Gevelsberg. Trotz Sparmaßnahmen und Belastungen möchte die Stadt Gevelsberg weiterhin investieren. So steht es um ihre Kredite und so geht sie mit Zinsen um.

Mit mehr als 100 Millionen Euro Schulden plant die Stadt Gevelsberg zum 1. Januar 2023, die zu diesem Stichtag in ihren Büchern stehen sollen. Eine Summe, die mit einer Ausnahme seit 2016 stetig gestiegen ist. Und auch im kommenden Jahr stehen große Projekte an, für die die Verwaltung auf fremdes Geld angewiesen ist. Die Entwicklung der Innenstadt, Straßenbau, Brücken, Hochbaumaßnahmen, Gewässerausbau und Grundstücksankäufe sind angedacht. 35,1 Millionen Euro möchte Gevelsberg dafür in die Hand nehmen. Genauer: Für die Fortführung der Projekte und neue Investitionen. Den größten Teil dieser Summe plant die Stadt, sich in 2023 zu leihen.

Wie Privatleute auch zahlt sie dafür Zinsen. Und die sind zuletzt deutlich gestiegen. „Die Inflation hat eine große Wirkung auf den Finanzmarkt“, heißt es in den Erläuterungen zum Haushaltsentwurf 2023. „Die Zinssätze für langfristigeInvestitionsdarlehen haben sich innerhalb eines Jahres versiebenfacht.“

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Dieser deutliche Anstieg werde die Stadt Gevelsberg aber in erster Linie und fast ausschließlich nur bei der Finanzierung von neuen Maßnahmen betreffen. „Die langanhaltende Niedrigzinsphase konnte in der Vergangenheit genutzt werden, um den Darlehensbestand langfristig, in der Regel auf Restlaufzeit, abzusichern“, heißt es weiter.

Finanzbedarf in Zukunft soll wachsen

Die Stadt unterscheidet zwischen sogenannten Investitionskrediten und Liquiditätskrediten. Investitionskredite dienen klassischer Weise, wie der Name schon verrät, der Finanzierung von Projekten, also Investitionen, die die Stadt macht. Dazu erklärt Andreas Saßenscheidt, Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Gevelsberg: „Wir nehmen nie Kredite für bestimmte Projekte auf. Wir haben immer das Prinzip der Gesamtrechnung.“ Wie viel an Kredit also beispielsweise im Moment für den Kauf des Rupprecht-Hauses zu Buche schlägt, sagt Saßenscheidt daher nicht.

Zu den Liquiditätskrediten erklärt er: „Liquidität ist das, was man privat als überzogenes Konto bezeichnen würde.“ Der aktuelle Bestand an Liquiditätskrediten könne wegen längerer Laufzeiten noch günstig beziehungsweise kostenneutral finanziert werden, steht es im Haushaltsentwurf für 2023 weiter.

In Zukunft wird Gevelsberg sich aber eher auf stärkere Belastungen einstellen müssen. Die inflations- und damit krisenbedingten Auswirkungen würden den Finanzierungsbedarf auf Sicht deutlich anwachsen lassen, wirft die Stadt einen Blick voraus. Bürgermeister Claus Jacobi hatte die Politik in seiner Rede zum Haushaltsentwurf bereits auf härter werdende Zeiten eingeschworen. Dabei sprach er neben der Inflationsrate unter anderem auch die Energiemangellage an. Vor allem die Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten verschärft die finanzielle Situation der Kommunen darüber hinaus schon jetzt.

Lange Laufzeiten, sichere Konditionen

Für 2023 ist laut Entwurf etwa eine halbe Million Euro mehr für Zinsen eingeplant aus noch im Vorjahr. „Das wird natürlich eine Mehrbelastung für den Haushalt“, sagt Andreas Saßenscheidt. Eine Mehrbelastung, die die Entscheidung, in Zukunft weitere Kredite aufzunehmen, auch beeinflusse. „Es gibt immer Maßnahmen, um die wir nicht drumherum kommen. Ansonsten muss man aber gucken, ob man Kredite aufnimmt“, betont Gevelsbergs Kämmerer.

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Etwa vier Millionen Euro hat die Stadt Gevelsberg in 2022 an Darlehen zurückgezahlt. Für 2023 ist eine in etwa genauso hohe Tilgung geplant. „Das bezieht sich auf alles investive“, so Saßenscheidt. „Im Moment haben wir Kredite über 30 Jahre abgeschlossen, um die Konditionen zu sichern.“ Sollte die Stadt irgendwann einmal weniger tilgen, ändere sich die Laufzeit natürlich.