Gevelsberg. Nationalspieler Lukas Klostermann aus Gevelsberg hilft Kindern beim Lesen lernen. Warum er das macht und was er jetzt vorhat.
Vor wenigen Tagen stand er noch in Katar auf dem Rasen, jetzt sitzt Lukas Klostermann in der Geschäftsstelle von „Mentor“ an der Hagener Straße. Das frühzeitige Aus der Deutschen Nationalmannschaft bei der WM und ein elterlicher Besuch in seiner Heimatstadt machten es möglich, dass ein Termin mit den Gevelsberger Leselernhelfern kurzfristig zustande kommen konnte. Der Grund: Der 26-jährige Abwehrspieler, der bei RB Leipzig unter Vertrag steht, ist seit einem Jahr Schirmherr des Vereins, der sich die Förderung der Lese- und Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 16 Jahren zur Aufgabe gemacht hat. Nun fand das erste persönliche Treffen und ein erstes Beschnuppern statt.
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Lukas Klostermann wuchs in Gevelsberg auf, besuchte das Städtische Gymnasium und dribbelte im Stadion Stefansbachtal beim FSV Gevelsberg über den Platz. „Der Kontakt in meine alte Heimat ist niemals abgerissen“, erzählt er. Und wie sehr ihm diese am Herzen liegt, das zeigte der Kicker bereits auf einzigartige Weise beim ersten Corona-Lockdown. Mit seiner großzügigen Spende in Höhe von 100.000 Euro wurde nämlich in Kooperation mit der Stadt das Projekt „Coronahelden Gevelsberg“ ins Leben gerufen, das eine monetäre Zuwendung an lokale Unternehmen und Einzelhändler als Coronahilfe mit einer gleichzeitigen Gutscheinspende als Dank an die örtlichen Coronaheldinnen und -helden verband.
„Zugegeben, ich bin nicht der absolute Bücherwurm, möchte aber trotzdem die Arbeit der Gevelsberger Mentoren unterstützen und halte diese auch für sehr, sehr wichtig“, erklärt Klostermann bezüglich seiner Entscheidung die ihm angebotene Schirmherrschaft zu übernehmen.
„Aber es passt“, da sind sich beide Seiten sicher. Zum einen, weil der Kicker, anders als Kinderbuchautor Jürgen Banscherus, der ebenfalls als Schirmherr fungiert, aus einem ganz anderen Lebensbereich kommt, der nicht nur als prominentes Gesicht Werbung für die Ziele des Vereins machen kann, und zum anderen bekennt er sich auch zum Engagement der ehrenamtlichen Leselernhelfer. Und „als Fußballprofi spricht Lukas natürlich die Kinder und Jugendlichen an“.
Was den Gevelsberger Mentoren bei ihrer Arbeit in die Karten spielt, wenn man bedenkt, dass jedes fünfte Kind am Ende des 4. Schuljahres noch nicht lesen kann. „Diese Tatsache darf uns nicht kalt lassen und ist zugleich auch der Ansporn für unseren Einsatz“, berichtet der „Gründungsvater des Vereins“, Klaus R. Wortmann.
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Weiter sagt er, dass Mentor – die Leselernhelfer Gevelsberg momentan 160 ehrenamtliche Mitglieder habe, von denen sich 130 in einer wöchentlichen Schulstunde Zeit „für ihr Lesekind nehmen“. Was im Laufe der Zeit bei den jungen Menschen Selbstvertrauen und Mut schaffe, um die eigenen Fähigkeiten zu entdecken, und bei der Entfaltung der Persönlichkeit helfen würde, so Wortmann.
Und um die Leselernhelfer auch intern als Gruppe zusammenzuführen, so fährt Wortmann fort, veranstalte man alljährlich ein Sommerfest sowie eine Adventsfeier. Und im Rahmen eines Leseclubs in der Stadtbücherei können sich die Mitglieder nicht nur über ihre Erfahrungen austauschen, dazu würden hin und wieder auch interessante Gesprächspartner aus der Stadt eingeladen.
Die Karriereschritte
Lukas Klostermann machte seinen ersten Schritte als Fußballer beim FSV Gevelsberg, ehe er über den SSV Hagen den Schritt zum damaligen Zweitligisten VfL Bochum machte. 2014 wechselte er zu RB Leipzig.
Für den Gevelsberger war es die erste Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft. 2016 hatte Klostermann mit der Olympia-Auswahl die Silbermedaille bei den Spielen in Rio de Janeiro gewonnen.
„Wir präsentieren uns natürlich auch in der Stadtgesellschaft, wie zum Beispiel beim Mondscheinbummel, bei der Büchermeile oder bei Veranstaltungen in der VHS Ennepe-Ruhr-Süd“, so Wortmann. Und zudem, hier ergreift die stellvertretende Vereinsvorsitzende Regina Block kurz das Wort, sei 2015 das Café International gegründet und in den Folgejahren als Anlaufstelle für geflüchtete Menschen unterhalten worden. „Ähnlich wie bei der Schularbeit vermittelt man hier den zu uns gekommenen Menschen in kleinen Gruppen mit vielen Mentorinnen und Mentoren deutsche Sprachkenntnisse und hilft ihnen bei der Bewältigung ihres Lebensalltags. Mittlerweile unterstützt das Café ukrainische Frauen beim Erlernen der deutschen Sprache.“
Lukas Klostermann zeigt sich beeindruckt von all dem und freut sich auf eine gute Zusammenarbeit, bei der man mit dem Gedanken spielt, diese vielleicht mit einem Fußballturnier so richtig in Fahrt zu bringen. Zuvor gibt es aber erst einmal die offiziellen Insignien der Schirmherrschaft: einen von der Gebal gefertigten Metallpokal mit dem Logo der Leselernhelfer sowie einen Regenschirm.
„Schirm zur Schirmherrschaft“, scherzt der Nationalspieler und betont abschließend noch einmal, dass es wichtig sei „Kindern zu helfen, damit sie ihren Standort in der Welt finden und eine gute Basis haben, sich zu entwickeln und um sicher im Leben zu stehen“.