Gevelsberg. Polizei warnt vor neuer Betrugsmasche. Die Fälle in Gevelsberg und auch in den anderen Kreisstädten mehren sich: Darauf muss man achten.

Sie kommen, wenn man abgelenkt ist. Während man die Einkäufe im Kofferraum verstaut, in Gedanken schon wieder ganz woanders ist. Dann stehen sie vor einem, viel zu nah, zeigen auf ein Klemmbrett und bitten um eine Unterschrift und eine Spende für den guten Zweck. Wenn man Pech hat, ist nicht nur das gespendete Geld weg, sondern auch das Portemonnaie. Diese Masche ist nicht neu, aber gerade hochaktuell in Gevelsberg und den Nachbarstädten.

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Gleich zwei Mal hat Jutta Thaler gesehen, wie diese Betrüger auf dem Rewe-Parkplatz in Gevelsberg in den vergangenen Tagen unterwegs waren und sich deshalb in unserer Redaktion gemeldet, um andere zu warnen. Damit ist sie nicht alleine. Viele berichten in den sozialen Netzwerken von weiteren unangenehmen Begegnungen, an den verschiedensten Stellen. Die Polizei mahnt zur Vorsicht. Vor allem auf Parkplätzen von Lebensmittelläden seien diese Trickbetrüger derzeit aktiv, die Meldungen würden sich häufen.

Auf Abstand halten

Polizeisprecherin Sonja Wever erklärt, dass die Polizei davon ausgehe, dass es sich um organisierte Banden handelt, gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn das Geld für Spenden lockerer sitzt, treten sie auf den Plan. Die junge Frau, die auf Jutta Thaler zukam, sprach nicht und zeigte auf einen Zettel, der auf einem Brett klemmte. „Dieses Schreiben sah sehr professionell aus“, sagt sie. Mit Europafahne, einem offiziell wirkenden Text. Darin wurde um Unterschriften gebeten, um eine Begegnungsstätte für Taubstumme im Ennepe-Ruhr-Kreis realisieren zu können.

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Die Frau gab sich ebenfalls als taubstumm aus und zeigte, nachdem die Gevelsbergerin unterschrieben hatte, immer wieder auf eine Zahl. 20 Euro. „Sie wollte, dass ich ihr das gebe. Das habe ich nicht, das war doch etwas viel.“ Die Gevelsbergerin holte 3 Euro aus der Geldbörse. Ärgerlich steckte die vermeidliche Spendensammlerin das Geld in die Hosentasche. Das und ihr Verhalten machten Jutta Thaler stutzig. „Wenn man Geld sammelt, dann packt man das doch in eine Spendendose oder irgendeinen Behälter und nicht in die eigene Tasche. Ich habe sie dann nach einem Spendenausweis gefragt.“ Die junge Frau habe sich dumm gestellt und sei zum nächsten gegangen. Jutta Thaler griff zum Handy und rief die Polizei an. Schnell war die Frau verschwunden. Zu schnell. „Da hat bestimmt jemand auf sie gewartet und hat sie weggefahren.“

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„Die Gevelsbergerin hat sich absolut richtig verhalten“, sagt Sonja Wever. Und sie habe Glück gehabt, dass sie nicht noch bestohlen wurde. Denn mit dem Geld, das gespendet wird, damit würden sich die Trickbetrüger meist nicht zufrieden geben. Während der eine mit dem Klemmbrett vor dem potenziellen Opfer hin und her fuchtelt, fischt ein anderer Geld aus der Tasche. Meist unbemerkt. Sie würden es auch schaffen, Geldscheine aus dem geöffneten Portemonnaie zu ziehen, weil das Opfer abgelenkt ist.

Opfer vor der Haustür

Der Tipp der Polizei: „Halten Sie Abstand, lassen Sie sich nicht auf ein Gespräch ein und rufen Sie die Polizei.“ Die Polizeisprecherin erklärt, dass man niemals auf der Straße spenden sollte. Offizielle Einrichtungen hätten immer eine Homepage. Dort gebe es auch alle Infos und man könne bequem von zuhause aus spenden. Und noch ein Hinweis, wenn man angesprochen wird und jemand eine Unterschrift haben will, dann sollte man immer skeptisch und vorsichtig sein, egal, worum es geht. Gerade an belebten Orten wie auf Supermarkt-Parkplätzen suchen sie ihre Opfer.

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Selbst vor der eigenen Haustür ist man aber nicht sicher vor diesen Trickbetrügern, auch wenn dies eher selten passiere, wie Sonja Wever erklärt. Dennoch hat es den 82-jährigen Sprockhöveler getroffen, der am Dienstag, 8. November, gegen Mittag von einer Frau mit Klemmbrett angesprochen wurde. Er sollte eine vermeintliche Petition zugunsten Menschen mit Handicap zu unterschreiben. Anschließend forderte sie ihn auf, einen kleinen Geldbetrag zu spenden. Nachdem er seine Geldbörse aus der Hosentasche holte, wurde er durch die Frau bedrängt, indem sie versuchte ihm näher zu kommen und ihn zu küssen. Er konnte sie zwar von sich wegdrücken, ebenso war aber anschließend ihre Geldbörse verschwunden. Leider hat er das erst in der Wohnung bemerkt. Da war die Frau schon längst über alle Berge.

Weil unterschiedliche Personenbeschreibungen bei den einzelnen Fällen eingegangen sind, geht die Polizei davon aus, dass derzeit mehrere Trickbetrüger unterwegs sind. Die Frau, die den Senioren in Sprockhövel bestohlen hat, wurde auf 40 geschätzt. Die Frau, die die Gevelsbergerin ansprach auf Anfang, Mitte 20.