Ennepetal. Die Personalkosten der Stadt Ennepetal werden im kommenden Jahr um 5 Millionen Euro auf 35 Millionen Euro steigen. Das sind die Gründe.

Die Personalkosten der Stadt Ennepetal werden im kommenden Jahr um 5 Millionen Euro auf 35 Millionen Euro steigen. Das sieht der Stellenplan 2023 vor, den Kämmerer Tim Strathmann vor wenigen Wochen vorlegte. Kurze Zeit später teilte die Verwaltung mit, dass das Sozialamt für den Publikumsverkehr zwei Wochen lang geschlossen werden muss – aufgrund eines akuten personellen Engpasses bei gleichzeitig erhöhtem Arbeitsaufkommen. Das Thema Personal ist eine der großen Herausforderungen, die sich der Stadt in den kommenden Jahren stellen.

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Die erhebliche Steigerung der Personalausgaben begründete der Kämmerer, der zugleich auch Personaldezernent ist, mit einem massiven Ausbau der Stellen, aber auch deutlichen tariflichen Verbesserungen bei den Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes sowie den Beamtinnen und Beamten. Und auch bei den übrigen tariflich Beschäftigten müsse man ebenfalls mit deutlichen Lohnsteigerungen rechnen. In der letzten Sitzung des abgelaufenen Jahres hatte der Rat der Stadt für 2022 noch zusätzliche Personalkosten in Höhe von 500.000 Euro bereit gestellt, weil bei den Beamten mit Ortszuschlag für ein oder zwei Kinder eine rückwirkende Zahlung fällig wurde, Überstunden bei der Feuerwehr abgegolten werden mussten und der Tarifabschluss für die Beschäftigten im Bereich Sozial- und Erziehungsdienst eine Zulage vorsah. Darüber hinaus hatten zwei Auszubildende mehr als ursprünglich geplant, ihren Dienst bei der Stadt aufgenommen.

Für 2023 sieht der Stellenplan der Stadt (ohne Klutertwelt) 495 Vollzeitstellen vor – 31 mehr als im Jahr zuvor. „Alle Stellenausweitungen sind sinnvoll und begründbar, aber sie kosten auch unfassbar viel Geld“, hatte Tim Strathmann dazu im Rat gesagt. Eine zusätzliche Stelle werde angesichts der zunehmenden Digitalisierung und der gestiegenen Anforderungen an die IT-Sicherheit im Bereich IT geschaffen. „Die Aufgaben nehmen immer mehr zu“, so Strathmann. Eingerichtet wird auch eine Stabsstelle für die Beschaffung von Fördermitteln – die sich im besten Fall quasi selbst finanziert.

Einrichtungen zeitweise geschlossen

Bei den Schulträgeraufgaben werden sechs Stellen neu eingerichtet, weil der offene Ganztag weiter ausgebaut wird. „Es wird aber auch in der Schulverwaltung eine zusätzliche Stelle geben, weil mehr Arbeit im Hintergrund anfällt“, erklärt der Kämmerer. 1,3 Stellen für ein Brückenprojekt für den Übergang vom Kindergarten in die Schule, insbesondere für Geflüchtete, werden aus Fördermitteln finanziert. Für die Schulsozialarbeit schafft die Stadt eine weitere Stelle und bei der offenen Jugendarbeit sollen drei oder vier Kräfte neu angestellt werden. „Bisher haben vorwiegend Honorarkräfte in den Jugendzentren gearbeitet“, sagt Tim Strathmann, „mittlerweile findet man die aber kaum noch“. Die Konditionen seien für viele nicht attraktiv, feste Stellen eher zu besetzen. Aufgrund von Personalmangel mussten die Jugendeinrichtungen zwischenzeitlich sogar an einigen Tagen geschlossen bleiben.

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Mehr Beschäftigte wird es zudem im Bereich der Kindertagesbetreuung geben. Die etwas mehr als zehn Stellen entfallen aber im Wesentlichen auf die neue Kita in Breckerfeld (Ennepetal übernimmt die Jugendamtsaufgaben für die kleine Nachbarstadt mit), die Kosten ersetzt die Stadt Breckerfeld komplett.

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Um dem gestiegenen Arbeitsanfall im Sozialamt Herr zu werden, wird hier eine vierte Stelle eingerichtet. Insbesondere die große Zahl Geflüchteter sei mit einem großen Aufwand verbunden, erklärt der Kämmerer. In diesem Bereich hatte sich die enge Personalsituation deutlich bemerkbar gemacht. Nachdem eine Kraft ausgeschieden war und die Stelle zunächst nicht nachbesetzt werden konnte, zugleich aber der Arbeitsaufwand erheblich gestiegen war, musste das Sozialamt für zwei Wochen für den Publikumsverkehr schließen, damit die aufgelaufenen Anfragen und Anträge überhaupt abgearbeitet werden konnten. Eine solche Schließung sei natürlich problematisch, da es sich um eine Pflichtaufgabe der Stadt handelt und die Menschen ihr Geld bräuchten, so der Kämmerer. Eine Vertretung aus einem andere Verwaltungsbereich einzusetzen, sei nicht möglich. „Es ist von der rechtlichen Materie her nicht ganz unkompliziert und außerdem haben wir ja keinen über“, erklärt er. „Wir haben aber jetzt zwei neue Kräfte gefunden.“ So können die vakante und die neue Stelle besetzt werden.

Tim Strathmann betont, dass man sich seit 2010 nahezu durchgängig im Haushaltssicherungskonzept befinde. „Wir haben bereits alle Stellen abgebaut, die ,über’ waren.“ Wolle man weitere Stellen einsparen, gehe das nur darüber, „etwas zu lassen“ Eine Stadtwache müssen wir grundsätzlich nicht haben, auch eine Musikschule nicht.“ Doch darauf wolle man eben nicht verzichten. „Daher sehe ich nicht, wie wir Personal reduzieren sollten.“