Schwelm. Nach coronabedingter Zwangspause findet auch endlich wieder der Heimatfestzug statt. So ist es gelaufen. Weniger Zuschauer am Rathaus.
Bereits um 11 Uhr versammeln sich die ersten Kinder und Erwachsenen auf den Straßen, in der Altstadt und auf dem Bürgerplatz. Pünktlich um 13 Uhr ertönen dann die Sirenen: Der Heimatfestzug beginnt. Ein traditioneller Festzug, in den unter anderem die 13 Schwelmer Nachbarschaften unheimlich viel Mühe und Arbeit gesteckt haben, und ein Festzug, auf den die Schwelmerinnen und Schwelmer nun zwei Jahre in Folge verzichten mussten. Denn die Corona-Pandemie machte dem Schwelmer Heimatfest sowohl 2020 als auch 2021 einen Strich durch die Rechnung. Umso ausgelassener ist die Stimmung am Heimatfestzugsonntag, die Kinder tanzen verkleidet vor Beginn des Zuges über die Straße Nähe des Rathauses. Die Eltern machen Fotos, lachen freudig mit. Jegliche Altersklassen sind bei dem größten Schwelmer Volksfest vertreten. Alle haben eins gemeinsam: Sie freuen sich, dass endlich wieder Heimatfest-Zeit ist, dass endlich wieder 13 Nachbarschaften ihre monatelange Arbeit präsentieren können und dass nach solch einer langen Pause zusammen gefeiert werden kann.
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Nachdem die Sirenen um 13 Uhr ertönen, geht der Heimatfestzug auch schon los. Zunächst fahren Polizei, Nachtwächter, die Festzugleitung sowie die Dacho vorbei. Mit dabei: Bürgermeister Stephan Langhard, der den Menschen am Straßenrand freudig Süßigkeiten zuwirft. „Hier noch, hier noch“, rufen mehrere Kinder gleichzeitig und laufen allesamt zu den Bonbons, die auf dem Bürgersteig gelandet sind. In einem Wahnsinnstempo packen die Kurzen die Leckereien in ihre Tüten.
Süßigkeiten heiß begehrt
Ein paar Meter weiter – Nähe der Kreuzung Weststraße/Obermauerstraße steht eine Gruppe von Kids, die nicht nur gespannt auf den Zug warten, sondern auch top vorbereitet sind. Kleine Regenschirme nutzen die fünf Kinder, um damit die Süßigkeiten aufzufangen. Und das Besondere: Sie alle sind verkleidet: Vom Polizisten bis hin zum Schwan freuen sich die Kleinen, dass sie sich zusammen den Festzug anschauen können. „Wir sind schon immer hier mit dabei“, ruft eines der Mädchen. „Meine Schwester und ich verkleiden uns jedes Jahr“, fügt der kleine Schwan hinzu und wirkt sichtlich stolz. Die Eltern der Kids lachen, auch sie sind froh, dass ihre Schützlinge nun wieder die Schwelmer Tradition miterleben können.
Kurz darauf erklingt laute Musik: Die Nachbarschaft Oberstadt macht den Anfang und präsentiert ihre Wagen sowie Einzelgänger unter dem Motto „The greatest Show“. Mehrere junge Mädchen zeigen Kunststücke am Trapez, der Beifall ist groß. Eine Tanzgruppe führt eine einstudierte Choreographie auf und bereits von weitem ist das Highlight der Oberstädter zu erkennen: Der 4,50 Meter hohe Elefant. Trotz der kurzen Regeneinheit am Samstag ist hier nichts beschädigt worden. Das gilt im Übrigen für alle 13 Nachbarschaften, wie Bürgermeister Stephan Langhard bereits im Vorfeld erwähnte. Das Wetter war nämlich eine der größten Sorgen der Schwelmer Nachbarschaften. Doch Letztenendes spielte dieses viel besser mit, als alle dachten.
