Ennepetal. Mit Plakaten, auf denen ein gerissenes Reh zu sehen ist, wenden sich Jäger in Ennepetal Hundebesitzer. Das Schockbild beschäftigt nun Juristen.

Eine friedliche, ja idyllische Szene: Eine Ricke mit ihren beiden Kitzen stehend in einer Wiese. Aufgenommen wurde dieses Foto im Jagdbezirk Meininghausen. Es ist auf wenigen Plakatwänden unter anderem an der Vilvoorder Straße und an dem Fahrweg von Voerde-Nord zur Reithalle Meininghausen und in Uebinghausen zu sehen. Die Fläche rechts neben dem Foto ist geschwärzt und das nicht freiwillig. Hier war auf einem Foto dargestellt, was auch im Jagdbezirk vorkommt: ein von Hunden gerissenes Reh. Auf dem Bild waren auch zwei Föten zu sehen, „aber kein Blut!“ so die Jägerin Katrin Latuske. Doch dieses Schockbild dürfen die Bürger nicht sehen. Per Ordnungsverfügung der Stadt Ennepetal musste das Bild beseitigt oder unkenntlich gemacht werden.

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Das hat die Jagdausübungsberechtigte Katrin Latuske auch gemacht. Aber sie wehrt sich auch gegen diese Verfügung. Wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung sagte, habe sie den Jagdverband informiert und dann einen vom Verband empfohlenen Rechtsanwalt eingeschaltet. Nun muss das angerufene Verwaltungsgericht in Arnsberg entscheiden.

„Ja, wir sind vom Gericht aufgefordert worden, eine Stellungnahme dazu abzugeben“, so der Pressesprecher der Stadt, Hans Günther Adrian. „Diese Bilder sind grausam“, sagte er weiter. Das Ordnungsamt der Stadt sei eingeschritten, weil Kinder und empfindliche Menschen Schaden nehmen könnten.

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Ganz andere Erfahrungen hat die Jägerin Katrin Latuske gemacht, zum Beispiel im Bereich Uebinghausen. Hier hätten anhand des Schockfotos Eltern ihrem Kind erklärt, was passiere könne, wenn freilaufende Hunde Rehe hetzten. Auch seien keine Befürchtungen diese Art aus dem Waldorf-Kindergarten an der Vilvoorder Straße bekannt. Ihr Jagdaufseher habe dort nachgefragt, so Katrin Latuske. Aber die Plakatwände hätten bis Oktober Wirkung gezeigt. Es seien weniger freilaufende Hunde auf den Weiden und Wiesen festgestellt worden. Dass es im Bezirk der Jagdgenossenschaft Meininghausen im abgelaufenen Jagdjahr wesentlich besser geworden sei, betonte auch deren Vorsitzender Klaus Baumann in der Genossenschaftsversammlung. „Jetzt wird es auf den Wiesen und Feldern wieder schlimmer“, ist sich Katrin Latuske sicher und führt das auch auf die von der Ennepetal angeordnete Schwärzung der Schockbilder zurück.

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Im Oktober hatte die Jägerin die Verfügung erhalten. Der auf den Plakatwänden noch zu lesende Text lautet: „Das könnte ihr Hund gewesen sein! Hunde sind aber abseits der ausgezeichneten Wege bitte an der Leine zu halten. Das Betreten der Felder und Wiesen ist untersagt. Wir laufen ja auch nicht durch Ihren Garten! Mit freundlichen Grüßen, der Eigentümer, der Landwirt, der Revierinhaber“. Allein diese Botschaft und dazu die idyllische wirkende Fotoszene scheinen nicht richtig anzukommen. Jägerin Katrin Latuske: „Ich möchte nicht verallgemeinern. Es gibt verständnisvolle Hundefreunde.“

Wenn sie aber zurückblicke – sie ist jetzt im 14. Jahr im Jagdbezirk Meininghausen als Jägerin unterwegs –, habe sie schon oft an die Hundebesitzer appelliert, auch Anzeigen erstattet. „Immer wenn ich mit dem Ordnungsamt der Stadt sprach, wurde ich auf zu wenig Personal hingewiesen“, so Latuske. „Wir Jäger sind es schließlich, die den Müll aus den Wäldern holen“, betonte sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Zum Rechtsstreit mit dem Ordnungsamt sagte sie resolut: „Den ziehe ich durch!“