Gevelsberg. Absicht oder Unglück? Schäferin beklagt fünf tote Tiere im Stefansbachtal in Gevelsberg und ist entsetzt.
Fünf Schafe sind tot, drei haben es gerade so geschafft und sich fast wieder erholt. Sigrid Korth blickt mit Sorge auf die Schafe, denen der Stress der vergangenen Tage nicht anzusehen ist. Sie futtern genüsslich etwas Heu, kratzen den Schnee mit den Hufen weg und laufen neugierig über die Wiese im Stefansbachtal. Sigrid Korth sagt: „Jemand hat die Tiere vor wenigen Tagen mit Kohlblättern gefüttert.“ War es Unwissenheit? War es Absicht? Fest steht, für Schafe wirken Wirsing und Weißkohl wie Gift, der Tod sei qualvoll, erklärt die Hobbyschäferin.
„Kohl sorgt dafür, dass der Pansen aufbläht. Es bildet sich Schaum vor dem Mund, die Tiere leiden elendig“, sagt Sigrid Korth. „Schafe“, erklärt sie, „ernähren sich von Gras“. Nur jetzt, wenn eine geschlossene Schneedecke ist, bekommen sie auch mal etwas Heu. Sie betont, dass fremde Tiere unter keinen Umständen gefüttert werden dürfen. „Und wenn man den Eindruck hat, dass die Tiere zu wenig zu Essen haben, dann sollte man lieber das Veterinäramt anrufen, statt selbst zu füttern.“
Hund jagt über die Wiese
Die Schafe von Sigrid Korth sehen wohl genährt aus, manch eins ist kugelrund. Einige seien tragend, sagt die Hobbyschäferin, im März kommen die Lämmer. Um so schlimmer sei es, dass die Tiere so leiden mussten. Und dann gab es dann auch noch den Hund, der die Schafe gejagt hat, sagt sie. Am Donnerstagabend in der vergangenen Woche sei sie angerufen worden, weil einige Schafe auf den Schulhof geflüchtet sind. Im Dunkeln hat sie sie wieder eingefangen und zurück auf die Wiese geführt. Eigentlich sind sie dort umzäunt. Doch in Todesangst haben sie es geschafft, den Zaun, der unter Strom steht, zu überwinden. „Warum ist der Hund auf die Wiese gelaufen? Und wieso war er nicht an der Leine?“, fragt die Hobbyschäferin.
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Freitagmorgen findet ein Spaziergänger ein totes Schaf und ruft die Polizei an. Die Polizei bestätigt, dass der Anruf gegen 6 Uhr morgens eingegangen ist. Sie informiert Sigrid Korth. Auf der Wiese findet sie Kohlblätter. Zwei weitere Tiere sterben, zwei erlöst sie von ihrem Leid. Sie ist froh, wenn sie in einer Woche die Schafe wieder von der Weide führt. Die Hobbyschäferin hat Angst, dass noch etwas passiert und fühlt sich dort nicht willkommen.
Landwirtschaftliche Nutzfläche
Schilder, die sie anbrachte, mit dem Hinweis „Bitte nicht füttern“ seien abgerissen worden. Hundehalter hätten ihrem Ärger Luft gemacht, dass die Fläche eingezäunt ist, ihre Hunde dort nicht laufen könnten. Sie sagt, dabei sei der Zaun nur noch für eine kurze Zeit, insgesamt etwa drei Wochen, schon bald zieht sie mit den Tieren zur nächsten Wiese. Und außerdem sei dies gar keine Hundewiese, sondern eine landwirtschaftliche Nutzfläche, erklärt die Hobbyschäferin. Sie habe niemandem etwas weggenommen, sie sei mit den Schafen beauftragt worden, auf die Wiese zu kommen.
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Dass die Schafe hier grasen, sei eine Pflegemaßnahme, sagt Sigrid Korth. Die Schafe ersparen das Mähen, treten den Boden fest und beseitigen so Löcher, außerdem wird der Boden gedüngt. Im Frühjahr könne das Gras dann wieder gut wachsen. Die etwa 2 Hektar im Stefansbachtal, auf der die Schafe derzeit grasen, hat der Landwirt Jörn Kehrmann von der Stadt gepachtet. Eigentlich um Heu für seine Tiere zu ernten. „Es ist eine landwirtschaftliche Nutzfläche“, erklärt er, doch nutzen hätte er sie zuletzt nicht mehr können. Der Grund dafür: Zu viele Hunde waren dort unterwegs.
Hinterlassenschaften ein Problem
Nicht nur ihre Hinterlassenschaften seien ein Problem, sondern die Löcher, die sie buddeln, das Spielzeug, das dort liegen gelassen wird, die großen Äste, die auf der Wiese bleiben, wenn die Hunde wieder verschwinden. „Wenn ich mit dem Mähwerk darüber fahre, kann es schnell kaputt gehen“, erklärt Kehrmann. 15.000 Euro kostet ein neues Mähwerk. Die Schafe sollen dafür sorgen, dass Jörn Kehrmann die Fläche wieder für seine Tiere nutzen kann.
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Im Winter zieht Sigrid Korth an viele Orte in Gevelsberg. Entweder als Pflegemaßnahme oder auch, um Herkulesstauden zu beseitigen. „Schafe lieben diese Pflanzen, die für Menschen gefährlich werden kann“, sagt sie. Etwa 30 Schafe reichen, um 2 Hektar zu bearbeiten, in maximal drei Wochen. Eigentlich ist sie Hundetrainerin, sie bildet Rettungshunde aus, die Drenthe Heideschafe sind ihr Hobby. „Ich denke mittlerweile aber ernsthaft darüber nach aufzuhören“, sagt sie. Sie werde immer wieder angefeindet, wenn sie mit den Schafen unterwegs sei, als ob die Tiere den Hunden den Platz wegnehmen würden. Schon gar nicht hier im Stefansbachtal. „Das ist keine Hundewiese“, sagt Jörn Kehrmann, der die Fläche von der Stadt gepachtet hat. Eine ausgewiesene Fläche für Hunde sei am Rocholz. Er appelliert an ein freundschaftliches Nebeneinander. „Hier ist doch Platz für alle.“
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