Ennepetal. Der Plan des Unternehmers Klaus-H. Heinz, am Rande eines Gewerbegebiets in Ennepetal eine Freiflächen-PV-Anlage zu errichten, nimmt Formen an.

Der Plan des heimischen Unternehmers Klaus-H. Heinz, am Rande des Gewerbegebiets Oelkinghausen eine Freiflächen-Photovoltaikanlage zu errichten, nimmt Formen an. Mit der Aufstellung eines Bebauungsplans und der damit einhergehenden Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für das Projekt geschaffen werden.

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Die Gesellschaft für Metallaufbereitung (GfM), deren Inhaber Heinz ist, will auf einem brachliegenden eigenen Grundstück an der Pregelstraße eine PV-Anlage bauen (wir berichteten im März 2022). Die Gesamtleistung soll bei mehr als 800 kWp liegen, damit würde es sich um die größte Solaranlage im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis handeln. Der jährliche Ertrag von etwa 700.000 kWh ist vornehmlich zur Deckung eines großen Teils des Strombedarfs der GfM gedacht, die bereits eine kleinere PV-Anlage (99,9 kWpeak) auf dem Firmendach betreibt. Der energieintensive Recyclingbetrieb hat einen Jahresverbrauch von 1,3 Millionen kWh. Etwaige Überschüsse (beispielsweise an den Wochenenden) sollen ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Der Netzanschluss wäre nach Angaben der AVU zwar komplex, aber grundsätzlich kein Problem. Allerdings würde die Firma GfM aufgrund der Größe (ab 100 kWp) keine Einspeisevergütung durch die AVU Netz erhalten, sondern müsste ihn selbst direkt vermarkten, so AVU-Pressesprecher Jörg Prostka. Dafür gebe es aber Dienstleister, die das für Anlagenbetreiber übernehmen. Prostka erklärte weiter, dass das Projekt in seinem Haus bekannt sei, man verbindliche Zusagen aber noch nicht habe geben können, weil ja das Baurecht noch fehle.

Schafe sollen unter den Solarmodulen grasen

Die Solarmodule sollen aufgeständert werden, hinzu kommen noch zugehörige Anlagen wie Wechselrichter, Transformatoren und die Netzanbindung. Leitungen müssen aufgrund der Nähe zum Betrieb nur in geringem Umfang verlegt werden. Unter den Solarmodulen möchte Klaus-H. Heinz auf dem etwa 9000 Quadratmeter großen Grundstück gerne Weideland erhalten, auf dem einige Schafe gehalten werden sollen.

Laut Stadtverwaltung müsste das Vorhaben unter den aktuellen Voraussetzungen nach §35 Baugesetzbuch (Bauen im Außenbereich) beurteilt werden. Da es sich nicht um ein privilegiertes Vorhaben im Außenbereich handele, wäre die Freiflächen-PV-Anlage nicht zulässig. Mit der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 108 „Photovoltaikanlage Pregelstraße“, der ein Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Photovoltaikanlage“ festsetzt, würden die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung einer solchen Anlage geschaffen, so die Erläuterung der Verwaltung. Gleichzeitig müsste der FNP geändert werden, der dort noch eine „Fläche für die Landwirtschaft“ ausweist.

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Freiflächen-PV-Anlagen sind derzeit prinzipiell nur neben Autobahnen und Hauptschienenwegen genehmigungsfähig. Doch die Bahnlinie zwischen Ennepetal und Schwelm liegt zu weit weg. Allerdings hat das Land NRW nur große Anlagen mit einer Mindestgröße von 1 Hektar im Blick, die in diesem Fall unterschritten würden. Nicht zuletzt wird derzeit der Landesentwicklungsplan erneuert, wobei die Kriterien für derartige Anlagen auch neu (und weniger streng) gefasst werden könnten. Für den konkreten Fall ist aber – aufgrund der Lage des Grundstücks im Landschaftsschutzgebiet – die Untere Naturschutzbehörde beim Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig, die bereits ihr Wohlwollen bekundet hat.

Auf diesem brachliegenden Grundstück an der Pregelstraße in Oelkinghausen will die Gesellschaft für Metallaufbereitung (GfM) des Unternehmers Klaus-H. Heinz eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichten.
Auf diesem brachliegenden Grundstück an der Pregelstraße in Oelkinghausen will die Gesellschaft für Metallaufbereitung (GfM) des Unternehmers Klaus-H. Heinz eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichten. © WP | Hartmut Breyer

Schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte Klaus-H. Heinz die Anlage geplant, durch die Auswirkungen des Kriegs auf Energiepreise und Versorgungssicherheit hatte seine Idee noch deutlich an Dringlichkeit zugenommen. „Wir sind ein Recyclingbetrieb und versuchen Ressourcen zu sparen. Wir gewinnen Aluminium und Kupfer und zum Teil noch hochwertigere Edelmetalle aus Altmetall, wir würden das gerne mit regenerativer Energie noch nachhaltiger tun“, erklärt der Unternehmer. Hinzu sei der starke Anstieg der Strom- und Gaspreise gekommen, der ein solches Projekt auch ökonomisch sinnvoll mache.

Am Donnerstag Thema im Ausschuss

Bevor er nun in die konkrete Planung und Umsetzung der Freiflächen-PV-Anlage geht, will Klaus-H. Heinz nun zunächst den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan, den ein externes Büro erarbeiten wird, und den Änderungsbeschluss für den Flächennutzungsplan durch die Politik abwarten. Am Donnerstag, 9. Februar, befasst sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung (17.15 Uhr, Haus Ennepetal) mit den entsprechenden Vorlagen. Die endgültigen Beschlüsse muss der Rat fassen (Donnerstag, 9. März, 17.15 Uhr, Haus Ennepetal). Die Politik hatte bereits im vergangenen Frühjahr ihre prinzipielle Unterstützung für das Vorhaben bekundet. Erhalte man grünes Licht, hofft man aufseiten der Stadtverwaltung, mit dem Aufstellungs- und Änderungsverfahren bis zum Herbst durch zu sein.

Er habe bereits jetzt 20.000 Euro für Gutachten aufgewendet, ohne sicher zu sein, dass sein Projekt genehmigt wird, sagt Klaus-H. Heinz. Auch das Bebauungsplan- und FNP-Änderungsverfahren zahlt er aus seiner Tasche. Insgesamt würde ihn der Bau der Freiflächen-PV-Anlage nach einer groben Schätzung etwa eine Million Euro kosten, erklärt der Unternehmer. Neben einer möglichst schnellen Amortisation dieser Investition hofft Klaus-H. Hinz darauf, dass sein Projekt als Leuchtturm dienen und bestenfalls auch künftige Genehmigungsverfahren vereinfachen kann.