Schwelm. Wenn das Geld nicht für Hygieneartikel wie Binden und Co. reicht – das ist auch in Schwelm ein Problem. Aktion gegen Periodenarmut soll helfen.

Beim Blick in die Regale von Drogeriemärkten wird schnell klar: Hygieneprodukte wie Tampons oder Binden sind alles andere als günstig. Auch im DM-Markt in Schwelm ist das der Fall. Für Marken-Tampons muss die Frau etwa fünf Euro einplanen, für Binden etwas weniger, doch eine Verpackung reicht nur selten für die gesamte Monatsblutung. Hochgerechnet gibt ein Frau in ihrem Leben mehrere tausend Euro für solche Hygieneartikel aus. Das Problem: Für viele sind Tampons, Binden und Co. zu teuer. Sie können sich diese Produkte schlichtweg nicht leisten. Die Beratungsstelle Pro Familia in Schwelm möchte das Problem nun endlich angehen. Denn auch in der Kreisstadt seien Frauen betroffen.

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Für zahlreiche Frauen – ob noch jung oder bereits etwas älter – heißt es einmal im Monat: „Hallo Blutung“. Ein Thema, das eigentlich ganz normal sein sollte, jedoch bis heute in Deutschland sowie auch in Schwelm selbst ein Tabuthema ist, erklärt Sozial- und Sexualpädagogin Geraldine Dura, die bei Pro Familia auch für die Schwangerschafts(konflikt)beratung zuständig ist. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass das wichtige aber eben teure Produkte sind und wollen zeigen, dass es Periodenarmut gibt“, erklärt Dura den Hintergrund der geplanten Aktion. Denn am 31. Mai findet von Pro Familia Schwelm und der Wohnungslosenhilfe Schwelm eine gemeinsame Aktion gegen Periodenarmut statt. „Wir sammeln an dem gesamten Tag vor den DM-Markt in Schwelm Periodenartikel für wohnungslose Menschen, die also ohne festen Wohnsitz sind“, so die Sozialpädagogin.

Ebenso sollen Frauen mit geringem Einkommen von der Aktion profitieren. Denn Hygieneartikel wie Tampons und Binden nutzen zu können, sei schlichtweg ein Menschenrecht, betont Geraldine Dura. Es ist das erste Mal, dass die Beratungsstelle in Schwelm eine solche Aktion auf die Beine stellt. Die Sexualpädagogin erklärt jedoch, dass andere Pro-Familia-Stellen solche Veranstaltungen bereits organisiert haben. Diese seien durchweg gut gelaufen, es kamen viele Artikel am Ende des Tages zusammen.

Schwelm: Steuer für Hygieneartikel gesenkt, dennoch kostspielige Angelegenheit

Anlass für die gesamte Aktion sei der internationale Tag der Menstruationshygiene, erklärt Geraldine Dura. „Global ist das natürlich noch häufiger ein Tabuthema, natürlich gibt es in anderen Ländern, wo es auch oft zu gesellschaftlichem Ausschluss kommt, noch stärkere Periodenarmut. Das ist hier zwar nicht so dramatisch, aber es ist eben auch alles Thema.“ Denn obwohl im Jahr 2020 die Steuer auf Hygieneartikel von 19 Prozent auf sieben Prozent gesenkt wurde, seien die Preise bis heute wieder so stark angestiegen, dass viele Menschen es kaum bezahlen können. „Und das sind ja keine Luxusartikel, sondern eine notwendige Sache.“

Die Sozialpädagogin berichtet, dass vor allem Menschen mit geringem Einkommen oder keinem Wohnsitz oftmals dann genau an dieser Stelle sparen. Eine Wahl zwischen Marke oder „No Name“ gibt es für die Bedürftigen sowieso nicht. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass es kostenlose Hygieneartikel für alle gibt. Es gibt ja auch immer mehr Schulen, die das machen.“ In erster Linie sei jedoch das Ziel, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. „Wir wollen nicht, dass das Thema immer so in der Tabuszene stecken bleibt.“

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Durch die Wohnungslosenhilfe der Diakonie weiß Dura, dass ein großer Anteil der Menschen, die kein festes Zuhause haben, Frauen sind. Im Jahr 2020 waren es 32 Prozent, so die Sozial- und Sexualpädagogin, allein in Schwelm seien in dem Jahr 71 Besucherinnen vor Ort bei der Diakonie gewesen, da sie wohnungslos sind. Die Aktion, um Periodenarmut künftig entgegenzuwirken, steht in Kooperation mit der Schwelmer Wohnungslosenhilfe und dem Verein Unsichtbar.

Am 31. Mai werden sowohl Geraldine Dura als auch die Vertreter der Kooperationspartner vor Ort sein. Die gesammelten Hygieneartikel sollen im Anschluss an die wohnungslosen und bedürftigen Menschen verteilt werden. „Wir hoffen, dass so viel zusammenkommst, dass wir es gegebenenfalls bis an die Tafeln weitergeben können.“