Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Wegen des hohen Krankenstandes bei der VER dauern die massiven Bus-Ausfälle im EN-Kreis weiter an. Worauf sich Fahrgäste jetzt einstellen müssen.
Ruhige Zeiten kennt VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter überhaupt nicht. Seit er im Jahr 2018 seinen Posten bei der Verkehrsgesellschaft angetreten hatte, prasseln ohne Unterlass neue Probleme auf die Verkehrsgesellschaft ein. Aktuell gibt es keinerlei Möglichkeit, den Busverkehr aufrecht zu erhalten. Seit Anfang September sind bereits viele tausend Fahrten gestrichen worden. Das hält mindestens noch einmal zwei Wochen lang, die Geschäftsführung hat bereits die Zustimmung des Betriebsrats, den reduzierten Fahrplan bis Weihnachten aufrecht zu erhalten.
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„Wir haben einen Krankenstand von 20 Prozent“, sagt Peter Bökenkötter im Gespräch mit der Redaktion. Corona, Grippe, nachgeholte Operationen – das sind die Gründe, die Pressesprecherin Sandra Bruns im September für den Ausfall von täglich zwischen 50 und 100 anführte. Doch das ist nur eine Vermutung. „Seit Corona nicht mehr meldepflichtig ist, bekommen wir von den meisten Mitarbeitern auch keine Information mehr über die Art ihrer Erkrankung“, sagt Peter Bökenkötter und betont, dass die VER mit diesem Problem nicht allein ist. Auch andere Verkehrsunternehmen hätten aktuell Krankenstände von 15 bis 20 Prozent.
Rentenwelle und Krankheit
Doch zusätzlich hat die VER aktuell mit anderen Herausforderungen zu kämpfen, die sie bislang so überhaupt nicht kannte. „Früher gab es gar keine Fluktuation beim Personal. Aktuell ist sie enorm“, sagt Peter Bökenkötter und nennt die Gründe.
Einerseits befindet sich die VER derzeit in einer massiven Welle der Berentung, andererseits kämpfen alle Branchen um Personal und locken guten Leute. „Wir haben sogar jemanden an die Metall-Branche verloren. Offenbar kann man am Fließband derzeit mehr verdienen als als Busfahrer“, sagt der Geschäftsführer.
Dem versuchet die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr nun mit möglichst vielen Neueinstellungen zu begegnen. „Wir nehmen jeden mit entsprechendem Führerschein“, sagt der VER-Chef der vom Aufsichtsrat bereits das Ok bekommen hat auch über Bedarf einzustellen, wenn sich denn entsprechend viele Leute auf die Jobs als Linienbus-Fahrer oder -Fahrerin bewerben. Dies passiert ausdrücklich mit Blick auf die kommenden Monate und Jahre, wo viele weitere Fahrer das Unternehmen auch altersbedingt verlassen werden.
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Denn eine Situation wie sie seit Anfang September vorherrscht, will die VER nicht als Dauerzustand haben. „Aufgrund des weiterhin sehr hohen Krankenstandes kann die VER ihr Leistungsangebot im gewohnten Umfang nicht mehr aufrechterhalten und muss erneut das Fahrplanangebot leicht einschränken. Auf diesem Wege können ungeplante Ausfälle vermieden werden und sich die Kundinnen und Kunden rechtzeitig auf das vorübergehende Angebot in der Zeit von voraussichtlich Montag, 24. Oktober bis Freitag, 23. Dezember 2022 einstellen“, schreibt Pressesprecherin Sandra Bruns. Zunächst einmal für zwei Wochen geplant, aber rechtlich schon bis zum 23. Dezember auf sicheren Füßen, fallen tausende Fahrten aus. Falls sich der Krankenstand zwischenzeitlich in entsprechendem Maße reduzieren sollte, kehrt das Unternehmen wieder zum vollständigen Angebot zurück. Vorgesehen ist der Wegfall einzelner Fahrten im gesamten VER-Liniennetz, jedoch werden weiterhin alle Stadtteile bedient.
Tausende Fahrten fallen aus
Folgende Kriterien wurden laut Sandra Bruns bei der Auswahl der Fahrten, die komplett gestrichen werden, berücksichtigt: wenig Fahrgäste; es gibt ein Parallelangebot; kurze Taktzeiten; Aufrechterhaltung des größten Teils der Schülerverkehre.
Ziel sei es, etwa 96 Prozent des gewohnten Angebots auch jetzt noch aufrechtzuerhalten. Das eingeschränkte Fahrplanangebot ist in die elektronische Fahrplanauskunft (EFA) eingepflegt, so dass sich Fahrgäste bereits jetzt über die zeitlich befristeten Neuerungen informieren können.