Schwelm. Thomas Kurtz hängt zum Heimatfest immer eine Regenbogenfahne an seine Hausfassade. Jetzt wurde die abgerissen und gestohlen.
Das große Haus mit der grau-schwarzen Schieferfassade und den grünen Fensterläden an der Hauptstraße 100, direkt an der Ecke Lessingstraße, ist ein echter Hingucker. Thomas Kurtz und seine Ehefrau sind hier zuhause. Bereits zum dritten Mal haben sie in diesem Jahr zum Heimatfest eine große Regenbogenfahne von außen am Haus befestigt. Schon von weitem war die bunte Flagge zwischen den beiden Fensterfronten zu sehen.
Doch dann das: Am Sonntagmorgen bemerkt das Schwelmer Ehepaar, dass die Flagge fehlt. „Irgendwer hat die abgerissen, hier sieht man auch noch die Fußabdrücke“, sagt Thomas Kurtz und zeigt auf die weiße Fensterbank, wo auch wenige Tage später noch ein deutlicher, dunkler Fußabdruck zu sehen ist. Es sei das erste Mal, dass sich ein solcher Vorfall am Haus der Kurtzs ereignet hat, berichtet der Schwelmer. „Für uns ist das Heimatfest ein buntes Fest. Wir wollen damit zeigen, dass auch die LGBTQ-Gemeinschaft hier einen Platz hat. Daher hängen wir die Fahne immer zum Heimatfest auf.“ Für Familie Kurtz sei das eine Art Statement und zwar ein wichtiges. „Deswegen ist das so schade, weil eigentlich war es in diesem Jahr ein wunderschönes Fest“, bedauert der Schwelmer. Die Täter haben die Regenbogenfahne zum Bedauern des Ehepaars nicht nur abgerissen, sie haben sie auch gestohlen. „Wir sind hier ein liberaler Haushalt. Natürlich kann jeder seine Meinung dazu haben, aber das hätte wirklich nicht sein müssen“, ärgert sich der Bürger. Auch seine Ehefrau ist traurig und schockiert zugleich über den Vorfall.
Schwelm: Das sagt die Polizei
Die Polizei verständigt oder Anzeige erstattet, haben beide jedoch nicht. „Das hätte nichts gebracht, glaube ich.“ Sonja Wever, Pressesprecherin der Polizei, erklärt, dass es sich bei der Mitnahme der Fahne definitiv um einen Diebstahl handelt. Hinzukomme, dass beim Betreten eines privaten Grundstücks ein Hausfriedensbruch begangen wird.
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„Die Frage, ob das politisch motiviert war, wäre dann zu prüfen“, sagt Sonja Wever. Die Straftat würde jedoch in beiden Fällen die gleiche bleiben. „Man muss dann nur schauen, ob da noch andere Ordnungswidrigkeiten hinzukommen.“
In Schwelm gebe es im Allgemeinen aber weniger Berührungspunkte mit solchen Fällen, die auf politische Motive zurückgehen. „Das hängt unter anderem damit zusammen, weil es hier auch wenig Versammlungen dieser Bewegungen gibt. Das spielt sich ja eher in Großstädten ab.“ Solche großen Ansammlungen gab es in der Kreisstadt bislang nicht.
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Für Familie Kurtz steht trotz des schockierenden und gleichzeitig traurigen Ereignisses fest: „Wir werden die Fahne auch wieder im kommenden Jahr zwischen unseren Fenstern an die Hausfassade hängen.“ Mit der Hoffnung, dass diese dann auch nach dem Heimatfest noch an Ort und Stelle ist.