Schwelm. Oliver Kochs (51) ist der neue Wirtschaftsförderer der krisengeschüttelten Stadt Schwelm. Der SPD-Mann soll auch das Stadtmarketing übernehmen.

Plötzlich ging alles ganz schnell: Oliver Kochs heißt der neue Wirtschaftsförderer der Stadt Schwelm, der ohne großes Aufhebens seinen Dienst im Rathaus angetreten hat. Der SPD-Mann hat eine der Stellen in Schwelm bekommen, die nach den jüngsten politischen Entwicklungen am meisten im Fokus stehen. Denn: Wenn Bürgermeister Stephan den hoch umstrittenen Ratsbeschluss umsetzt und sämtliche Befugnisse des Stadtmarketings gegen alle Widerstände der privaten Gesellschafter ins Rathaus holt, dann wird dies ebenfalls Aufgabe von Oliver Kochs werden.

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Nicht unwichtig dürfte dabei für das Gelingen seiner Aufgabe sein, wie er sich zunächst als Wirtschaftsförderer positioniert. Denn: Fast alle privaten Gesellschafter des Stadtmarketings, die SPD, CDU, Grüne, BIZ und Linke mit ihrem Beschluss zutiefst verärgert und gegen die Stadt und ihre Politiker aufgebracht haben, sind als heimische Unternehmer die originären Ansprechpartner, auf die Oliver Kochs nun in seiner zunächst noch einzigen Rolle als Wirtschaftsförderer zugehen muss.

Nachfolge von Daniela Mehling

Eine Verquickung schwieriger Umstände, auf die die Schwelmer Stadtverwaltung in ihrer Vorstellung des Wirtschaftsförderers nicht eingeht. „Die große Herausforderung ist die Entwicklung unserer Innenstadt, und da bringt Herr Kochs aufgrund seiner differenzierten Berufserfahrung viel Rüstzeug mit!“ So lauten die Worte, mit denen Bürgermeister Stephan Langhard Oliver Kochs als neuen Wirtschaftsförderer der Stadt Schwelm einführt. Der tritt damit die Nachfolge von Daniela Mehling an, die nach nur sechs Monaten zum Ablauf ihrer Probezeit wohl auf eigenen Wunsch die Stadt Schwelm wieder verlassen hat.

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Oliver Kochs ist 51 Jahre alt, hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert und in der Folge fast 30 Jahre in verschiedenen Bereichen der freien Wirtschaft gearbeitet. Während der vergangenen 17 Jahre war er im Verlagswesen tätig, davon mehr als 13 Jahre für die Axel Springer SE am Standort Köln. Im Anzeigenverkauf hat er für BILD, WELT und das Axel Springer Digitalportfolio ein breites Kundenspektrum betreut, das von Handwerksbetrieben bis zu Automobilkonzernen reichte. Der gebürtige Kölner, der 2006 nach Schwelm gezogen ist, war zudem sechs Jahre als Immobilienmakler tätig.

Potenziale der Stadt besser nutzen

„Schwelm ist mein Lebensmittelpunkt geworden“, bekennt Oliver Kochs, der mit aller Kraft dazu beitragen möchte, „dass Schwelm eine lebens- und liebenswerte Stadt bleibt“. Er macht zu seinem Dienstantritt deutlich: „Schwelm ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Als Wirtschaftsförderer werde ich aktiv für die vielen Vorteile unserer Stadt werben und ihre Potenziale noch besser nutzen, um bevorstehende Herausforderungen zu meistern“.

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Sicher, so schreibt die Stadt Schwelm in ihrer Mitteilung, werde Oliver Kochs seine Berufserfahrung auch zugutekommen, wenn sich nach bereits erfolgtem Auftaktgespräch mit Gebäudeeigentümern eine regelmäßige Gesprächsrunde entwickeln solle, um Wiedervermietungen von Ladenflächen in der Schwelmer Innenstadt auf den Weg zu bringen. „Der neue Wirtschaftsförderer, der seine Aufgaben ohne Umschweife angeht, wird sich auch um die Entwicklung von Altflächen im Stadtgebiet kümmern“, heißt es zudem aus dem Rathaus. Bei seiner Arbeit setze er auch auf Kommunikation mit den Akteuren der Innenstadt, die zuletzt gar nicht mehr gut auf Bürgermeister Stephan Langhard zu sprechen waren. „Gemeinsam und im guten Einvernehmen mit dem Stadtmarketing“ wolle er handeln, so wird Oliver Kochs zitiert.

Für die SPD im Verwaltungsrat der Sparkasse

Und genau in diese Richtung schaut die Stadt bereits in ihrer Mitteilung: „Ob Altstadt, vielseitige Gastronomie, Veranstaltungen und das Potenzial von Haus Martfeld: Oliver Kochs sieht die vielen Vorzüge seiner Wahlheimat Schwelm, die noch deutlicher in den Fokus gerückt werden sollten“, heißt es dort. Die Redaktion hakte bei der Stadtverwaltung nach: „Wie blicken Bürgermeister Stephan Langhard und Wirtschaftsförderer Oliver Kochs auf das Stadtmarketing und dessen Implementierung in die Stadtverwaltung? Wie will Oliver Kochs bis dahin mit der Stadtmarketing GmbH zusammenarbeiten?“ Eine Antwort stand zu Redaktionsschluss noch aus.

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Privat liebe der neue Wirtschaftsförderer die Kultur. Er spiele seit seiner Grundschulzeit Klavier, sei regelmäßiger Opernbesucher und interessiere sich für Kunst und klassische Musik. Auch Oldtimer hätten es ihm angetan. So ist es dem Schreiben zu entnehmen, das noch eine weitere Sache in den Blick nimmt: Oliver Kochs war bis zuletzt sachkundiger Bürger der SPD und damit Mitglied der Fraktion. In dieser Funktion saß er beispielsweise im Verwaltungsrat der Sparkasse. Der Ex-Ehemann des SPD-Fraktionsvorsitzenden Thorsten Kirschner hat in dieser Funktion bei der Entlassung von Michael Lindermann sowie der Neueinstellung von CDU-Fraktionsvorsitzendem Oliver Flüshöh zum Generalbevollmächtigten und designierten Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Schwelm-Sprockhövel als stimmberechtigtes Mitglied mitgewirkt.

Redaktion fragt nach

„Politisches Engagement ist im Bewerbungsverfahren weder ein Nachteil, noch ein Vorteil“, stellt der Bürgermeister zu diesem Komplex fest. „Wir brauchen ehrenamtliches Engagement, aus dem auch Erfahrungen für unsere Verwaltung erwachsen“, fährt Stephan Langhard fort. Auch hier fragte die Redaktion nach, ob der neue Wirtschaftsförderer seine Posten mit Dienstantritt in der Stadtverwaltung niedergelegt hat.

Ergänzend hat die Redaktion der Stadt Schwelm folgende Fragen übermittelt: „Wann hat er seinen Posten angetreten? Wie viele Bewerbungen hat die Stadt Schwelm auf die Ausschreibung erhalten? Ist Oliver Kochs bereits als Führungskraft mit Blick auf den Ratsbeschluss zum Stadtmarketing eingruppiert? Hat Oliver Kochs sich an dem Ausschreibungsverfahren beteiligt oder auf welchem Wege hat seine Bewerbung die Stadt Schwelm erreicht?“ Sobald die Stadtverwaltung geantwortet hat, werden wir weiter berichten.

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