Ennepetal. Der Schulausschuss in Ennepetal hat wegweisende Entscheidungen getroffen. 121 Millionen Euro sollen in die Schulen investiert werden.

Der Schulausschuss hat Entscheidungen getroffen, die die Schullandschaft in Ennepetal maßgeblich verändern werden: Die Grundschule Voerde wird abgerissen und erhält an der Vilvoorder Straße ein größeres Domizil. Auch die Sekundarschule soll einen modernen Neubau bekommen - am Standort Amselweg. Und die Grundschule Büttenberg wird baulich erweitert.

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Der Gesamtmasterplan Ennepetaler Schulen wurde in der Sitzung nicht auf den Weg gebracht. Dennoch geht es um etwa 121 Millionen Euro, die investiert werden sollen. Eine gigantische Summe.

Gesamtmasterplan Schulen

Bei der Betrachtung der Schulen hat das Architektenbüro Gernot Schulz den Raumbedarf im Blick und den Bestand bewertet. Fazit: Handlungsbedarf besteht überall, ausgenommen am Reichenbach-Gymnasium, das war auch nicht Bestandteil der Betrachtung. Die kalkulierten Investitionskosten für alles (bis 2033) werden auf etwa 195 Millionen Euro beziffert, bei einem Zinssatz von 4 Prozent für das Fremdkapital und bei einem stetig steigendem Baupreisindex. Derzeit liegt er bei + 17,6 Prozent pro Jahr.

Grundschule Voerde

Rat entscheidet

Die Entscheidungen wurden mehrheitlich getroffen, die zum Büttenberg einstimmig: Der Schulausschuss gibt nur eine Empfehlung ab, das letzt Wort hat der Rat.

Vertagt wurde die Entscheidung, wie es mit den anderen Schulen weitergeht. In Altenvoerde kann im Bestand erweitert werden (Kosten: 18,5 Millionen Euro). Die Katholische Grundschule könnte um die Räumlichkeiten des Stadtarchivs erweitert werden, wenn das Archiv einen neuen Standort hat. Und die Grundschule Wassermaus mit ihren beiden Teilstandorten müsste ebenfalls erweitert werden (zusammen 56 Millionen Euro). Die Schulleitung erklärte in der Sitzung, dass eine Zusammenlegung an einem Standort sinnvoller wäre. Diese Variante ist im Masterplan nicht aufgeführt und muss noch politisch diskutiert werden.

Der größte Bedarf, das machte die Stadtverwaltung deutlich, besteht an der Grundschule Voerde. Schon jetzt sind Unterrichts-Container im Einsatz, zweistöckige sind bestellt. Und die Prognose zeigt, dass die Schülerzahlen weiter steigen, und auch der OGS-Rechtsanspruch sorgt für noch mehr Raumbedarf. Das Dach muss dringend saniert werden und es wurden Schadstoffe gefunden, die, wenn keine Bauteile angefasst werden, gebunden seien, aber dennoch raus müssen. Ein Neubau sei zwingend notwendig, rät das Architekturbüro im Rahmen der Machbarkeitsstudie. Da am alten Standort nicht genügend Platz ist, wurde die Vilvoorder Straße als Standort vorgeschlagen, neben dem geplanten Kindergarten. Kostenkalkulation: 37 Millionen Euro: Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.

Sekundarschule

Unterricht im Treppenhaus, Klassenräume, die viel zu klein sein, Schulleiter Michael Münzer zeichnete ein wenig einladendes Bild. Auch das Architektenbüro sagt in seinem aufgestellten Gesamtmasterplan: „Für die Sekundarschule ist es erforderlich, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Aktuell gibt es zwei Standorte. Ab 2027 soll die Schule am Amselweg zusammengeführt und auf vier Züge erweitert werden. Der Neubau kostet laut Schätzung des Architekturbüros 83 Millionen Euro.

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Das Übergangsquartier könnte in der Friedenshöhe bezogen werden. Der Standort Haus Ennepetal sei für einen Schulneubau geeignet, in einer interfraktionellen Runde sei dieser aber nicht befürwortet worden, so der Architekt in der Sitzung.

Grundschule Büttenberg

Schon jetzt ist klar: Die bereits beschlossene Erweiterung „wird den aktuellen Entwicklungen nicht gerecht und ist unzureichend“, so die Aussage des Büros. Eine Erweiterung des Anbaus bringt die Lösung und wird 1 Million Euro kosten.

Die Finanzen

„Ich bin Stadtkämmerer, kein Stadtzauberer“, sagte Tim Strathmann in der Sitzung, als er gefragt wurde, wie er alle Maßnahmen des Masterplans im Haushalt abdecken will. Weder durch Sparmaßnahmen noch durch Mehreinnahmen seien diese Maßnahmen darstellbar. „Wir haben nichts auf der hohen Kante.“ Einzig eine Grundsteuerhöhung würde das benötigte Geld bringen. Doch die müsste massiv sein. Seit 2017 liegt der Hebesatz bei 740.

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Strathmann rechnete vor: Wenn alle Maßnahmen so umgesetzt würden, würde der Haushalt durch Zinsen und Abschreibung nicht sofort, aber in den den kommenden Jahren massiv belastet. 2033 müssten 11 Millionen Euro finanziert werden, das würde den Hebesatz um 914 Punkte zusätzlich erhöhen. Dann liege der Satz bei 1654. Haushalte müssten 639 Euro zusätzlich zahlen. Auch die Worte des Kämmerers trugen dazu bei, dass erst einmal nur drei Maßnahmen und nicht alle auf den Weg gebracht wurden - auch mit Blick auf die massiv steigenden Baukosten.

Die Diskussion

Michael Haas und Daniel Böhler von der FDP brachten die Idee ins Spiel, die Grundschulen Voerde und Altenvoerde zusammen am neuen Standort zu integrieren. Der entsprechende Prüfauftrag wurde in der Abstimmung abgelehnt, die beiden Schulleitungen waren zudem massiv gegen so einen Vorschlag, weil die Unterrichtskonzepte unterschiedlich und pädagogisch nicht vereinbar wären.

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Diana Hunold-Heymann (Die Linke) schlug vor, die Sekundarschule an die Vilvoorder Straße zu verlegen, und die Grundschule Voerde an den Amselweg. Das bedeute weniger Verkehr, weil die älteren Schüler eher einzeln zur Schule kommen, statt mit dem Bus. Auch Lisa Marie Bulla (FWE) unterstützte den Vorschlag. Diese Idee wurde lange diskutiert, schlussendlich blieb es bei dem Vorschlag des Architekturbüros, auch weil die Sekundarschule größer würde als die Grundschule und mehr Flächen verbrauchen würde.

Guido Quabeck (Bündnis 90/Die Grünen) sprach sich dafür aus, die Wassermaus an einem Standort zusammen zu führen. Das würde Kosten sparen, so sein Argument.

Ausschussvorsitzender Daniel Heymann (CDU) erklärte, dass der Beschluss über die weiteren Maßnahmen drei, vier Jahre geschoben werden sollte.

Die SPD-Fraktion begrüßte, dass beide Neubauten nun gleichzeitig umgesetzt werden sollen und die weiteren Maßnahmen weiter überdacht werden. Dr. Petra Kappe: Wir sollten nicht gute Ideen unter den Tisch fallen lassen, auch wenn die Zeit für die Maßnahmen drängt.“