Ennepetal. Für Sanierung und Ausbau des Denkmals Bahnhof Ennepetal hat der Bauausschuss grünes Licht gegeben – und 1,3 Millionen Euro zusätzlich bewilligt.

Im kommenden Jahr wird der denkmalgeschützte Ennepetaler Bahnhof 175 Jahre alt – und das seit vielen Jahren recht unansehnliche Bahnhofsgebäude soll eine bessere Zukunft haben und „ein lebendiger Ort sein“, wie es Fachbereichsleiter Marco Heimhardt formulierte. Das Gebäude soll nämlich denkmalgerecht saniert werden. Der Bauausschuss der Stadt beauftragte in seiner jüngsten Sitzung am Mittwoch bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung die Verwaltung, den Ausbau des Denkmals Bahnhof Ennepetal nach dem Entwurf des Ingenieurbüros Ritter durchzuführen und genehmigte die dafür benötigten zusätzlichen Finanzmittel in Höhe von 1,3 Millionen Euro.

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Diese Summe wird als Verpflichtungsermächtigung in den Haushaltsplan 2023 und kassenwirksam in die Finanzplanung 2024 aufgenommen. Wird der Entwurf des Ingenieurbüros wie geplant verwirklicht, so werden die Gesamtkosten nach aktueller Kalkulation bei 3,2 Millionen Euro liegen. Denkmalfördermittel vom Land NRW erhält die Stadt in Höhe von 278.812 Euro. Die Frage von Frank Wittig (CDU), ob noch aus anderen Töpfen Fördermittel für das Vorhaben zu bekommen seien, beantwortete der Erste Beigeordnete Dieter Kaltenbach so: „Mein Bauchgefühl sagt eher nein.“

Künftige Nutzung weiter offen

Als Ausschussvorsitzender Bernd Tigges (SPD) den Tagesordnungspunkt „Ausbauplanung Bahnhof Ennepetal“ aufgerufen hatte, gab Albert Broziewski von der CDU zu verstehen, dass seine Fraktion „beunruhigt“ sei und wies auf die noch ungeklärte Nutzung des Gebäudes hin. Marco Heimhardt bestätigte, dass die Volkshochschule Ennepe-Ruhr-Süd kein Interesse mehr an Räumlichkeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude habe. Er sei sich aber sicher, Interessenten zu finden. Er favorisiere auch eine Taxi-Zentrale in dem Gebäude. Heimhardt: „Dann ist auf jeden Fall jemand 24 Stunden im Haus.“ Der Fachbereichsleiter und auch verschiedene Ausschussmitglieder glauben, dass so Vandalismus verhindert werde. Heimhardts Aussage, die Innenräume könnten flexibel genutzt werden, fand Zustimmung bei Jörgen Steinbrink (SPD).

Im Erdgeschoss entstehen laut Planung Hauptnutzflächen von 225 Quadratmetern und im Obergeschoss von 160 Quadratmetern. Das Dachgeschoss wird als Dachboden angesehen und nicht für eine Nutzung zum dauernden Aufenthalt von Personen ausgebaut. Im Denkmalförderantrag wurden für das Gebäude Nutzungen im Erdgeschoss als Begegnungsstätte und Heimatmuseum sowie in den Obergeschossen als Seminarräume benannt. Weitere optionale Nutzungen neben der Taxi-Zentrale: Kiosk, E-Bike-Verleih, gegebenenfalls „Info-Point Tourismus“. Der Entwurf des Ingenieurbüros stellt dar, wie eine Umnutzung des Gebäudes für Ausstellungen, als Begegnungsraum, Museum, Seminar- und Büroräume möglich wäre.

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Eine gute Nachricht teilte Marco Heimhardt mit: „Nicht so schlimm wie erwartet sieht es mit der Feuchtigkeit im Gebäude aus.“ Im Rahmen der Sanierung ist ein fachwerktypischer Aufbau der Außenwand vorgesehen. Diejenigen Holzfenster, die sich noch in bauzeitlichem Erhaltungszustand zeigen, sollen demontiert, restauriert und in Bezug auf Wärmeschutz ertüchtigt werden. Durch den Rückbau des alten Wartesaals präsentiere sich die Giebelwand Süd als vollständig neues Fassadenelement. „Hier kann eine großzügige Verglasung angeboten werden, ohne in denkmalwerte Substanz einzugreifen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. „Die neuen Fassaden – am Giebel Süd und dem neuen Erschließungsbereich – werden analog zum Bestand als Vorhangfassade konzipiert.“ Im Zuge der Hausschwammsanierung müssten im Bauteil Süd alle Innenwände zurückgebaut werden. Auf eine Rekonstruktion des kleinteiligen Grundrisses werde verzichtet, stattdessen soll ein durchgehender großzügiger Saal realisiert werden.

Eine Wiederherstellung der Bahnsteigüberdachung sei eine klare Forderung der Denkmalschutzbehörde, teilte Marco Heimhardt mit. Dazu werde die Zustimmung der Deutschen Bahn benötigt. Ausschussmitglieder können sich einen Verzicht auf die Wiederherstellung vorstellen. Karl-Heinz Henkel (Bündnis 90/Die Grünen) setzt dabei auf die Neufassung des Denkmalschutzgesetzes. Er sieht darin „mehr Spielraum für die Stadt“. Sven Hustadt (Die Linke) übte grundsätzliche Kritik: „Dieses hier hätten wir schon vor Jahren haben können – wahrscheinlich günstiger. Aber jetzt müssen wir da durch.“