Gevelsberg. Die Nominierung des Gevelsbergers Lukas Klostermann für die Fußball-WM überraschte viele – auch die eigene Familie, die nach Katar fliegen wird.
Schon bevor Bundestrainer Hansi Flick am Donnerstag seinen Kader für die Weltmeisterschaft in Katar bekanntgab, war für die meisten Fußballfans ein Großteil der Spieler, die auf der Liste stehen würden, bereits klar. Zu den Überraschungen bei der Nominierung gehörte allerdings ein Name aus dem Südkreis: Lukas Klostermann ist mit dabei. Sowohl zur Freude des Gevelsbergers als auch seiner Familie darf der 26-Jährige um den Titel kämpfen, obwohl er seit über drei Monaten kein Spiel mehr bestritten hat.
Hansi Flick sprach das Thema selbst an. So mancher Fan würde sich sicher wundern, dass der Name Klostermann auf seiner Kaderliste steht, sagte der 57-Jährige, um dann zu erklären, warum er sich so entschieden hat: „Wir sind immer in engem Austausch gewesen, weil wir Lukas auf der Position des Rechtsverteidigers sehen. Er hat im Juni in den Nations-League-Spielen super performt, deshalb haben wir ihn seitdem eng begleitet. Im Verlauf des Turniers kann er uns sehr gut weiterhelfen.“
Alternativen hätte es durchaus gegeben
Im Juni hatte Klostermann beim 1:1 gegen England als Teil einer Dreierkette ebenso überzeugt wie beim 5:2-Sieg gegen Italien als rechter Verteidiger. Diese Eindrücke hat Flick nicht vergessen. Obwohl es durchaus noch personelle Alternativen mit mehr Spielpraxis gegeben hätte, entschied sich der Bundestrainer zum Beispiel gegen Klostermanns Vereinskollegen Benjamin Henrichs von RB Leipzig oder den Wolfsburger Ridle Baku und stattdessen für Klostermann, der nach einem Syndesmoseriss zuletzt am 1. Spieltag gegen den VfB Stuttgart auf dem Rasen gestanden hatte.
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Bedenken, dass es Fitnessprobleme beim früheren Jugendspieler des FSV Gevelsberg geben könnte, hat Flick nicht. Dabei vertraut er auch auf den Rat von Klostermanns Vereinstrainer Marco Rose, der ihm garantiert habe: „Er ist absolut fit.“ Klostermann selbst sieht es genauso, wenngleich er zugibt: „Ich muss sagen, dass es bei mir schon eine Punktlandung war.“ Unter der Woche stand er beim Heimspiel gegen Freiburg erstmals wieder im Kader, kam aber noch nicht zum Einsatz. Am Samstag um 15.30 Uhr besteht im Auswärtsspiel in Bremen die letzte Chance, Wettkampfpraxis zu sammeln, bevor er zum Nationalteam reist. „Ich arbeite darauf hin und hoffe, dass ich noch die eine oder andere Minute bekommen werde“, betonte Klostermann vor dieser Partie.
Der vielseitig einsetzbare Abwehrspieler ist hocherfreut über die Nominierung: „Die letzten Wochen und Monate waren nicht ganz einfach für mich persönlich, umso mehr freue ich mich, dass der Bundestrainer mir das Vertrauen geschenkt hat. Wir waren im engen Austausch in den letzten Wochen, als es konkreter wurde. Ich freue mich, dass ich mit dabei sein darf.“
Freude daheim ist groß – aber auch kritische Wort
Große Freude herrscht auch bei Klostermanns Familie. Vater Andree sagt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Damit haben wir alle nicht gerechnet. Als Lukas kurz vor der Verkündung bei uns anrief, haben wir uns riesig gefreut.“ Klostermanns Eltern werden nun die Vorrunde in Katar verbringen und ihren Sohn anfeuern. Dass das Gastgeberland aufgrund der Menschrechtssituation vor Ort in der Kritik steht, trübt dabei etwas die Vorfreude: „Wir hätten uns ein unbeschwerteres Reiseziel gewünscht. Es gibt berechtigterweise viel an der WM-Vergabe zu kritisieren“, findet Andree Klostermann. Aber als Vater überwiegt bei letztlich ihm die Freude darüber, dass sich sein Sohn „mit der WM-Teilnahme einen Traum erfüllen kann.“