Schwelm. Parkschein oder Parkscheibe? Die Regeln in Schwelm könnten sich in Zukunft ändern. Die Stadt hat die Pläne vorgestellt. Das sind die Details.

Schwelm soll sein Gesicht in den nächsten Jahren verändern. Die aktuellen Großbaustellen in der Innenstadt sind schon Teil dieses Prozesses, der in der Vergangenheit den griffigen Namen „Neue Mitte Schwelm“ bekommen hat. Dahinter steckt das etwas weniger griffig klingende Innerstädtische Entwicklungskonzept (kurz: ISEK).

Das soll Schwelm attraktiver machen und umfasst dafür insgesamt 40 Maßnahmen, die in verschiedene Kategorien eingeteilt sind. Eine davon trägt den Titel „Öffentlicher Raum und Verkehr“. Dabei geht es unter anderem um die Parkplätze in der Stadt und wie die Menschen sich künftig in Schwelm fortbewegen.

Vor diesem Hintergrund ging es in der jüngsten Sitzung des Ausschusses Umwelt und Stadtentwicklung der Kreisstadt unter anderem um das sogenannte Parkraum- und Mobilitätskonzept. Lena Wolf, Verkehrsplanerin des beauftragten Büros für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH (BSV), stellte insgesamt fünf Leitziele für das Konzept vor.

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Dessen Inhalt basiert laut Wolf insbesondere auf dem Nachhaltigkeitsgedanken unter Einbeziehung des Klimaschutzes. So werden in den insgesamt fünf präsentierten Leitzielen Aspekte zum Fußgängerverkehr, Radverkehr, zu öffentlichen und alternativen Mobilitätsangeboten sowie zum fließenden und ruhenden Kfz-Verkehr vorgeschlagen. Darunter fällt unter anderem auch die Einführung einer Parkschein-Option. Bislang können Autofahrer in Schwelm überwiegend mit der Parkscheibe parken.

Leitziel 1

„Verbesserung von erkennbaren, barrierefreien und sicheren Fußwegeverbindungen in der Innenstadt und in Stadtbereichen mit hoher Fußverkehrsrelevanz“ – so lautet das erste erstellte Leitziel. Heißt im Umkehrschluss, dass die Situation für Fußgänger im gesamten Stadtgebiet verbessert werden soll. Mit Blick auf den Klimaschutz will die Stadt so erreichen, dass weniger Menschen für kurze Wege beispielsweise das Auto nutzen.

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Gleichzeitig soll auch der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln verbessert werden. Das beauftrage Büro BSV schlägt hier vor, die Netzlücken im Fußgänger- und Radverkehr zu schließen, eine sogenannte Fußwegweisung in der Innenstadt einzuführen sowie insbesondere im Innenstadtbereich gemeinsame Führungen mit dem Radverkehr zu vermeiden. Zudem bieten sich Möglichkeiten im Rahmen der Gehwege, diese sollen attraktiver, hochwertiger, sicherer und auch barrierefrei werden. Auf Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern sowie potenzielle Hindernisse müsse geachtet werden. Ebenso sei es wichtig, die sogenannten Querungsstellen für Fußgänger erkennbar und verkehrssicher zu gestalten.

Leitziel 2

Im Fokus des zweiten Leitzieles steht vor allem der Ausbau des Radverkehrsnetzes. Daher forderte die Politik während der Beratungen am 7. Februar im Rathaus auch, dass die Radwegekommission mit in die Planungen eingebunden wird. Unter dem Motto „Schaffung eines sicheren und durchgängigen Radverkehrsnetzes auf gesamtstädtischer Ebene“ seien mögliche Handlungsfelder zum Beispiel die Schaffung von attraktiven, schnellen sowie direkten Radhaupt- und -nebenrouten zu relevanten Zielorten.

