Gevelsberg. Katholische Gemeinden in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal ziehen in den Kirchen die Energie-Reißleine. Was heißt das für Hochzeiten und Taufen?

Es ist eine romantische Vorstellung, die viele Paare mit ihrer Hochzeit verbinden: Die kirchliche Trauung. Auch bei Taufen spielt die Kirche für viele eine wichtige Rolle. Wird beides in den katholischen Gotteshäusern in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal in den nächsten Wochen noch ohne Weiteres möglich sein? „Wenn sich da etwas tut, kann man im Bedarfsfall gucken“, erklärt Patrizia Labus, Sprecherin der Propstei St. Marien.

Hintergrund sind weitere Energie-Sparmaßnahmen der Propstei, die bei den Kosten noch stärker auf die Bremse treten möchte. Schon im November hatte sie auf die steigenden Energiekosten reagiert und die Grundtemperatur in ihren Kirchen auf zwölf Grad während der Gottesdienste abgesenkt. Ab Samstag, 4. Februar, wird nun ein Großteil der Gottesdienste in der katholischen Propstei St. Marien nicht mehr in der Kirche gefeiert werden.

„Wir ziehen die Reißleine mit Blick auf die immens steigenden Energiekosten. Wir erwarten allein bei den Heizkosten mehr als doppelt so hohe Ausgaben, weshalb wir in einem eigens gegründeten Energieausschuss die Umsetzung von Ad-hoc-Maßnahmen vorgeschlagen haben, die auch vom Pastoralteam angenommen wurden“, begründet Matthias Wittwer vom Kirchenvorstand die neuen Regelungen. Wie sehen die genau aus? Ab dem kommenden Wochenende werde ein Großteil der Gottesdienste aus den großen Kirchenräumen in schneller beheizbare Gemeinderäume verlegt. Ein Überblick.

Einzelne Gottesdienste bleiben

Gevelsberg: Die Gottesdienste aus Liebfrauen wandern nach St. Engelbert. In Liebfrauen habe es zuletzt ohnehin einen Defekt an der Heizung gegeben, so dass Teile des Kirchengebäudes nicht mehr hätten beheizt werden können, berichtet die Propstei. Eine Reparatur sei mit Blick auf die baldige Schließung des Kirchenstandorts, an dem unter anderem ein Kindergarten entstehen wird, nicht mehr sinnvoll. Sämtliche Gottesdienste in St. Engelbert wandern in den benachbarten Gemeindesaal (auch jene aus Liebfrauen).

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Ennepetal: Alle Gottesdienste aus Herz Jesu wandern in den Gemeindesaal unterhalb der Kirche. Zum Teil wurde dies im Zuge der reduzierten Temperatur in der Kirche seit November ohnehin schon getan. In St. Johann Baptist wird lediglich zum Sonntagsgottesdienst die Kirche auf zwölf Grad beheizt.

Schwelm: Die Werktagsgottesdienste am Montag und Freitag wandern in den Pfarrsaal oberhalb der Kirche. Lediglich die gut besuchte Mittwochsmesse sowie die Vorabend- und Sonntagsmesse bleiben in der Kirche, die dafür dann nach wie vor auf zwölf Grad beheizt wird.

Bistum sieht nur fünf Grad vor

„Wir wollen kein Gemeindeleben unterdrücken und keine Veranstaltungen streichen“, betont Pastoralreferentin Claudia Buskotte. „Aber eine Kirche aufzuheizen ist mit deutlich höheren Kosten verbunden, deshalb folgen wir der Devise: Besser klein und warm, als groß und kalt.“

Die Vorgaben des Bistums hätten sogar noch niedrigere Temperaturen von lediglich fünf Grad vorgesehen, „aber wir gehen da einen milderen Weg“, so Buskotte. Zu den genauen Kosten äußert sich die Propstei auf Nachfrage der Redaktion aktuell nicht. „Grundsätzlich würden wir die rausgeben, das ist gerade aber nicht so einfach“, erklärt Patrizia Labus. Die Energiekosten für die Kirchen seien nicht separat aufgeführt, sondern beispielsweise gemeinsam mit denen der anderen Gemeinderäume. „Wir haben aber beim Versorger angefragt“, so Labus.

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Und wie sieht es mit anderen Feierlichkeiten aus? Taufen und Hochzeiten sollen je nach Termin und Möglichkeit in der Kirche oder im jeweiligen Saal stattfinden, so die Propstei. Hochzeiten seien bis Ostern derzeit nicht angesetzt, sagt Labus. In den kommenden vier Wochen sei aktuell lediglich eine Tauffeier geplant. Die Schulgottesdienste blieben aufgrund der Gruppengröße im Kirchenraum.

Weitere Maßnahmen geplant

„Unsere Kirchen haben einen hohen Energieaufwand. Dieser ersten, schnell umsetzbaren Sparmaßnahme werden noch weitere folgen“, sagt Matthias Wittwer. So betrachte man im neu gebildeten Energieausschuss, der sich aus Mitgliedern des Pfarrgemeinderats, des Pastoralteams, des Kirchenvorstands und dem Verwaltungsleiter zusammensetzt, an welcher Stelle mittelfristig gespart werden kann. „Das wäre dann beispielsweise der Austausch von Thermostaten und Leuchtmitteln.“

Das sei zwar jetzt erstmal ein logistischer Mehraufwand, weil Gemeinderäume auch anders genutzt würden. „Aber er lohnt sich, um effektiv Kosten zu reduzieren und wir hoffen auf das Verständnis aller Gemeindemitglieder. Wir werden trotzdem weiterhin würdige, gehaltvolle und schöne Gottesdienste in Gemeinschaft feiern“, versichert Pastoralreferentin Claudia Buskotte. Diese Regelungen sollen bis zur Karwoche gelten, so dass die Ostergottesdienste wieder im gewohnten Rahmen in den Kirchen aller drei Städte stattfinden können.