Ennepetal/Gevelsberg/Schwelm. Der Wolf ist in Ennepetal angekommen. Die Kreisjägerschaft weist auf die Gefahren hin, die beispielsweise das Füttern nach sich zieht.

Diese Situation sorgte für Aufregung: Plötzlich stand eine Frau in Ennepetal laut eigener Aussage einem Wolf gegenüber. Dazu kommen ein bestätigter Wolfsriss in Halver aus November, sowie bestätigte Sichtungen in Radevormwald. Dass das Raubtier auch in den Wäldern von Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm wieder heimisch wird, scheint sicher. Der Wolf ist im Ennepe-Ruhr-Kreis derzeit in aller Munde. Die Kreisjägerschaft geht der Sache ebenfalls nach: „Richtig ist, dass es gerissene Haustiere gibt. Richtig ist auch, dass ein wolfsähnliches Tier mehrfach gesichtet wurde. Gewissheit, ob dafür tatsächlich ein Wolf verantwortlich ist, gibt allerdings nur eine DNA-Probe“, sagt Simon Nowack, Vorsitzender der Kreisjägerschaft im Ennepe Ruhr Kreis. Eine solche liegt allerdings noch nicht gesichert vor.

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Bastian Dobberstein, Hegeringleiter in Ennepetal, wo es erst vor wenigen Tagen zu der Begegnung gekommen war, berichtet dazu: „Die bisherigen Fälle wurden dem Wolfsberater gemeldet. Leider konnten nicht alle Proben verwendet werden, weil sie teilweise zu alt waren. Aber die Proben, die verwertet werden konnten, zeigen keine DNA vom Wolf sondern die DNA von Hunden.“ Wie ernst das Land NRW die Ausbreitung des Wolfs nimmt, zeigt allein die Tatsache, dass es mittlerweile ein gut ausgebautes Netz regionaler Wolfsberater gibt. Mittlerweile stehen mehr 70 Ansprechpersonen dafür zur Verfügung, die eine flächendeckende Präsenz gewährleisten.

DNA-Auswertung nach einer Woche

Doch wie ist das genaue Vorgehen, wenn mein Haus- oder Nutztier gerissen wurde und ich einen Wolf dahinter vermute? Bastian Dobberstein erläutert: „Bei Nutztierschäden ist es wichtig, innerhalb von 24 Stunden eine Probenahme für die genetische Auswertung zu sichern. Betroffenen Tierhaltern wird daher empfohlen, sich unmittelbar nach dem Auffinden augenscheinlich gerissener oder durch einen Beutegreifer verletzter Tiere an das Landesumweltamt zu wenden.“ Werktags ist das unter der Telefonnummer 02361/305-0 und außerhalb der Geschäftszeiten – insbesondere an Wochenende – unter der Bereitschaftstelefonnummer 0201/714488 zu erreichen. Ein Wolfsberater wird allerdings vor Ort nicht direkt bestätigen können, ob es sich bei dem Hinweis um einen Wolfsnachweis handelt. Vielmehr werden sämtliche Spuren gesichert, die den Experten im Landesumweltamt und Forschungsinstitut Gelnhausen eine fundierte Bewertung ermöglichen. „Die Auswertung der DNA nimmt ungefähr eine Woche in Anspruch“, sagt Ronald Meyer, der bei der Kreisjägerschaft für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, auf Nachfrage der Redaktion.

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Simon Nowack ergänzt: „Auch wenn die bisherigen Sichtungen womöglich kein Wolf waren, so ist dennoch Vorsicht geboten. Wölfe werden generell eher selten gesichtet. Das hängt damit zusammen, dass sie den Menschen ausweichen. Direkte Begegnungen finden selten statt, am ehesten aus dem Auto heraus. Aber auch dann gilt: Niemals aussteigen.“ Die Tiere aus dem sicheren Wagen heraus zu beobachten, zu Dokumentationszwecken zu fotografieren und zu filmen, um sie dann dem Wolfsberater zu melden, sei der richtige Weg.

Füttern macht Wölfe gefährlich

Auf die ganz konkreten Gefahren, die von den Tieren ausgehen, weist der Ennepetaler Martin Schmidt, Geschäftsführer der Kreisjägerschaft, hin: „Gefährlich wird es, wenn man unmittelbar einem Wolf gegenübersteht. Erst recht, wenn ein Hund bei Spazierengehen an der Leine ist.“ Wolfsangriffe seien ausgesprochen selten. Dennoch könne es passieren, dass man einen Wolf, der eigentlich flüchtet, sichtet. „Dies lässt sich auf drei Ursachen zurückführen: Tollwut, Provokation und Futter“, sagt Martin Schmidt und erklärt, warum vor allem das Füttern der Raubtiere deren Gefährlichkeit erhöht: Wölfe gewöhnen sich dadurch stark an die Nähe von Menschen, verbinden diesen mit Futter. „Dies nennt man Futterkonditionierung, und sie ist höchst gefährlich. Bleibt das Futter bei der Begegnung mit Menschen dann plötzlich aus, kann es dazu führen, dass die betroffenen Wölfe ein aufdringliches und aggressives Verhalten Menschen gegenüber entwickeln“, sagt Martin Schmidt. „Ein Wolf ist kein Kuscheltier“, mahnt dementsprechend auch Simon Nowack weiter. „Auch wenn der Haushund vom Wolf abstammt, so ist das Verhalten grundsätzlich anders. Wölfe müssen sich von anderen Tieren ernähren.

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Vor diesem Hintergrund hat das Bundesumweltministerium Verhaltensweisen bei einer möglichen Sichtung von Wölfen entwickelt. Grundsätzlich gilt, dass man sich bei einer Begegnung ruhig verhalten und Abstand halten sollte. Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht und die Situation nicht geheuer ist, laut sprechen oder in die Hände klatschen. „Rennen Sie nicht davon, dies könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen. Sollte der Wolf sich Ihnen wider Erwarten nähern, bleiben Sie stehen und machen Sie sich groß, versuchen Sie ihn einzuschüchtern“, rät das Ministerium.

Höchste Schutzkategorie

„Begegnen Sie den Wölfen mit Respekt. Versuchen Sie nicht, sich einem Wolf anzunähern und schon gar nicht, ihn anzulocken. Lassen Sie ihm Raum für den Rückzug. Füttern Sie Wölfe unter keinen Umständen und lassen Sie keine Essensreste liegen“, rät die Kreisjägerschaft EN. Die instinktive Vorsicht, die Wölfe Menschen gegenüber zeigen, kann verloren gehen, wenn die Tiere positive Reize vom Menschen erfahren. Daraus kann ein problematisches oder sogar aggressives Verhalten des Wolfs entstehen.

Auch für die Jäger gibt es deutliche Anzeichen, dass Wölfe zumindest regelmäßig durch die Wälder des Ennepe-Ruhr-Kreises ziehen. „Merkmale sind zum Beispiel merkwürdige Kadaver oder sinkende Jagdstrecken“, sagt Ronald Mayer. Schießen dürfen die Jäger die Tiere im Übrigen nicht. Für Wölfe gilt die höchste Schutzkategorie.

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