Auch für die darauffolgenden Wagen, Gruppen, Tänzern und Einzelgängern gibt es nicht nur lauten Applaus und viel Gejubel, auch eine Abkühlung mithilfe von Wasser kommt hier nicht zu kurz. So spritzen die Mitglieder des Königreichs Möllenkotten, die auf dem Feuerwehrlöschboot unterwegs sind, alle Besucher am Rand mittels eines Schlauchs mit Wasser (ein bisschen) nass. Eine Dame sucht noch in letzter Sekunde Unterschlupf unter einem kleinen Stuhl, den sie sich über den Kopf hält – doch das bringt alles nur wenig. Die Möllenkotter treffen fast immer einen der Zuschauer.
Eine nasse Erfrischung
Das Gelächter ist groß. Bei den Temperaturen am Sonntag waren wohl auch viele froh, ein wenig Abkühlung zu bekommen. Die kam auch bei der Nachbarschaft am Brunnen und der Nachbarschaft Winterberg nicht zu kurz, die jeweils an fünfter und sechster Stelle im Zug zu sehen waren. Auch hier sorgten Wasserbomben sowie am Wagen befestigte „Düsen“ für eine feucht, fröhliche Erfrischung.
Den Abschluss des Heimatfestzuges bilden die Heimatfreunde Loh. Sie haben es aus personellen sowie finanziellen Gründen in diesem Jahr nicht geschafft, mit einem eigenen neu gebauten Wagen anzutreten. Dennoch haben die Mitglieder den „bunten Wagen“, wie sie ihn nennen, mit Liebe und viel Mühe gestaltet. Musik und viel Dekoration sorgen für gute Stimmung und einen gelungenen Abschluss.
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Während in der Altstadt sowie auf dem Bürgerplatz auch weit nach 16 Uhr noch ein riesiges Getümmel herrscht, ist es in diesem Jahr auf Höhe der Ehrentribüne am Rathaus eher leer. „Wir sind etwas enttäuscht, dass es hier so leer ist“, bedauert eine Zuschauergruppe, die am Straßenrand steht. In den Jahren vor der Pandemie sei es hier deutlich voller gewesen, berichten die fünf feierfreudigen Männer. Doch das macht ihnen nichts aus. „Wir sind froh, dass endlich wieder Heimatfest ist. Teils sind wir hier schon 20 oder 30 Jahre mit dabei“, fügt einer der Herren hinzu. „Und in den letzten beiden Jahren haben wir den ganzen Alkohol angesammelt, um heute alles zu geben“, ruft der nächste und lacht.
Jörg Brandenburg, Leiter des Festzuges, ist ebenfalls mehr als zufrieden mit dem Heimatfestzug. Trotz einiger Lücken, die sich im Laufe des rund vierstündigen Umzuges bildeten, war die Stimmung aus seiner Sicht super. Diese Lücken gehen unter anderem auf die unterschiedliche Geschwindigkeiten der Fußgruppen und Einzelgänger zurück, die auch diesmal wieder bei den Zuschauern am Rande des Öfteren einen kleinen Stopp einlegten sowie auf zwei Rettungseinsätze, durch welche der Zug kurzzeitig gesperrt werden musste. Der Gegensatz zur Meinung einiger Besucher: In Brandenburgs Augen gab es mehr Zuschauer als in den „Vor-Corona-Jahren“.
Deutlich wird am Heimatfestzugsonntag eines ganz besonders: Nicht nur die Mitglieder der 13 Schwelmer Nachbarschaften sind erleichtert und glücklich zugleich, dass die Tradition wieder stattfindet, insbesondere die Schwelmer Bürger – egal ob Kinder, Erwachsene oder Großeltern – zeigen, wie sehr ihnen das Schwelmer Heimatfest gefehlt hat. Und das zeigen sie gerne auch allen Zuschauern. Die einen in Form vom Tanzen, die anderen in Form vom Quatschen und Lachen miteinander und wieder andere heben einfach wieder gemeinsam das Glas und stoßen fröhlich gemeinsam an.