Ennepetal. Die zunehmende Zahl von Flüchtlingen stellt die Stadt Ennepetal vor große Herausforderungen. Ein dringliches Problem ist die Unterbringung.
Die zunehmende Zahl von Flüchtlingen, die in den vergangenen Monaten nach Ennepetal gekommen sind, stellt die Stadt vor große Herausforderungen. Dringlichstes Problem ist die Bereitstellung von Unterkünften. „Für die vorübergehende Unterbringung sind wir derzeit noch gut aufgestellt“, sagt Ruza Zrakic, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales. „Doch wir beschäftigen uns damit, wie eine Langfristperspektive für Geflüchtete in Ennepetal aussehen kann.“ Das Ziel könne nicht sein, eine Turnhalle nach der anderen zu belegen, betont sie.
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Kurz vor Weihnachten hatte die Stadt den Umbau des unteren Gebäudeteils der früheren Hauptschule Friedenshöhe zur Flüchtlingsunterkunft abgeschlossen. Etwas mehr als 100 Menschen können dort untergebracht werden, aktuell sind mehr als 90 Plätze belegt. In den Gemeinschaftsunterkünften an der Heimstraße sowie in der im vergangenen Jahr reaktivierten Unterkunft an der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule in Oberbauer gibt es ebenfalls nur noch geringe Kapazitäten. Allein zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar waren der Stadt 99 Flüchtlinge zugewiesen worden. „Im Moment liegt unsere Erfüllungsquote leicht über 100 Prozent, so dass wir ein bisschen Luft haben. Aber das kann sich nächste Woche schon wieder ändern“, meint Ruza Zrakic.
In der jüngsten Sportausschusssitzung hatte Kämmerer Tim Strathmann über die aktuelle Flüchtlingssituation im Hinblick auf die Auswirkungen für den Sportbetrieb berichtet. „Wir gehen davon aus, dass die Zuweisungen in Kürze wieder losgehen werden. Dann werden wir aller Voraussicht nach auch die Sporthalle Friedenshöhe belegen müssen“, sagte er. Man wolle Menschen eigentlich nicht in Turnhallen unterbringen – für den Schul- und Vereinssport nicht, aber auch vor allem für die Flüchtlinge selbst nicht“, betonte Strathmann. Doch es gebe wenig Perspektiven, sie in Wohnungen zu bekommen. Daher überlege die Verwaltung, welche anderen Perspektiven man schaffen könnte. „Wir denken über Umbauten nach oder Unterkünfte in Containern oder in Leichtbauweise“, erklärte er. „Das geht aber nicht schnell.“ Daher müsse man vorübergehend Sporthallen nutzen.
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„Erstmal haben wir beide Hallen an der Friedenshöhe und danach müssen wir schauen, wer schneller ist: Wir mit der Schaffung neuer Unterkünfte oder die Bezirksregierung mit weiteren Zuweisungen“, sagte Strathmann. Derzeit steht eine Halle an der Friedenshöhe noch für den Sportbetrieb zur Verfügung. Die andere ist mit Schlafplätzen ausgestattet, die dortigen Duschen werden ohnehin schon von den Bewohnern des Schulgebäudes genutzt.
Aktuell 912 Flüchtlinge in Ennepetal
Fachbereichsleiterin Ruza Zrakic betont, dass nicht nur die Unterbringung, sondern auch die Integration der Geflüchteten ein zentrales Thema sei. „Es ist wichtig, dass Maßnahmen dafür schnell starten, denn sonst schürt das natürlich Unzufriedenheit.“
Aktuell leben 912 Flüchtlinge in Ennepetal. 325 davon sind bereits anerkannt, insgesamt 587 befinden sich im Asylverfahren oder sind Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine (Stand 1. Februar).
Für die Flüchtlingsbetreuung sind derzeit drei Vollzeitstellen (zwei volle und zwei halbe Stellen) bei der Stadt besetzt. Man habe glücklicherweise kürzlich den Bereich um eineinhalb Stellen aufstocken könne, so Ruza Zrakic. Allerdings suche man derzeit noch das Personal dafür. Insgesamt seien aktuell zwei volle Stellen vakant.
Gerade gestartet ist die neue Ehrenamtskoordinatorin, die in Form eines geringfügigen Beschäftigungsverhältnisses die Arbeit der ehrenamtlichen Kräfte koordinieren wird. In Oberbauer baut die Stadt derzeit eine ehrenamtliche Betreuung für die dort untergebrachten Menschen auf. In Kürze wolle man noch einmal gezielt um ehrenamtliche Helfer werben.
Nicht nur die Frage, wie schnell man Container bekommen kann oder wer kurzfristig ein Gebäude beispielsweise in Holzbauweise wie an der Heimstraße errichten kann, stellt die Verwaltung vor große Herausforderungen. „Wir überlegen auch, wo es geeignete Flächen geben könnte, um Container aufzustellen zu können“, sagt Ruza Zrakic. „Wir haben bei der Unterbringung von Flüchtlingen gerade mehrere Bälle in der Luft.“ Momentan könne sie noch nicht konkret sagen, wie die Überlegungen innerhalb der Verwaltung aussehen. Man sei sich bewusst, dass die Dynamik hinsichtlich des Zuzugs von Flüchtlingen vorerst nicht abnehmen werde, so die Fachbereichsleiterin „Umso wichtiger ist es, dass wir schauen, welche Wege wir gehen können. Unser Bestreben ist ganz klar, für eine mittel- bis langfristige adäquate und menschenwürdige Unterbringung zu sorgen.“