Auch die Anbindung der Innenstadt an das Radnetz sei wichtig sowie die Entstehung eines gewissen Grundangebots an Radinfrastruktur an Hauptverkehrsstraßen und die gleichzeitige Schaffung von alternativen Routen abseits der hochfrequentierten Hauptverkehrsadern. So soll das Rad als Alternative zum Auto attraktiver für die Schwelmer werden. Bezüglich sicherer Abstellstandorte gibt es bereits einen Fortschritt: Der Antrag der Radwegekommission, öffentlich zugängliche Fahrradständer aufzustellen, wurde am 7. Februar einstimmig beschlossen. Somit richtet die Verwaltung diese unter anderem am Kulturhaus, am Rathaus (mit Lademöglichkeit), am Eingang der Fußgängerzone Kreuzung Drosselstraße sowie am Märkischen Platz neben dem Bücherschrank ein.

Leitziel 3

„Verbesserung von öffentlichen Verkehrsangeboten und Ausweitung von alternativen, öffentlich zugänglichen Mobilitätsformen“ lautet das dritte formulierte Leitziel. Hier direkt vorab: Aufgabenträger im Bereich öffentliches Verkehrsangebot ist hier der Ennepe-Ruhr-Kreis. So kann die Kreisstadt gewünschte oder förderliche Anpassungen nur bedingt beeinflussen.

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Jedoch empfiehlt das beauftragte Büro, dass sich die Kreisstadt aktiv in die Öffentlichkeits- und Politikbeteiligung für den nächsten Nahverkehrsplan einbringt. Insbesondere mit Blick auf die neuen baulichen Entwicklungen wie das Rathaus. Hier könnten Überprüfungen der vorhandenen Busanbindungen, der Einführung von sogenannten On-Demand-Angeboten sowie der Linienführungen von Vorteil sein.

Leitziel 4

Im vierten formulierten Leitziel für das Parkraum- und Mobilitätskonzept geht es um die „Optimierung des Kfz-Verkehrsnetzes in Bezug auf die Verträglichkeit mit weiteren Verkehrsmitteln“. Bedeutet, dass freigegebene Wege und auch Durchfahrtssperren für Autos, Lkw und Co. überprüft und gegebenenfalls angepasst werden sollen. Auch zulässige Höchstgeschwindigkeiten sowie dessen mögliche Anpassungen seien ein Ansatzpunkt. In diesem Zuge könnte auch ein sogenanntes Kfz-Zielnetz erstellt werden, das flächendeckende Tempo 30-Zonen im Kernbereich der Innenstadt umfasst. Insgesamt seien zudem neue Reglungen möglich, die das Kfz-Verkehrsaufkommen im zentralen Stadtgebiet langfristig reduzieren.

Leitziel 5

„Differenzierte Parkraumbewirtschaftung im zentralen Innenstadtbereich“ – so lautet das fünfte Leitziel. Unter diesem Punkt, so erklärte es auch die Verkehrsplanerin während der Ausschusssitzung noch einmal, müsse geschaut werden, an welchen Stellen künftig die „Parkschein-Option“ eingeführt werden könnte. Auch die Regelungen mit Blick auf die bisherige „Parkscheibe-Option“ sowie Bewohner-Parkplätze soll überdacht und angepasst werden. Gleichzeitig sei dann wichtig, die neuen Regeln regelmäßig zu kontrollieren. Das zuständige Büro schlägt der Kreisstadt zudem vor, die Parkvorgaben im direkten Umfeld des Bahnhofs zu optimieren und die Beschilderungen zu verbessern.

Nach ausführlicher Erläuterung durch die Verkehrsplanerin äußerten die Vertreter der politischen Fraktionen einige Bedenken. Uwe Weidenfeld, Grüne, sieht derzeit vor allem im Zeitplan ein Problem. Auch Jürgen Feldmann, Linke, betont, dass zunächst aufgelistet werden müsse, welche Angebote und Überlegungen es bereits auf Stadt- sowie Kreis- und regionaler Ebene gibt. Ob das Leitbild für das Parkraum- und Mobilitätskonzept, das die erklärten fünf Leitziele umfasst, so beschlossen wird, entscheidet der Stadtrat in seiner kommenden Sitzung am 23. Februar.