Gevelsberg. Andrea Heiner arbeitet bei B&T Exact in Gevelsberg. Sie ist Führungskraft in Teilzeit. Sie erklärt, wie es dazu kam und wie das funktioniert.

Mobiles Arbeiten an einem flexiblen Tag in der Woche und Teilzeit anstelle der vollen Arbeitsstunden. Für immer mehr Menschen wären das zwei ausschlaggebende Kriterien, sich für eine Stelle zu entscheiden. Die meisten von ihnen hätten dann aber wohl keine Führungsverantwortung. Führungskräfte in Teilzeit sind noch in vielen Unternehmen eine Seltenheit.

Die B&T Exact GmbH aus Gevelsberg hingegen arbeitet mit einem solchen Modell. Andrea Heiner (42) leitet den Einkauf der Firma und verantwortet die Beschaffung von Produktionsmaterial. 12.000 Tonnen Aluminiumprofile im Jahr. Unter sich hat sie ein Team von vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das zusätzlich von einem Werkstudenten unterstützt wird. Dafür steht Heiner offiziell 30 statt der vollen 40 Stunden wöchentlich zur Verfügung.

Die alleinerziehende Mutter hat zwei Kinder, neun und elf Jahre alt. Ihre Arbeitszeit ermöglicht es ihr, den Familienalltag zu bewältigen. Etwas, dass es aus ihrer Sicht häufiger auf dem Arbeitsmarkt geben müsste. Sie findet, dass Mütter für Führungspositionen besondere Qualifikationen mitbringen.

Alte Stelle nach Elternzeiten

Zum Unternehmen: B&T Exact gibt es seit 1997. Die GmbH bietet Aluminium-Systemlösungen in der Fahrzeugindustrie an. Darüber hinaus verarbeitet sie Stoffe in der Rollo-Produktion für Lkw, Busse und Schienenfahrzeuge.

Als kleines Unternehmen in Gevelsberg gestartet, beschäftigt B&T heute rund 200 Mitarbeiter. Neben den Standorten in Gevelsberg (Mönkesstück und Gewerbestraße) gibt es auch einen Standort im sächsischen Frauenstein bei Dresden und einen Standort in Polen. B&T ist in der Vergangenheit mit dem „Prädikat Familienfreundliches Unternehmen“ ausgezeichnet worden.

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Andrea Heiner arbeitet schon eine ganze Weile bei B&T. Sie studierte Marketing und Kommunikation und schrieb ihre Diplomarbeit bei dem Gevelsberger Unternehmen. Im Anschluss blieb sie direkt dort. Irgendwann kam die Familie. „Ich habe nach beiden Elternzeiten mit 20 Stunden wieder angefangen“, erklärt Andrea Heiner. „Das ist mit Firma B&T in Absprache sehr flexibel zu gestalten.“ Irgendwann habe sie von 20 auf 30 Stunden erhöht. Aufgeteilt auf das übliche Maß an Arbeitstagen. Einen zusätzlichen freien Tag in der Woche habe sie nicht.

Zahlen, Daten, Fakten rund um die Firma B&T aus Gevelsberg.
Zahlen, Daten, Fakten rund um die Firma B&T aus Gevelsberg. © WP | Max Kölsch

Schon bevor sie eine Familie gründete, sei sie in ihrer heutigen Position gewesen. Bei beiden Kindern habe sie ein Jahr Elternzeit genommen, auf ihrer Stelle saß in dieser Zeit jemand anderes. „Irgendwann war die wieder vakant, da ist man auf mich zugekommen“, so Heiner weiter. „Ich habe gesagt, dass ich gerne wieder mehr arbeite, und mein privates Leben hat das zugelassen.“ 20 Stunden waren aus ihrer Sicht zu wenig für die Position.

Fach- und Nachwuchskräfte

„Ich glaube aber auch nicht, dass man 40 Stunden dafür braucht“, erklärt die 42-Jährige. „Man macht ja nicht 40 Stunden nur Führungsaufgaben, sondern arbeitet auch operativ.“ Für Andrea Heiner ist es eine Frage der Organisation, ihren Job mit weniger Stunden zu machen. „Man muss einen Fahrplan haben“, sagt sie dazu. In ihrem Fall sowohl für die Arbeit als auch für die Familie. Eines ihrer Kinder geht zur Grundschule, das andere besucht die Weiterführende.

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B&T kam ihr da entgegen. „Das mit den 30 Stunden musste ich nicht aushandeln, man weiß ja, dass ich zwei Kinder habe und wie ich lebe“, sagt sie. Sie hält es flexibel, auch zugunsten ihres Arbeitgebers. „Ich gehe auch manchmal abends an Telefon, wenn etwas Wichtiges ist, und klappe den Laptop noch mal auf.“ Ihre Kolleginnen und Kollegen wüssten, dass sie zu einer gewissen Zeit zuhause sein müsste. „Auch die Lieferanten wissen, wann ich erreichbar bin und das Dienstreisen organisatorisch einen gewissen Vorlauf brauchen“, sagt Andrea Heiner.

Aktuell sei sie die einzige Führungskraft in Teilzeit bei B&T. „Solche Konstellationen müsste es auf dem Arbeitsmarkt eigentlich mehr geben, um für Fachkräfte attraktiver zu sein“, so die 42-Jährige.

Mütter bringen dabei aus ihrer Sicht von vornherein gute Grundvoraussetzungen mit. „Es hat auch Vorteile, Mutter zu sein, weil man Sozialkompetenz für Teamführung hat“, erklärt Heiner und fragt rhetorisch: „Warum sollen Frauen die schlechteren Führungskräfte sein?“ Eine gewisse Flexibilität sei außerdem gut, um als Unternehmen für Nachwuchskräfte interessant zu sein.