Gevelsberg. Lange war der Mord an Helmut S. aus Hagen ungeklärt. Nun hat der Gevelsberger Ayhan G. wohl mit dem brutalen Verbrechen in Haft geprahlt.

Irgendwann, zwischen dem 16. und dem 22. März vergangenen Jahres, ist Helmut S. (68) nicht mehr gesehen worden. Irgendwann in diesem Zeitraum wurde der Altmetallhändler aus Hagen-Haspe, nur einen Steinwurf von Stadtgrenze zu Gevelsberg entfernt, in seiner Werkstatt grausam umgebracht. Jetzt scheint der Mordfall aufgeklärt – und als Hauptverdächtiger gilt für die Ermittler der Gevelsberger Ayhan G. (35). Der Drogenabhängige soll mit einer Axt den Schädel des Opfers zertrümmert haben – verraten hat er sich offenbar selbst.

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Diese Tat lag den Ermittlern der Mordkommission „Kappa“ wie ein schwerer Stein im Magen: Anderthalb Jahre lang blieb das Tötungsdelikt ungelöst, was für die Hagener Kripo eher ungewöhnlich ist. Doch jetzt scheint die intensive Ermittlungstätigkeit vom Erfolg gekrönt: In der vergangenen Woche erließen die Haftrichterinnen des Amtsgerichts Hagen Haftbefehle wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes gegen drei weitere dringend Tatverdächtige: zwei Männer (36 und 41 Jahre alt) und eine Frau (29) aus Hagen. Sie befinden sich seitdem in Untersuchungshaft.

Zellennachbar geht zur Polizei

In der kommenden Woche soll dann der Gevelsberger, der von den Kripo-Ermittlern als der Hauptbeschuldigte angesehen wird, in dieser Sache der Haftrichterin vorgeführt werden. Ayhan G. verbüßt gerade wegen Rauschgiftdelikten eine dreieinhalbjährige Haftstrafe, zu der ihn das Landgericht Hagen im Dezember verurteilt hat. Derzeit befindet er sich auf einer geschlossenen Suchtentzugsstation der Psychiatrischen Landesklinik Marsberg und ist zudem noch an Corona erkrankt.

Der Tatverdächtige Ayhan G. aus Gevelsberg soll den Mord seinem Zellengenossen gestanden haben.
Der Tatverdächtige Ayhan G. aus Gevelsberg soll den Mord seinem Zellengenossen gestanden haben. © Helmut Ullrich | Helmut Ullrich

Unser Foto zeigt Ayhan G. am Tag seiner Verurteilung am 3. Dezember. Er wurde von den Richtern unter anderem einer Verabredung zum Raub für schuldig befunden. Ein Zahnarzt aus Wuppertal sollte überfallen werden – doch die Ermittler hatten seine Telefongespräche belauscht. Festnahme und Durchsuchung. In seiner Wohnung in Gevelsberg fanden die Kripobeamte 470 Gramm Amphetamine und eine bereitgelegte Machete. Durch seine unbedarfte Geschwätzigkeit während der Untersuchungshaft hat er dann offenbar selbst die entscheidende Spur gelegt, die dem mutmaßlichen Mord-Quartett jetzt zum Verhängnis werden könnte.

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Nach Informationen dieser Zeitung soll der inhaftierte Gevelsberger gegenüber einem Mitinsassen (40) in der JVA Hagen von der Bluttat geprahlt und dabei auch Insiderwissen zum eigentlichen Tatgeschehen in der Schrottwerkstatt ausgeplaudert haben. Der Zellennachbar vertraute sich im November als Zeuge vom Hörensagen den Beamten an. Dadurch nahmen die Ermittlungen der Mordkommission „Kappa“, die aufgrund fehlender Anknüpfungspunkte zunächst ins Stocken geraten waren, wieder an Fahrt auf. Inzwischen stützen intensive und verhängnisvolle WhatsApp-Chats aus sichergestellten Handys, von den Ermittlern abgehörte Telefonate, DNA-Anhaftungen an Textilien und Blutspuren in einem Auto den dringenden Tatverdacht gegen das Quartett. Drei Maintrailer-Hunde erschnupperten unabhängig voneinander zudem eine Geruchsspur – und führten die Kripobeamten direkt zur Wohnanschrift des hauptbeschuldigten Gevelsbergers.

Der getötete Helmut S. war ein liebevoller Großvater. Bekannte schildern den Vollbartträger als etwas kauzig. Er trug gern Latschen, eine alte Lederhose und lebte in einer weißen Holzhütte hinter dem Haus seiner Werkstatt – gleich neben seinem Hühnerstall. Er galt als äußerst sparsam, nutze noch ein uraltes Nokia-Handy. Doch ihm gehörten auch mehrere Häuser und Wohnungen. Mit dem Verkauf von Schrott aller Art verdiente er gutes Geld. Sein letztes Geschäft, der Verkauf von Kupfer, hatte dem Altmetallhändler stolze 40.000 Euro eingebracht.

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Ob die möglichen Täter davon wussten? Am 28. März wurde Helmut S. von seiner getrennt lebenden Frau (61) bei der Polizei als vermisst gemeldet. Kurz darauf entdeckten die Beamten seine Leiche in der hinteren Ecke der Werkstatt, eingewickelt in blaue Plastikfolie und abgedeckt mit Pappe. Der Schädel war mit einer Axt eingeschlagen worden. Ein grausiger Anblick.

Kopf mit Axt eingeschlagen

Wie die späteren Ermittlungen ergaben, könnte das nunmehr beschuldigte Täterquartett in der Nacht zum 18. März 2021 in die Schrotthalle an der Vogelsanger Straße eingedrungen sein. Die vier Beschuldigten sollen dabei mit einer Machete, einer Kettensäge und einer Axt bewaffnet gewesen sein, um den Schrotthändler einzuschüchtern und auszurauben. Der 68-Jährige leistete offenbar Widerstand: Ihm wurde daraufhin zunächst ins Gesicht und schließlich von dem angeschuldigten Gevelsberger Tatverdächtigen mit der Axt auf den Kopf eingeschlagen.

Fest steht: Die Tatwaffe konnte noch nicht gefunden werden, die 40.000 Euro sind weg, ebenso fehlt die Rolex-Uhr des Opfers. So das Ergebnis der Ermittlungen, zu denen sich die Staatsanwaltschaft derzeit noch nicht äußern will. Nur so viel: „Der Getötete war offensichtlich kein Zufallsopfer“, bestätigt Staatsanwalt Michael Burggräf (48) auf unsere Nachfrage, „die jetzt Beschuldigten gehörten zu seinem Bekanntenkreis.“

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