Schwelm. Andreas Jautze und Mirko Enkhardt sind Schwelmer Heimatfest-Urgesteine. Ein Gespräch mit den beiden trockenen Originalen wird nie langweilig.
Heimatfest steht in Schwelm vor der Tür und damit die Premiere von Mirko Enkhardt und Andreas Jautze als Kaal und Krißjan, die exklusiv mit dieser Zeitung über die Jahrzehnte als Einzelgänger im Festzug sprechen, den Tod von Horst Beckenhusen und darüber, wie ihre Frauen eigentlich reagiert haben, als sie zu Hause erzählt haben, dass sie nun den nächsten Job haben.
Wie ist dazu gekommen, dass Sie nun Kaal und Krißjan verkörpern? Wie kam die Idee auf? Wie ist der Kontakt zustande gekommen?
Mirko Enkhardt: Die Idee kam von den alten Kaal und Krißjan – Horst Beckenhusen und Hans-Georg Müller. Die haben mich vor drei Jahren am Historischen Stadtrundgang in Absprache mit der Ex-Dacho-Vorsitzenden Christiane Sartor angesprochen, ob ich mir die Nachfolge vorstellen kann. Dann hab ich mir gedacht, ich frag doch mal den Andreas, einen langjährigen Kumpel von mir in Sport und Schule und Nachbarschaften. Die Idee ist bei allen auf offene Ohren gestoßen. Durch Corona hat sich das jetzt zwei Jahren hingezogen. Und es ist natürlich schade, dass der Horst das nicht mehr miterleben kann. Er war aber noch involviert.
Was war Ihr erster Gedanke, als Mirko Enkhardt auf Sie zugekommen ist?
Andreas Jautze: Auf der 100-Jahr-Feier der Sportfreunde Schwelm kamen Horst Beckenhusen und Christiane Sartor auf mich zu. Ich habe gar nicht lange überlegt, sondern sofort gesagt: „Kann ich mir vorstellen.“
Also sofort Sympathie für den Gedanken?
Andreas Jautze: Wir beide haben eh immer Einzelgänger im Heimatfestzug gemacht und dann schon oft gesagt, dass wir mal eine Fußgruppe außerhalb der Wertung machen. Eigentlich wollten wir immer Loriot in der Badewanne machen, jetzt sind wir Kaal und Krißjan.
Apropos Einzelgänger: Mit Ihnen verlieren die Nachbarschaften „Zum Parlament“ und Oehde ihre erfolgreichen Einzelgänger. Wie kam das an bei den Nachbarn?
Andreas Jautze: Als ich gesagt habe, dass ich den Krißjan verkörpere, haben die erstmal gefragt: Klappt das denn dann noch mit dem Einzelgänger? Nee, hab ich gesagt, das klappt nicht. Das ist aber schon geregelt.
Und bei Ihnen? Sie waren ja ein Institution als Einzelgänger.
Mirko Enkhardt: Wenn ich Einzelgänger war, dann immer etwas Vernünftiges. Auch deshalb haben sich alle erstmal gefreut, dass ich den Kaal verkörpere. Wir haben meist sowieso zwei, drei Einzelgänger. Deshalb fällt das bei uns nicht so schwer ins Gewicht.
Horst Beckenhusen, ebenfalls aus der Oehde, kriegt das nicht mehr mit. Wiegt das Gewand um so schwerer oder erfüllt es Sie mit Stolz?
Andreas Jautze: Ja natürlich erfüllt mich das mit Stolz. Horst war mein Bürge, als ich in die Nachbarschaft eingetreten bin. Ich war mit Horst im Kegelclub, im Lottoclub. Ich bin 25 Jahre in der Nachbarschaft und Horst war immer da.
Hans-Georg Müller hat das Ehrenhalstuch bekommen, steht er Euch noch mit Rat und Tat zur Seite?
Andreas Jautze: Es gab schon das ein oder andere Treffen, er hat uns angeboten, uns immer zu helfen. Platt kann Mirko schon ein bisschen besser, ich muss das aber noch üben.
Mirko Enkhardt: Er hilft uns vor allem bei den Abläufen; wo man hinmuss, wo man besser nicht hingeht. Es ist absolut wichtig, dass Hans-Georg für uns im Hintergrund noch da ist.
Horst Beckenhusen und Hans-Georg Müller haben in Ihren Büttenreden gern auf Missstände hingewiesen. Ex-Bürgermeisterin Gabriele Grollmann hat einmal wutentbrannt die Halle verlassen. Haben Sie sich das auch auf die Fahnen geschrieben?
Mirko Enkhardt: Wir werden es anders machen als die beiden, aber wir werden sicherlich in Zukunft den ein oder anderen Nadelstich setzen. In diesem Jahr fehlte noch etwas die Zeit, aber das wird kommen.
Andreas Jautze: Dieses Jahr ist noch so ein Winke-Jahr. Nächstes Jahr können wir uns da mit ordentlich Vorlauf dransetzen, dann wird das eine andere Nummer.
Apropos Winken: Von voll drin geht es auf den Dachowagen. Wie ist der Rollenwechsel?
Andreas Jautze: Bislang haben wir am Heimatfestsonntag ab morgens voll unter Strom gestanden. Das wird fehlen, das haben wir 20 Jahre gemacht. Der Sonntag war ja immer die Kirsche auf der Heimatfestsahne.
Mirko Enkhardt: Das wird schon komisch. Das Kribbeln und die Anspannung morgens auf dem Bauplatz werden fehlen. Außerdem ist das mein 29. Zug jetzt und ich war erst zweimal auf dem Wagen. Die Nähe zu den Leuten als Einzelgänger ist etwas ganz besonderes. Aber wir werden in die neue Rolle reinwachsen und freuen uns auch drauf.
Sie werden viele repräsentative Termine haben, was viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Wie haben das denn Ihre Frauen aufgefasst?
Andreas Jautze: Jaaaa… erstmal schluckend. Oh, noch einen Job. Aber ganz ehrlich: Wenn sie nicht zugestimmt hätte, hätte ich das auch nicht gemacht.
Mirko Enkhardt: Genau so. Sport, dies, jenes, noch einen Job. Ist schon eng gestrickt. Aber wir brauchen das ja auch, vor allem nach den Corona-Jahren, dass der Zusammenhalt wieder wächst und die Heimat präsentieren kann.
Andreas Jautze: Wir sind zudem beide berufstätig. Das ein oder andere Mal werden wir auch mal nicht können, aber das war vorher allen klar.
Wird man Sie auch als Kaal und Krißjan auf der Kirmes sehen?
Mirko Enkhardt: Natürlich beim Fassanstich, Sonntag, Montagsrunde, von der wir Gründungsväter sind, Siegerehrung – und auch zu weiteren Gelegenheiten. Wahrscheinlich aber nicht durchgängig alle fünf Tage.