Redaktionsleiter Stefan Scherer fragt sich, wie aus dem Rathaus heraus ein positives Schwelmer Image nach innen und außen geschaffen werden soll.
Wie wenig Bürgermeister Stephan Langhard als Aufsichtsratsvorsitzender von der Stadtmarketing GmbH hält, zeigt die jüngste Schwelmer Marketing-Maßnahme: die neuen Stadtflaggen. Exakt solche Projekte zur Außendarstellung, aber auch, um die Identifikation der Schwelmerinnen und Schwelmer mit ihrer Stadt zu stärken, sind nach meinem Verständnis tiefstes Kerngeschäft eines Stadtmarketings. Doch das Stadtoberhaupt mit seiner Verwaltungsspitze hat Geschäftsführerin Claudia Lipka noch nicht einmal nach ihrer Meinung gefragt. Hätte er das getan – so mutmaße ich zumindest – wäre diese mit guter Intention erdachte Sache vielleicht nicht zu einem derartig kapitalen Flop geraten.
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Ein Jahrzehnte altes blau-grün-graues Stadtlogo, das bei Menschen, die sich in der Redaktion gemeldet haben, Assoziationen hervorruft wie „halbes Hakenkreuz“ oder „sieht fast aus wie eine SS-Rune“ auf einen rot-weißen Untergrund zu legen, ist nicht nur von der Farbkombination her eine Katastrophe. Darunter auch noch den Hashtag #stolzaufschwelm zu setzen, lässt auch bei noch so guter Absicht jegliches Gespür dafür vermissen, wie Dinge bei Menschen ankommen. Die Reaktionen der Schwelmerinnen und Schwelmer auf diese Marketing-Maßnahme sind entsprechend vernichtend.
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Richtig gut hingegen kommt bei den Menschen das bereits existierende Schwelm-Logo mit der stilisierten Skyline der Stadt an. Ein Beweis dafür, dass diese Idee der Stadtmarketing GmbH offenbar den Nerv der Schwelmer getroffen hat, sind allein 900 verkaufte Kaffee-Tassen mit dem Logo. Dazu kommen etliche weitere Produkte mit der Skyline, für die die Schwelmer Geld ausgeben und auf diese Weise deutlich machen, dass sie durchaus stolz auf ihre Stadt sind. Warum so etwas nicht auch für eine neue Stadtflagge genutzt wird? Das bleibt wohl das Geheimnis des Bürgermeisters.
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Dessen Stern ist nach den jüngsten Vorgängen im Stadtmarketing und in der Sparkasse auch bei den Einzelhändlern gesunken, die keinen Wert mehr darauf legen, dass Stephan Langhard bei ihren Planungstreffen ebenfalls vor Ort ist. Gleichzeitig obliegt es ihm allein, zu entscheiden, wen er einstellt, um Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing künftig unter dem Dach des Rathauses zu vereinen. Er soll bereits einen Favoriten auf die Stelle im bisherigen Bewerbungsverfahren ausgemacht haben.
Wer auch immer dies sein wird, steht vor einer Mammutaufgabe. Denn: Wenn die Schwelmer Politik und die Verwaltungsspitze eine Sache seit Jahren kaum beherrschen, ist es, die Menschen hinter ihren Ideen und Plänen zu versammeln oder gar dafür zu begeistern. Der Klüngel der jüngsten Vergangenheit hat dieses Von-oben-herab-regieren noch einmal auf ein neues Niveau gehievt. Und da stellen sich die Schwelmerinnen und Schwelmer zurecht die Frage, wie es ausgerechnet aus dem Epizentrum dieser vernichtenden Beben heraus gelingen soll, ein positives Image der Stadt Schwelm nach innen und außen zu schaffen.