehen auch dafür Lieferschwierigkeiten. Mit einer Lieferung ist derzeit Ende Januar 2023 zu rechnen“, erläutert die Referentin des Bürgermeisters. Zudem müssen an einigen Schulen zusätzliche große Abholbehälter für die Müllabfuhr aufgestellt werden. Es sei davon auszugehen, dass sich das Restmüll-Aufkommen deutlich reduziert, dafür gelbe Säcke an den Schulen zur Verfügung gestellt werden müssen.
Zunächst ist geplant, dass die Reinigungskräfte und Hausmeister den getrennten Müll aus den Klassenräumen zu den großen Behältern bringen, für Fremdreinigungsdienste werden die bestehenden Verträge entsprechend aufgestockt. „Diese Leistungen werden im Rahmen der nächsten Ausschreibung für Reinigungsleistungen mit ausgeschrieben“, teilt die Stadt Gevelsberg mit, die nach den ersten Erfahrungen in der Praxis möglicherweise noch an der ein oder anderen Stelle nachsteuern wird.
Fachkraft verlässt Verwaltung
Die Stadt Schwelm ist ähnlich weit vorangekommen, hat ihr selbstgestecktes Ziel, dass die Trennung bereits umgesetzt sein soll, aber deutlich verfehlt. „Ja, das Thema ist dringlich, weshalb wir uns um schnelle Umsetzung bemüht haben. Wir wissen, dass wir im Wort stehen, und ein so wichtiges Thema wird nicht nachrangig behandelt“, beginnt Pressesprecherin Heike Rudolph. Grund: Ausgerechnet die Fachkraft habe die Stadtverwaltung verlassen, die sich mit der Mülltrennung an den Schulen befasst habe. „Wir konnten die Stelle aufgrund des Fachkräftemangels nicht direkt nachbesetzen, das hat uns während der Umsetzung etwas Tempo genommen“, führt Heike Rudolph aus und fährt fort: „Es mangelt also nicht an Willen und Energie: Aber wir müssen für unsere vielfältigen Aufgaben auch Personal haben, und das kann ausscheiden oder wechseln. Neues zu gewinnen, ist angesichts des leeren Fachkräftemarkts nicht einfach.“
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Dennoch habe die Stadtverwaltung das Thema weiter vorangetrieben und mit den Schwelmer Schulen – vier Grundschulen, Realschule und Gymnasium – Gespräche über die konzeptionelle Umsetzung der Mülltrennung geführt. Die für das letzte Halbjahr 2022 eingeplante Umsetzung erfolgt laut Aussage der Stadt nun im laufenden Quartal. „Denn aktuell schaffen wir die gelben Tonnen an, sodass wir in Kürze jeder Schule einen solchen Sammelcontainer zur Verfügung stellen werden. Im zweiten Schritt beschaffen wir die Sammelbehälter für die Klassenräume und werden die Reinigungskräfte entsprechend instruieren“, verspricht die Stadtverwaltung Schwelm, auch hier eine baldige Lösung.
Damit würde auch in diesen beiden Kommunen ein Problem gelöst, das vor allem die Schulleitungen und Lehrerkollegien seit vielen Jahren beschäftigt hat.
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