Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Totales Chaos in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal: Mehr als 40 Unfälle verzeichnet die Polizei auf nicht geräumten Straßen. Das ist der Grund.

Schnee und Eis haben in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal am Donnerstag für maximales Verkehrs-Chaos gesorgt. Mehr als 40 Unfälle verzeichnete die Kreispolizeibehörde allein in diesen drei Städten. Überall fuhren sich Lkw auf den nicht geräumten Bergen fest, der Räumdienst stand im Stau, Busse fielen reihenweise aus. Der Grund dafür, dass ein auf den ersten Blick recht unspektakuläres Schneetreiben derart heftige Folgen hat: die Uhrzeit, zu der es begann zu schneien.

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Denn die hätte ungünstiger gar nicht liegen können: Gegen 5.45 Uhr setzte das heftige Schneetreiben ein, bald darauf aber auch schon der morgendliche Berufsverkehr. Hans-Günther Adrian, Pressesprecher der Stadt Ennepetal, erläutert: „Unser Winterdienst stand ab 4 Uhr mit drei Räumfahrzeugen parat, ab 6 Uhr sogar mit vieren. Normalerweise schneit es die Nacht über durch, zwischen 4 und 6 Uhr haben wir die wesentlichen Straßen dann bereits geräumt.“ Das war am Donnerstag nicht möglich. Erst mitten im Verkehr traf der Schnee auf den tief gefrorenen Boden, wo er sehr gut liegen blieb.

Bis in den Nachmittag hinein waren die Räumfahrzeuge in Schwelm unterwegs, hier auf der Hattinger Straße.
Bis in den Nachmittag hinein waren die Räumfahrzeuge in Schwelm unterwegs, hier auf der Hattinger Straße. © WP | Sophie Beckmann

In Gevelsberg war der Einsatzleiter sogar schon ab 3.30 Uhr vor Ort, wie Maike Leipholz, Persönliche Referentin von Bürgermeister Claus Jacobi, auf Nachfrage der Redaktion betont. „Die Vorhersage hat zunächst einsetzenden Regen, welcher in Schnee übergeht, für die Morgenstunden vorausgesagt. Die Witterung ist durch den Einsatzleiter permanent auf das Einsetzen der Vorhersage kontrolliert worden. Es erfolgte zunächst die Räumung der Straßen der Kategorie A, damit der Busverkehr ab 6.30 Uhr fließen kann. Durch das späte Einsetzen der Witterung ist eine zeitliche Überschneidung unvermeidbar gewesen.“

Räumfahrzeuge stehen im Stau

Als die Räumfahrzeuge ausrückten, um die Straßen zu räumen, waren die aber in den drei Südkreisstädten schon schon deutlich dichter befahren. Das hatte in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal die gleichen Folgen: Eigentlich hätte der Winterdienst zwei Stunden gegenüber anderen Wintertagen aufzuholen, stand nun aber anstatt freie Fahrt zu haben, selbst im Verkehr.

Und der geriet sehr schnell ins Stocken. „Wir haben in Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal und Breckerfeld allein am Morgen mehr als 40 Unfälle gehabt. Das Problem war dabei nicht einmal der Schnee, sondern das Glatteis, das sich vielerorts gebildet hatte“, sagt Sonja Wever, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde auf Nachfrage der Redaktion. Glück im Unglück: Nur bei einem Unfall gab es Verletzte. An der Ecke Am Deert/Schwelmer Straße in Gevelsberg kam es zu einem Zusammenstoß zwischen einem Opel und einem VW Caddy, bei dem sich eine beteiligte Person verletzte. Die Folge – auch durch diesen Unfall: massive Staus am Morgen auf der Schwelmer Straße. In Ennepetal wurde die Berninghauser Straßen zeitweise sogar komplett gesperrt, weil es an dem steilen Berg immer wieder zu Unfällen kam.

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In Ennepetal staute sich der Verkehr von der Loher Straße aus bis weit hinein ins Tal zurück. Über etwa eine Stunde drehte sich hier kein Rad. Ein ähnliches Chaos erlebte Schwelm am frühen Morgen vor allem an der Hauptstraße, weiter auf der Möllenkotter Straße und die Frankfurter Straße hinauf. Heike Rudolph, Pressesprecherin der Stadt Schwelm, erläutert: „Der Schneefall fiel genau mit dem morgendlichen Berufsverkehr zusammen, sodass auch wir mit den Räumfahrzeugen zum Teil in diesem Verkehr, in dem blitzschnell Lkw und andere Fahrzeuge quer standen, feststeckten. Wir waren ohne Unterbrechung auf den Hauptstraßen unterwegs und konnten ab Mittag auch in die Nebenstraßen hinein.“

Schneepflug auf der Voerder Straße. Der Winterdienst hatte in Ennepetal einiges aufzuholen.
Schneepflug auf der Voerder Straße. Der Winterdienst hatte in Ennepetal einiges aufzuholen. © WP | Hartmut Breyer

Damit war das Kind für viele Berufstätige bereits in den Brunnen gefallen, sie kamen zu spät oder gar nicht zur Arbeit. Auch der Busverkehr kam am Morgen nahezu zum Erliegen, am Amtsgericht fielen die Verhandlungen aus, die Müllabfuhr verzögerte sich deutlich. Johannes Einig, Geschäftsführer der AHE: „Unsere Leute arbeiten alles nach, aber wir steckten einfach im Verkehr fest.“

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Ein generelles Fachkräfteproblem, so betonen die Sprecher der drei Städte, gebe in diesem Bereich noch nicht, so dass der Winterdienst personell auch für kommende Dienste gut aufgestellt sei. Heike Rudolph betont: „Personell gibt es hier keinen Engpass: Es wird im Moment nur Winterdienst gemacht mit fünf Leuten im Fahrdienst auf zwei Großfahrzeugen und 13 Leuten bei der Gehwegreinigung. Zusätzlich helfen Kollegen aus dem Tagdienst, zum Beispiel aus der Grünabteilung.“ Gleiches gilt für die Stadt Gevelsberg, wo Maike Leipholz betont: „Weil der Bereitschaftsplan die erforderliche Besetzung inklusive Reservekräften vorsieht, so dass Ausfälle durch Nachbesetzungen kompensiert werden können, kann der Winterdienst daher personell wie geplant durchgeführt werden.“

Das wird eventuell noch wichtig werden, denn vor allem für den heutigen Freitag und für Sonntag ist in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal weiterer Schneefall angesagt.

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