Schwelm. Nach der Insolvenz der Firma Pitthan gibt es niemanden, der Elektrik ins Kulturhaus und ins Rathaus der Stadt Schwelm einbaut. Die Perspektiven.
Katastrophale Nachrichten für den Neubau des Rathauses und des Kulturhauses: Der Elektrobetrieb, der für beide Großprojekte in Schwelm die Ausschreibung zur Installation gewonnen hatte, ist pleite. Sind im Kulturhaus mittlerweile mehr als 80 Prozent der Elektroarbeiten erledigt, ist im Rathaus-Rohbau noch nicht ein einziges Kabel verlegt. Im schlimmsten Fall muss all das, was noch nicht erledigt ist, EU-weit neu ausgeschrieben werden. Der Technische Beigeordnete der Stadt Schwelm, Ralf Schweinsberg, erläutert die Vorgänge und zeichnet die Perspektiven für die beiden aktuell größten Bauprojekte in der Stadt Schwelm.
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Dass es zu diesen erheblichen Problemen gekommen ist, teilte die Verwaltungsspitze nun erstmals öffentlich im Rahmen der Ratssitzung am Donnerstagabend, 24. November, mit. So hatte sich die Firma Pitthan aus Wehbach im nördlichen Rheinland-Pfalz bei der Ausschreibung für die Elektrogewerke in den beiden Großbauten durchgesetzt und nahm zunächst auch planmäßig im Kulturhaus ihre Arbeit auf. „Was sie im Kulturhaus bislang geleistet haben, ist auch ausnahmslos in Ordnung von der Qualität der Arbeit“, sagt Schweinsberg. Dann erreicht die Stadt Schwelm die Hiobsbotschaft: Zum 31. Mai hat der Elektro-Betrieb den Antrag auf Insolvenz gestellt. Schweinsberg: „Unseres Wissens nach eine Insolvenz in Eigenregie. Die Arbeiten liefen zunächst einmal wie geplant weiter.“
Arbeiten ruhen seit 1. August
Bis zum 1. August. An diesem Tage wurde das Insolvenzverfahren der Firma Pitthan eröffnet und seitdem hat sich kein Elektriker aus Wehbach mehr nach Schwelm verirrt. „Der Insolvenzverwalter hat sich bei uns gemeldet und uns mitgeteilt, dass wir zu den Projekten zählen, die nicht fortgeführt werden können“, sagt der Technische Beigeordnete der Stadt Schwelm.
Parallel kam aber Bewegung in die Insolvenzgeschichte in Wehbach: Die Thelen-Gruppe aus Essen – ein Immobilien-Gigant, der gern Firmen kauft, denen es nicht ganz so gut geht – hat Pitthan übernommen und aus Sicht der Schwelmer ein großes Problem geschaffen: Die Elektro-Pitthan GmbH ist keine Rechtsnachfolgerin der insolventen Pitthan GmbH. Heißt: Die Stadt Schwelm besitzt überhaupt keinen Vertragspartner mehr und ebenso keine Gewährleistungsansprüche auf die bislang erfolgten Arbeiten.
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An dieser Stelle gibt es deutlich Unterschiede zwischen Kulturhaus und Rathaus. Zunächst zum Kulturhaus: Hier sind etwas mehr als 80 Prozent der Elektro-Installation erledigt. „Wir hoffen, dass wir uns mit der Elektro-Pitthan GmbH, die wohl auch die Mitarbeiter übernommen hat, darauf einigen können, dass sie die Arbeiten beendet“, sagt Schweinsberg. Das große Problem scheint zu sein, dass die neuen Eigentümer dies nicht zu den alten vertraglich geregelten monetären Konditionen erledigen wollen.
Wichtig scheint beim Bau des Kulturhauses vor allem ein höchstes Maß an Rechtssicherheit zu sein, denn der Bau wird mit mehr als sieben Millionen Euro Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen hochgezogen, die auf keinen Fall in Gefahr geraten sollen. „Wir sind in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung Arnsberg und hoffen, in der kommenden Woche einen Schritt weiter zu kommen“, sagt Ralf Schweinsberg.
Dramatische Lage am Rathaus
Etwas dramatischer stellt sich die Lage beim Rathaus dar. Denn hier ist noch kein Kabel gezogen, keine Steckdose gesetzt – gar überhaupt nichts passiert, was mit der Elektrik zu tun hat. „Auch hier wollen wir eine rechtlich saubere Lösung“, sagt Schweinsberg. Doch weigert sich die neue Pitthan-Variante, zu für die Stadt Schwelm akzeptable Kriterien die Arbeit aufzunehmen, muss die Verwaltung im schlechtesten Fall das Elektrogewerk für das Großprojekt komplett neu EU-weit ausschreiben. „Das würde wohl ein halbes Jahr in Anspruch nehmen“, sagt Ralf Schweinsberg, der aber genau weiß, dass die Menge an Firmen die so ein Projekt überhaupt schultern können und dann in der aktuellen Zeit der rappelvollen Auftragsbücher auch noch Kapazitäten besitzen, dies zusätzlich zu schultern, ausgesprochen klein ist. „Wir – damit meine ich alle Projektbeteiligten mit Bürgermeister Stephan Langhard an der Spitze – wollen alles versuchen, irgendwie im Zeitplan zu bleiben.“ Vor Weihnachten soll Klarheit herrschen, wie es im Rathaus und im Kulturhaus weitergeht.
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Klar ist aber auch: Bei beiden Projekten ist die Zeit, in der andere Gewerke um die fehlenden Elektro-Installationen herumbauen können, ausgesprochen endlich. Deutlich wird das vor allem am Beispiel des Rathauses, wo der Innenausbau langsam anläuft und überwiegend im Trockenbau – heißt mit Ständerwerk und Rigipsplatten – umgesetzt wird. Eine Seite der Wände kann dementsprechend gestellt werden, die andere aber erst, wenn die Kabel dazwischen verlegt sind. Zeichnet sich keine Lösung mit der Thelen-Gruppe ab, werden sich bei einer Neuausschreibung eine deutliche Verzögerung der Fertigstellung und wahrscheinlich auch weitere zusätzliche Kosten nicht vermeiden lassen.
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