Ennepetal. Der Ennepetaler Arbeitskreis Kluterthöhle hat als erster Verein die Zusammenarbeit mit dem Geologischen Dienst NRW fixiert. Das steckt dahinter.
Wenn es um das Thema Höhlenforschung geht, dann ist der Ennepetaler Arbeitskreis Kluterthöhle (AKKH) immer ganz weit vorn. Das bezieht sich nicht nur darauf, dass die Aktiven des Vereins um den Vorsitzenden Stefan Voigt schon viele Höhlen entdeckt und erforscht haben, sondern auch auf das Bestreben, einen nachhaltigen Umgang mit Höhlen im Sinne der Wissenschaft und des Umweltschutzes verbindlich zu regeln. Als erster Höhlenverein in Nordrhein-Westfalen fixierte der AKKH nun schriftlich mit dem Geologischen Dienst NRW, dass sich beide Institutionen gegenseitig unterstützen.
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„Eine solche flächendeckende Vereinbarung zwischen einem Geologischen Dienst und einem Verein gibt es in ganz Deutschland noch nicht“, betonte Stefan Voigt bei der Vorstellung der Kooperationsvereinbarung im Geopark-Center im Haus Ennepetal. Diese beinhaltet einerseits, dass der Geologische Dienst (GD), der als Landesbetrieb beim NRW-Wirtschaftsministerium angesiedelt ist, den AKKH als gemeinnützigen Höhlenforscherverein „bei der Erforschung der Höhlensysteme im rechtsrheinischen Teil Nordrhein-Westfalens“ unterstützt. Der AKKH wiederum „liefert mit der sorgfältigen Erforschung der rechtsrheinischen Höhlen unter anderem wichtige Beiträge zur geologischen Landesaufnahme“.
Konkret bedeutet das, dass der GD dem AKKH den Zugang zur Höhlendatenbank „Spelix“ ermöglicht. So können und müssen die Aktiven des Ennepetaler Vereins ihre Aktivitäten melden, Erkenntnisse aus dem Befahren der verschiedenen Höhlen, die der AKKH erforscht, eingeben und Bildmaterial hochladen. „Wir kartieren flächenhaft“, erklärte Stefan Henscheid, Leiter des Geschäftsbereichs „Geo-Informationssystem“ beim GD NRW, „Wir haben weder Zeit noch Geld, genauer reinzuschauen. Die Höhlenforschervereine gehen dagegen kleinteilig vor.“
Das Ennepetaler Modell
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Kluterthöhle (AKKH), Stefan Voigt erinnerte bei der Vorstellung der Kooperation des Vereins mit dem Geologischen Dienst NRW daran, dass der AKKH das so genannte „Ennepetaler Modell“ entwickelt und etabliert habe.
„In den 70er Jahren wurde jedes Erdloch, dass sich bei Bauarbeiten auftat, schnell zugeschüttet“, so Voigt. Das Ennepetaler Modell sieht vor, dass der AKKH mit einem Grundstücksbesitzer – ob Kommunen, Firmen oder auch dem Land NRW – einen Betreuungsvertrag abschließt. Dieser regelt den Höhlenschutz, die Sicherungspflicht, die Forschungserlaubnis und anderes mehr. Dazu gehört nicht zuletzt, dass der AKKH die jeweilige Höhle mit einem Tor verschließen darf, um die Höhle und ihr Inventar vor Zerstörung und Verschmutzung zu sichern, unerfahrene Besucher fernzuhalten und Bewohner der Höhle wie Fledermäuse und verschiedene Kleintiere zu schützen.
Die Stadt Hagen war in den 80er Jahren erster Vertragspartner des AKKH und übertrug dem Verein die Aufgaben der Höhlenforschung und des Höhlenschutzes. Mittlerweile zählt der AKKH mehr als 100 verschlossene Höhlen in seinem Arbeitsgebiet und schloss unzählige Verträge mit Privatpersonen, Firmen, Städten, Gemeinden und dem Land NRW.
Henscheid erläuterte, dass es wichtig sei, den Boden zu kennen, wenn man ihn nutzen wolle. Höhlen zu erforschen sei von Bedeutung für das Bauen, nicht zuletzt auch für die Nutzung von Geothermie oder die Suche nach Wasser. Ebenso verwies er auf die wissenschaftliche Bedeutung in Bezug auf die Erdgeschichte und die Klimaentwicklung sowie die geologische Beschaffenheit einer Region. „Gesteine, die wir in Höhlen sehen, sind die, die wir im Untergrund haben“, sagt er.
Stefan Voigt sagte, dass die ehrenamtlich tätigen Aktiven der Höhlenforschervereine im Prinzip Hilfestellung bei der Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben leisten würden, indem sie sich um den Schutz, die Erforschung und Dokumentation der Höhlen bemühen. Der AKKH arbeite bereits seit vielen Jahren mit dem Geologischen Dienst zusammen, mit der Vereinbarung werde diese Kooperation professionalisiert. Das hat nicht zuletzt einen ganz simplen Grund: „Was tun wir, wenn der Chef wechselt?“, so Voigt. Und Stefan Henscheid ergänzte: „Das Schlimmste wäre es, wenn Informationen in Aktenordnern zu Hause stehen – die sind dann irgendwann weg.“
Zugang zur Höhlendatenbank des Landes
Die Zusammenarbeit der Vereine mit dem GD NRW sieht neben den Beiträgen zur geologischen Landaufnahme in NRW und zur kleinräumigen Erforschung des Untergrunds sowie dem Pflegen einer gemeinsamen Höhlendatenbank auch vor, gemeinsame Geländetermine zu vereinbaren, Höhlenkolloquien durchzuführen, Forschungsergebnisse zu publizieren und eine offensive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. „Denn nur was die Gesellschaft kennt und schätzt, wird sie in Zukunft auch schützen“, heißt es von beiden Seiten. Mit dem Abschluss der Vereinbarung drückt der GD NRW nicht zuletzt seine Wertschätzung dafür aus, „dass der AKKH seine Forschungsarbeiten mit großer Sorgfalt, professioneller Gefahrenabschätzung und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlagen, wie die des Bodendenkmalschutzes und Geologiedatengesetzes, durchführt“.
Auch Landrat Olaf Schade und Bürgermeisterin Ennepetals Bürgermeisterin Imke drückten ihre Freude über das Zustandekommen der Vereinbarung aus. Schade hob die aktive Rolle von Stefan Voigt und dem AKKH bei der Auszeichnung der Kluterthöhle als Nationales Naturmonument hervor und verwies darauf, dass man im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 2027 besondere geologische und erdgeschichtliche Phänomene sichtbar machen wolle und Ennepetal mit dem Kluterthöhlensystem dabei eine große Rolle spielen werde. Imke Heymann würdigte den großen ehrenamtlichen Einsatz der Aktiven des AKKH.
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Dr. Volker Wrede, Vorsitzender des Geoparks Ruhrgebiet, erklärte, dass man die moderne Höhlenforschung und den Höhlenschutz im Geologischen Dienst etabliert habe. Wichtig sei, die Geologie verständlich zu machen. „Höhlen faszinieren die Menschen und sind somit ein Vehikel, um die Menschen zu packen“, sagte er. Höhlen könnten in der Klimadiskussion wichtige Erkenntnisse aus früheren Zeiten liefern oder auch Rohstoffvorkommen vor Augen führen. „Ich freue mich, dass wir Partner vor Ort finden, die helfen, so etwas sichtbar zu machen wie hier in Ennepetal“, so Wrede. „Dafür sind wir sehr dankbar.“