Ennepetal. Den kompletten Führerschein in nur zwei Wochen machen? Reporter Lukas Brechtefeld (23) testet dies bei der VBG-Fahrschule in Ennepetal.

Die Reifen quietschen, als ich in Schwelm eine Vollbremsung hinlegen muss. Mein Fahrlehrer haut parallel auch voll auf die Bremse. Ein anderes Auto hatte mir einfach die Vorfahrt genommen. „Die Straße ist ein Dschungel“, sagt mir später jemand. Und in dieser chaotischen Welt muss ich mich in kürzester Zeit zurechtfinden. Ich möchte innerhalb von nur zwei Wochen meinen Führerschein machen. Eine Intensivausbildung bei der VBG-Fahrschule aus Ennepetal soll das ermöglichen.

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Kurz zu mir und meiner Vorgeschichte mit dem Autofahren: Mittlerweile bin ich 23 Jahre alt und habe immer noch keinen Führerschein. Dabei hatte ich vor Jahren schon einmal angefangen, dann aber mittendrin einfach aufgehört. Jetzt soll es auch bei mir endlich soweit sein, am besten so schnell wie möglich. Mein Plan für die erste Woche: morgens sechs Fahrstunden am Stück, abends drei Stunden lang Theorieunterricht, zwischendurch ein wenig im Simulator fahren und die 1184 Fragen in der App lernen. „Das ist nicht für jeden was“, stellt mein Lehrer Marc Pfeffer direkt zu Beginn klar. Man müsse belastbar dafür sein.

Völlig unvorbereitet ins Auto

Als ich mich am ersten Tag ins Auto setze, kenne ich die Straßenverkehrsregeln nur rudimentär. Vorbereitet hatte ich mich überhaupt nicht. Vorfahrt? Rechts vor links und ein paar Schilder kenne ich – ein bisschen zumindest. Das, was man halt so weiß. Als erstes gibt es eine kleine Einweisung, danach geht es schon sofort auf die Straße. Das erste Mal abbiegen nach wenigen Metern versemmele ich gekonnt: Den Blinker setze ich souverän nach links, um dann nach rechts zu abzubiegen. Geht ja gut los.

Und nur Momente danach verkündet mir Pfeffer dann freudig: „Dein Antrag ist durch, Lukas, nächste Woche ist deine Prüfung“. Cool, denke ich mir – und blicke mitten in der Fahrt auf den Schaltknüppel, um zu schauen, wo denn der Gang ist, den ich gerade brauche. Den Blick zu den Gängen, kommt schnell der Hinweis, soll ich bitte nicht mehr machen.

Nur keine Hektik

Die meisten Dingen klappen am ersten Tag aber auf Anhieb sehr gut. „80 Prozent der Leute sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit wie Du“, lobt mich Pfeffer später. Worte, die mir sofort ein gutes Gefühl zu Beginn meiner Ausbildung geben. Auch müde werde ich die ersten sechs Fahrstunden, nur unterbrochen von drei kurzen Pausen, nicht. „Du bist belastbar“, kommt das nächste Lob. Dankeschön, das freut mich. Klappt ja alles wunderbar bislang.

Rückwärts einparken klappt sofort am ersten Tag – die Probleme kommen erst später.
Rückwärts einparken klappt sofort am ersten Tag – die Probleme kommen erst später. © Marinko Prša | Marinko Prša

Innerlich fühle ich mich seit der ersten Sekunde sicher am Steuer, bin null aufgeregt. Dass ich keine Angst habe, sagt mir mein Fahrlehrer Pfeffer, sei ihm aufgefallen. „Das ist dein größter Vorteil“, betont er. Auch wenn ich den Wagen mal abwürge und die anderen auf mich warten müssen, werde ich nicht hektisch, Druck verspüre ich überhaupt nicht.

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Das zeigt sich auch am zweiten Tag, als ich auf die Autobahn muss. Als mir Pfeffer erst auf der Autobahnauffahrt erklärt, was ich jetzt tun muss, mache ich das ganz entspannt. Das Einfädeln klappt super. Wie ich das gemacht habe? Keine Ahnung. Schnell will ich auch die ersten Autos überholen, weil ich das lernen möchte – auch das funktioniert. Problematisch ist nur, dass ich beim Schulterblick auf der Autobahn nach links ziehe, potenziell gefährlich – also so richtig für mich und andere. Da arbeiten wir noch dran.

Insgesamt lege ich einen guten Start in meine Fahrerkarriere hin. „Für den ersten Tag gebe ich dir eine glatte eins“, bewertet Marc Pfeffer mich. Für den zweiten Tag bekomme ich aber nur eine zwei von ihm. Der Grund: Das Runterschalten vergesse ich gern mal und ich soll selbstständiger werden. Doch mein Ego ist auf Höhenflug. „Denn das ist ganz normal“, schiebt Pfeffer beschwichtigend hinterher.

