Schwelm. Die Stadt Schwelm ist nun „assistenzhundfreundliche Kommune“. Das ist wichtig, denn Betroffene haben schon unschöne Erlebnisse gehabt.

Ein neuer Aufkleber ziert das Rathaus der Stadt Schwelm. Seit diesem Jahr ist die Kreisstadt eine „assistenzhundfreundliche Kommune“. Die Stadtverwaltung ist einer Anregung aus dem politischen Raum gefolgt und nimmt an dem Projekt „assistenzhundfreundliche Kommune“, der „Aktion Mensch“ und dem Verein „Pfotenpiloten“ teil. Umgehend hat Bürgermeister Stephan Langhard nun das Rathaus mit dem Aufkleber, der auf das Projekt hinweist, ausgestattet. Unterstützt wurde er dabei von Korinna Schlink, der Koordinatorin für Menschen mit Behinderungen in der städtischen Servicestelle Ehrenamt, und Detlef Wapenhans, Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderung, der gemeinsam mit seinem Hund „Floki“ dabei war.

Lesen Sie auch:

Kollegen im Stich gelassen: Polizistinnen droht Job-Verlust

Schwelm: Gustav-Heinemann-Schule soll für Millionen revitalisiert werden

Nach Hochwasser: Hat Eigentümer in Gevelsberg Mietversprechen gebrochen?

Für Detlef Wapenhans ist dieser Schritt ein sehr wichtiger. „Das bedeutet für mich sehr viel“, sagt er. Wapenhans selbst sitzt im Rollstuhl, hat seit nun mehr als 15 Jahren seinen Assistenzhund Sam. Neu ist nun sein Golden Doodle Floki. Und oftmals hat Wapenhans bereits mitbekommen, dass viele Menschen nicht genügend informiert sind. Mehrmals habe er erlebt, dass es Probleme gibt, die Vierbeiner mit in Gebäude zu nehmen. Auch wenn ein Gesetz die Mitnahme erlaubt, fehle diese Information oftmals den Menschen vor Ort in Geschäften oder Verwaltungen. „Daher finde ich diese Kampagne unheimlich gut, um eine Bewusstseinsbildung zu schaffen.“

Die Stadt Schwelm erklärt sich nicht nur offiziell und öffentlich zur „assistenzhundfreundlichen Kommune“, sie hat sich auch in der DogMap als „assistenzhundfreundliche Kommune“ eintragen lassen, bringt an allen Eingängen öffentlicher Einrichtungen „Assistenzhunde Willkommen“-Aufkleber an und wird die Hausordnungen ihrer Einrichtungen dahingehend modifizieren, dass Zutrittsverbote für Hunde eben nicht für Assistenzhunde gelten. Natürlich wird auch das städtische Personal entsprechend informiert, heißt es.

Die Assistenzhunde Floki und Sam

Doch was genau ist ein Assistenzhund eigentlich und wie wird ein Vierbeiner zu einem? Detlef Wagenhaus erzählt von seinem Sam, der mittlerweile aufgrund seines fortgeschrittenen Alters aber in Rente ist. „Floki ist quasi jetzt der Azubi von Sam. Er lernt jetzt gerade Assistenzhund zu werden.“

+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm+++

Dreimal pro Woche trainiert Floki gemeinsam mit seinem Herrchen. Wobei zwei der drei Trainingseinheiten ganz klassisch in der Hundeschule sind. Einmal pro Woche, während der dritten Trainingseinheit, nimmt der Vierbeiner an dem speziellen Training teil. „In der Regel dauert die Ausbildung ein bis zwei Jahre“, erklärt der Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderung. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, einen Hund zum Assistenzhund auszubilden. Zum einen könne der Hund über Stiftungen und Organisationen bereits vorab, bevor er zu seinem Herrchen kommt, ausgebildet werden. „Ich gehe aber einen anderen Weg“, sagt Wapenhans. Gemeinsam mit einem Trainer hat er es sich zur Aufgabe gemacht, seinen kleinen Golden Doodle selbst anzulernen. „Floki ist schon seit seinem Welpenalter bei mir.“ Das gemeinsame Training ist etwas, was die beiden verbindet.

Bürgermeister Stephan Langhard (rechts) bringt de Aufkleber am Rathaus an. Mit dabei:  Korinna Schlink und Detlef Wapenhans.
Bürgermeister Stephan Langhard (rechts) bringt de Aufkleber am Rathaus an. Mit dabei: Korinna Schlink und Detlef Wapenhans. © Heike Rudolph | Stadtverwaltung Schwelm

Die Bedeutung von Assistenzhunden gehe weit über die Liebe zum Haustier hinaus. Ein solch besonders ausgebildeter Hund ermöglicht dem Halter die ansonsten eingeschränkte Teilhabe am täglichen Leben. Unter anderem vermag ein Assistenzhund, manche Beeinträchtigung auszugleichen und verhilft seinem Teampartner damit zu mehr Unabhängigkeit und Sicherheit. Zudem weist die Stadtverwaltung darauf hin: „Es gibt neben dem Blindenführhund auch weitere Assistenzhund-Arten – auch für Einschränkungen, die unsichtbar sind. Für die betroffenen Menschen kann diese Unwissenheit Folgen für die Akzeptanz und den Zutritt zu Gebäuden haben.“

Diese Unwissenheit musste auch Detlef Wapenhans schon erfahren. Vor geraumer Zeit, so berichtet er, wollte er mit seinem Sam in einen Supermarkt in Ennepetal. Zuvor habe er mit dem Geschäftsführer gesprochen, der der Mitnahme des Assistenzhundes unmittelbar zustimmte. „Er hat das aber anscheinend nicht weitergegeben an die Mitarbeiter“, sagt Wapenhans. Denn an der Kasse wurde er „quer durch den Verkaufsraum angeschrien“, dass der Hund hier nicht rein dürfte. „Das war eine unheimlich frustrierende und unangenehme Situation.“