Neuer Lehrer, neues Auto, Regen

Dritter Tag: Neuer Fahrlehrer, neues Auto, ab jetzt wird nur noch Automatik gefahren – alles anders also. Dazu noch starker Regen zwischenzeitlich. Es geht mies los, Geschwindigkeitsbegrenzungen nehme ich zunächst so wahr, als gäbe es sie nicht. Mal bin ich zu schnell, mal zu langsam. „Wie schnell darf ich hier fahren?“, muss ich immer wieder fragen, oder werden schon vor der Frage auf das Tempo hingewiesen. „Ans Lenken müssen wir auch ran“, stellt mein neuer Fahrlehrer Andras Löhr schnell klar. Immer wieder bekomme ich Hinweise. Die Lobeshymnen der ersten beiden Tage rücken schnell in die Vergessenheit. Doch mit der Zeit steigere ich mich immer mehr, werde sicherer, komme wieder auf das Niveau des Vortags – und dann ein wenig darüber hinaus. Wie sanft ich bremse, lobe ich mich einmal selbst. Am Ende des dritten Tages gibt mir mein Fahrlehrer eine 2 Minus. Hätte besser laufen können.

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Durch die praktische Prüfung, wird mir erzählt, fallen heutzutage 47 Prozent der Fahrschüler. Das ist schon verrammt viel. Und nach jetzt 18 Fahrstunden in drei Tagen, in denen mir immer Hinweise und Anweisungen gegeben wurden, fühle ich mich noch nicht ansatzweise wie ein selbstständiger Autofahrer. Eher fühle ich mich wie eine Marionette, die keine eigene Verantwortung trägt.

Die Suche nach dem ersten Gang

Als ich dann zum Abschluss des dritten Tages eine 15 Minütige Testfahrt mache, ändert sich das Gefühl aber schlagartig. Es geht für eine kleine Überprüfung zurück in den Schaltwagen, ich soll zeigen, dass ich das drauf habe – und zwar in einer Prüfungssituation. Danach wäre ich den Schaltwagen für den Rest meiner Fahrerausbildung los, und er stünde trotzdem im Führerschein. Das geht erst seit Kurzem, schön für mich.

Hinten sitzt nun ein zweiter Fahrlehrer und gibt Anweisungen, mein Fahrlehrer neben mir bleibt still, wie eine Prüfung eben. Jetzt bin ich gefragt. „Keine Fehler“, denke ich mir und will mich beweisen.

Fahrlehrer Marc Pfeffer erklärt Lukas Brechtefeld, auf was er im Straßenverkehr achten muss.
Fahrlehrer Marc Pfeffer erklärt Lukas Brechtefeld, auf was er im Straßenverkehr achten muss. © Marinko Prša | Marinko Prša

Bis zum ersten Problem dauert es aber nicht lange. Genau genommen tritt es auf, bevor ich los gefahren bin. Wie geht das mit dem Schaltwagen nochmal? Ich soll vom Parkplatz auf die Straße, aber nichts will klappen. Direkt bei Einlegen des ersten Ganges komme ich nicht weiter. Meine Hand am Schaltknüppel, ich ziehe nach links, drücke nach oben – aber das Ding bewegt sich nicht. Noch einmal, und noch einmal – es tut sich einfach nichts. Mit jedem Versuch wächst in mir die Überzeugung: Mit dem Auto stimmt doch was nicht. Ich bin maßlos verwirrt. Ein Hinweis des Fahrlehrers bringt Erleuchtung – der erste Gang war bereits die ganze Zeit eingelegt, da konnte ich den Schaltknüppel noch so fest nach links oben drücken, noch mehr erster Gang wäre überhaupt nicht möglich gewesen.

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Dann direkt das nächste Problem, immer noch auf dem Parkplatz: Ich lasse die Kupplung kommen, bin aber noch auf der Bremse, würge den Wagen ab. Was habe ich falsch gemacht? Noch einmal, dieses Mal klappt es, den Fehler habe ich erkannt. Nervös hat mich das alles nicht gemacht. Als ich es dann mit Anlaufschwierigkeiten vom Parkplatz schaffe, läuft fast alles reibungslos. Bei einer Anfahrt würge ich zwar zweimal die Karre ab, aber ansonsten läuft alles. Und nach 15 Minuten Fahrt inklusive Einparken das Ergebnis: bestanden.

Nach drei Tagen Autofahren habe ich einen Zettel in der Hand, auf dem steht, dass ich einen Schaltwagen sicher beherrschen kann. So, finde ich, kann es weitergehen...